Rosenheim – Die Corona-Lage scheint sich in der Region Rosenheim zu entspannen – zumindest aus offizieller Sicht: Seit dem Covid-19-Lagebericht mit Stand 29. Juli wurden dem Staatlichen Gesundheitsamt Rosenheim insgesamt 2649 neue Fälle für Stadt und Landkreis Rosenheim gemeldet. Im Berichtszeitraum zuvor, der sich inzwischen über jeweils zwei Wochen erstreckt, wurden noch 5679 Neuinfektionen registriert.
Damit hat sich die Zahl der gemeldeten Corona-Fälle mehr als halbiert – wobei die Dunkelziffer weitaus höher liegen dürfte. Denn: Nur positive PCR-Tests fließen in die Statistik mit ein – und die werden zunehmend weniger in Anspruch genommen.
Sommerwelle
abgeschwächt?
Das bestätigt auch Dr. Wolfgang Hierl, Leiter des Rosenheimer Gesundheitsamtes, in seiner Lagebewertung: Zwar hat die Sieben-Tage-Inzidenz inzwischen deutlich abgenommen, die Sommerwelle hat sich abgeschwächt. Zuletzt wurden täglich zwischen 200 und 500 neue Fälle gemeldet. Doch das Aber folgt auf dem Fuß, wie Dr. Hierl erläutert: „Hierbei ist zu berücksichtigen, dass in die Statistik nur positive PCR-Befunde eingehen, nicht aber Antigen-Schnelltests. Durch den deutlichen Rückgang bei der Inanspruchnahme von PCR-Tests spiegelt die Statistik nicht die wahre Infektionsaktivität in der Bevölkerung wider.“
Hierl ergänzt zudem: „Wir sehen weiterhin hohe Fallzahlen in den Heimen und den Kliniken der Region. Durch den hohen krankheitsbedingten Personalausfall im ärztlichen und pflegerischen Bereich stehen die Romed-Kliniken vor einer massiven Belastung des Betriebs.“
Vor diesem Hintergrund bittet der Mediziner um konsequente Einhaltung und Umsetzung der bekannten Empfehlungen zur Infektionsvermeidung. „Besuche von vulnerablen Personen, wie Senioren, chronisch Kranken und Personen mit eingeschränktem Immunsystem, sollten nur nach vorheriger negativer Testung mit einem Antigen-Schnelltest erfolgen. Wer Symptome, wie Schnupfen, Halsschmerz oder Husten entwickelt, sollte dringend Kontakte meiden und sich ebenfalls testen. Auch der Besuch von sozialen Events sollte für Personen mit Erkältungssymptomen absolut tabu sein“, appelliert der Gesundheitsamtsleiter. Hierl weiter: „Der weitere Verlauf der Pandemie, aber auch die Versorgungssicherheit unserer Kliniken wird neben dem Auftreten neuer Virusvarianten und der Inanspruchnahme der Impfungen wesentlich vom Verhalten jedes Einzelnen abhängen.“
Was das Herbstfest Rosenheim anbelangt, das am 27. August für 16 Tage die Menschen aus der Region und darüber hinaus auf die Loretowiese anziehen wird, wird der Leiter des Gesundheitsamtes noch eine Spur ernster: „Ich appelliere dringend an alle, die vorhaben, das Rosenheimer Herbstfest zu besuchen, sich jetzt die noch fehlenden Corona-Impfungen geben zu lassen. Achten Sie darauf, dass Ihre Grundimmunisierung und Auffrischimpfungen komplett sind, damit der erforderliche Schutz dann zum Start des Herbstfestes aufgebaut ist.“ Hierl weiter: „Hier ist echtes Verantwortungsgefühl gefragt.“ Auch bei Dominanz der Omikron-Variante bestehe laut RKI für vollständig geimpfte Personen aller Altersgruppen – insbesondere für Personen mit Auffrischimpfungen – weiterhin eine hohe Schutzwirkung gegenüber einer schweren COVID-19-Erkrankung, erläutert Hierl.
Die Lage in den Kliniken scheint sich vorsichtig zu entspannen. Laut Gesundheitsamt haben die Fallzahlen in den Kliniken in den vergangenen beiden Wochen leicht abgenommen.
Die Belegung der Normalstationen mit positiv Getesteten ist der Behörde zufolge rückläufig, auf den Intensivstationen ist sie konstant niedrig. Dr. Hierl erklärt: „Zuletzt konnten mehrere Ausbruchsgeschehen für beendet erklärt werden, es kam zudem zu keinen bedeutenden neuen Ausbrüchen in Kliniken. Weitere Stationen mussten in der letzten Woche nicht geschlossen werden.“ Laut Gesundheitsamt wurden zudem weniger Fälle unter Mitarbeitern und Patienten gemeldet.
Notaufnahmen
weiter belastet
Schwere Verläufe oder Todesfälle sind dem Gesundheitsamt nicht bekannt. Problematisch bleibt nach den Worten von Hierl jedoch der hohe krankheitsbedingte Personalausfall im ärztlichen und pflegerischen Bereich. „Dadurch kommt es in den Romed-Kliniken zu einer massiven Belastung des Betriebs, weiterhin müssen elektive Eingriffe abgesagt oder verschoben werden und Betten können nicht betrieben werden.“ Die Zentralen Notaufnahmen seien durch die permanent hohe Zahl an Patienten und den Krankenstand des Personals weiterhin stark belastet. „Das Gesundheitsamt beobachtet und analysiert die weitere Entwicklung sehr genau“, so Hierl.