Welche Schildkröte treibt im Aschauer Naturbad ihr Unwesen?

von Redaktion

Genaue Art muss ermittelt werden – Laut Gemeinde Aschau besteht keine Gefahr für die Bevölkerung

Ambrosius, die gelbe Anakonda aus dem Siferlinger Weiher. Foto dpa

Aschau – Wer sich derzeit im Aschauer Naturfreibad abkühlen will, der schwimmt nach wie vor nicht alleine. Wie berichtet, hat sich eine Schildkröte das Aschauer Bad als neues Zuhause ausgesucht und durch ihre Anwesenheit am Montagabend einen Polizei- und Feuerwehreinsatz ausgelöst.

Die Gemeinde Aschau ist über den ungewöhnlichen Badegast informiert. „Wir sehen derzeit keinen Handlungsbedarf“, sagt Martin Stuffer, Fachbereichsleiter für Wasser und öffentliche Sicherheit und Ordnung. Die Verwaltung stehe im Kontakt mit dem Landratsamt und damit mit der zuständigen Naturschutzbehörde. „Ein Reptilienfachmann ist bereits vor Ort gewesen und ist auch heute (Mittwoch) noch einmal draußen und versucht, das Tier zu identifizieren“, sagt Stuffer. Mehrere Medien berichteten, dass es sich bei der Schildkröte um eine Schnappschildkröte handle. Bisher wisse man aber nichts Genaueres.

„Das ist eine ganz Brave“, sagt Werner Heinrichsberger, der Pächter des Kiosks am Aschauer Naturbad. Er habe die Schildkröte in den vergangenen Wochen bereits ein paar Mal gesehen. Sie ist circa 20 Zentimeter lang und 15 Zentimeter breit und vor allem scheu, so Heinrichsberger. Die meiste Zeit verstecke sie sich. „Die Schildkröte mag auch ihre Ruhe“, sagt Heinrichsberger.

Die Beschreibungen der Schildkröte würden zu einer ausgebüchsten Wasserschildkröte von Gundi Mravlag aus Aschau passen. „Ich vermisse seit einem Monat eine meiner männlichen Wasserschildkröten“, sagt die 80-Jährige. Sie habe damals Plakate ausgehangen und gehofft, dass sich der Ausreißer nur in einen Nachbarteich verirrt hat. Dass es ihre männliche Schildkröte in das knapp ein Kilometer entfernte Naturbad geschafft hat, könnte aber durchaus sein, so die Besitzerin.

Mravlag hat normalerweise zwei männliche Wasserschildkröten. „Wenn eines der Männchen geschlechtsreif wird, kann es sein, dass es das andere Männchen verdrängt“, versucht Mravlag den Grund der Wanderschaft ihrer Wasserschildkröte zu erklären. Sie bewege sich entlang von Wasseradern.

„Ich würde meine Wasserschildkröte sofort erkennen“, sagt Mravlag. Doch dazu müsste die Schildkröte im Aschauer Naturbad erst einmal gefangen werden. „Das ist wie eine Suche nach der Nadel im Heuhaufen“, weiß Mravlag. Zumindest Mravlags Schildkröte sei sehr scheu und blitzschnell. Mit einem Kescher sei sie kaum einzufangen.

Gundi Mravlag ist von dem Medienrummel, den die Schildkröte ausgelöst hat, überwältigt. „Die Dinge überschlagen sich“, sagt die 80-Jährige, die von dem Polizeieinsatz über eine Nachbarin erfahren hat. Ihr sei wichtig, dass der Betrieb des Naturbads nicht gestört wird. Mravlag hofft jetzt, dass die Schildkröte schnell gefangen wird, damit geklärt wird, ob es sich um ihr vermisstes Exemplar handelt.

Sie sei selber bereits mehrmals zum Naturbad gegangen, die Schildkröte habe sie aber nicht gesehen. „Vielleicht erwischt man die Schildkröte im Herbst, wenn das Wasser im Bad abgelassen wird und die Tiere aufgrund der Kälte langsamer werden“, hofft Mravlag. Sie hängt nämlich sehr an ihren Tieren.

„Schildkröten sind mein Totemtier“, sagt Mravlag. Für sie stehen die Tiere für eine ungebrochene Weisheit. „Sie haben über Millionen von Jahren ihren Körper nicht verändert“, schwärmt sie. Dadurch dass Schildkröten wechselwarme Tiere sind, „passen sie sich trotzdem immer an“.

Schlange Ambrosius hält im Sommer 2016 die Region in Atem

Im Sommer 2016 hatte eine Anakonda, die später auf den Namen Ambrosius getauft worden war, die Region Rosenheim in Atem gehalten. Ein Mann hatte am Siferlinger Weiher bei Söchtenau eine Schlange entdeckt, woraufhin der damalige Bürgermeister Sebastian Forster ein Badeverbot verhängte. Wochenlang war die Schlange abgetaucht, bis Schlangenfans – ein Ehepaar aus München – das Tier einfangen konnte (wir berichteten). Seitdem lebt das Tier in der Reptilienauffangstation in München. Eine Vermittlung – Interesse bekundete beispielsweise ein Zoo aus Thüringen – hatte bislang nicht geklappt. Wie es Ambrosius heute geht, dazu konnte die Auffangstation gegenüber den OVB-Heimatzeitungen keine Angaben machen. mw

Artikel 7 von 11