Rosenheim/Traunstein – Weltweit sind Lieferketten in praktisch allen Branchen gestört. Dies merkt man auch in der bayerischen Forst- und Holzwirtschaft. Aktuell besinnt sich Südostoberbayern wieder auf eine Stärkung der Wertschöpfung in der Region. Dafür wurde jetzt in der Gemeinde Ainring (Landkreis Berchtesgadener Land) unter der Schirmherrschaft der Bayerischen Forstministerin Michaela Kaniber der Verein „Wir bauen auf heimisches Holz“ mit großer Beteiligung aus dem Raum Rosenheim gegründet.
Große Mengen Holz
gehen nach Übersee
In den vergangenen Jahren war es durchaus Praxis, dass Schnittholz-Produkte stark international gehan-delt wurden. Dies führte unter anderem dazu, dass im Jahr 2021 mit globalen extremen Holzpreisen sehr viel Schnittholz in Übersee-Exporte ging und es zumindest teilweise zu einer Knappheit kam. Laut Franz Wörndl, Holzbauunternehmer aus Eggstätt, gilt es, die kleinen familiengeführten Sägewerke der Region zu stärken. Sie müssen in die regionale Wertschöpfung mit einbezogen werden, um vom Setzling bis zum Holzbau Arbeitsplätze in der Region zu sichern.
Dies unterstreicht auch Christoph Vodermaier, Bürgermeister der Gemeinde Riedering, „Unser regionaler Rohstoff soll auch vor der Haustür genutzt werden. Nicht nur die Familien geführten Betriebe unterstützen wir somit in der Region, sondern wir stärken auch den ländlichen Raum.“
Dass der Rohstoff gerade in der Region ausreichend, wenn nicht sogar im Übermaß vorhanden ist betonen nicht nur die Bayerischen Staatsforsten. Auch Georg Höhensteiger, Vorsitzender der Waldbesitzervereinigung Rosenheim, ist überzeugt, den nachwachsenden Rohstoff Holz vor Ort einzusetzen und betont, dass aktive Forstwirtschaft und Nutzung von Holz aktiver Klimaschutz ist.
Die damit verbundene stärkere Rundholznachfrage sowohl bei den Waldbesitzern und Waldbesitzervereinigungen als auch den Bayerischen Staatsforsten in der Region stärkt wiederum deren Marktposition. Am Ende sieht man auch eine zunehmend stärkere Nachfrage bei den Endkunden: Sei es die Realisierung von Holzbauten im privaten Bereich, die Planung der Architekten oder die Umsetzung der Gemeinden in der Region.
Deshalb hat die Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, im Jahr 2021 in einem Pilotprojekt unter der Führung der bayerischen Cluster-Initiative für Forst und Holz diese Wertschöpfungskette in der Region zusammenführen lassen. Der Zuspruch innerhalb der heimischen Forst- und Holzwirtschaft ist hoch, so dass aktuell der Verein „Wir bauen auf heimisches Holz“ gegründet wurde. Bei der Vereinsgründung betont Kaniber nicht nur die Vorteile von Holzbau im Klimaschutz: Jeder verbaute Fest-meter Holz binde eine Tonne Kohlendioxid. Sie sieht auch die Wichtigkeit einer beständigen Waldpflege, um unsere Wälder vermehrt klimatauglich zu machen. Dazu sollen stärker Laubhölzer eingebracht und die Bestände verjüngt werden.
Aktuelle Diskussionen, eine Unterschutzstellung von größeren Waldflächen sieht die Ministerin kritisch: „Wir können in Bayern auf gleicher Fläche schützen und nutzen. Damit garantieren wir die Versorgung mit dem heimischen nachhaltigen Rohstoff Nummer eins. Und wir können gleichzeitig Biodiversität und die Stabilität unserer Wälder stärken.“
Ziel des Vereins ist nun die Kommunikation bei den Endverbrauchern, die Initiierung von Projekten und die Gewinnung weiterer Betriebe aus der Branche. Aktuell gibt es 19 Gründungsmitglieder der Forst-Holz-Kette darunter auch Bürgermeister und Architekten sowie weitere circa 40 Mitgliedszusagen. Bis Herbst 2022 will man eine eigene Website und Kommunikationsmaterial aufbauen.