Rosenheim/Thiersee – Erst der Wolf, dann der Goldschakal und jetzt der Bär. Das Land Tirol bestätigte am gestrigen Montag, dass sich im Gemeindegebiet von Thiersee zumindest zeitweise ein Bär aufgehalten hat. Für Sicherheit in dieser Frage sorgte ein DNA-Abgleich. Dazu hatten Experten Ende Juni Proben von drei gerissenen Schafen am Wildenkar genommen. Bereits Mitte Juni hatte vermutlich derselbe Bär ein Schaf bei Langenkampfen kurz hinter Kufstein gerissen. Zu den Almweiden der Region am Sudelfeld oder am Brünnstein bei Oberaudorf ist es von dort nicht weit. Die Almbauern sind in Sorge um ihre Tiere – zum wiederholten Male in diesem Jahr. Doch auch für Wanderer könnte es gefährlich werden.
Beliebtes
Wandergebiet
„Das sind Luftlinie vielleicht zehn Kilometer, wir sind gleich im nächsten Tal“, sagt Katharina Kern, Kreisbäuerin für Rosenheim. Der Ort, an dem die gerissenen Schafe aufgefunden wurden, sei zudem für Bergsportler ein beliebtes Ausflugsziel, wie die Gemeinde Thiersee auf Nachfrage bestätigte. Vor allem das nur wenige Meter entfernte Hintere Sonnwendjoch wird oft von Familien für eine Bergtour aufgesucht.
„Die Wanderer sind jetzt mehr gefährdet“, sagt Waldtraud Heinlein, die selbst über zehn Jahre eine Alm am Sudelfeld betrieben hat. „Alleine gehe ich gerade sicher nicht mehr in die Berge. Wenn da etwas im Busch raschelt, trifft mich ja der Schlag.“ Allen voran gelte die Sorge aber den Tieren auf den Weiden. „Das ist unser Hab und Gut“, sagt Heinlein. Und das müsse beschützt werden. „Beim Bären ist es das Gleiche wie beim Wolf. Wir sind in höchster Alarmbereitschaft“, sagt Kern, die selbst Tiere auf einer Alm hat. Sie kontrolliere jeden Morgen die Weide, ob noch alle Tiere da sind, sagt die Bäuerin. Zudem lässt Kern die Kälber aufgrund der dauernden Bedrohung durch Wolf, Goldschakal und Bär zurzeit in der Nacht im Stall. „Die Zäune schützen in den meisten Fällen einfach nicht“, sagt Kern. Als letzte Option würde der Bäuerin bleiben, dass sie ihre Tiere ganz im Tal lässt.
„Die Verunsicherung ist schon groß“, bestätigt sie. Vor allem habe der Jäger in ihrem Gebiet in den vergangenen Tagen auch vermehrt tote Rehe und Gämsen gefunden. „Das war aber wahrscheinlich weder der Wolf oder der Bär, sondern irgendwas anderes“, vermutet Kern. Ansonsten habe sie von dem Bären noch nichts mitbekommen. Das bestätigt auch das Landesamt für Umwelt (LfU). Auf Nachfrage teilte das LfU mit, dass es in Bayern keine neuen Sichtungen oder Bestätigungen des Bären gegeben habe.
„Solang der bei uns nicht aufschlägt, können wir nicht viel machen“, sagt Kern. Außer täglich die Almen abzugehen und durchzuzählen. Und da mache es dann schon einen Unterschied, ob es ein Wolf oder ein Bär ist. „Einen einzelnen Wolf zu verjagen, geht bestimmt besser als einen Bären. Der Wolf zieht sich im Normalfall zurück, beim Bären bin ich mir da nicht sicher“, sagt Kern. Deshalb gehe sie mittlerweile mit einem mulmigen Gefühl die Almen ab. Der Bär hat einen beachtlichen Bewegungsradius. Die Tiere können nach Angabe der Welttierschutzgesellschaft zwischen 30 und 40 Kilometer am Tag zurücklegen.