Rosenheim – „Wunder gibt es immer wieder“, dachte sich der langjährige OVB-Wiesnigel Ignaz – frei nach dem Schlager von Katja Ebstein, als er erfuhr, dass sein am ersten Weihnachtsfeiertag 2021 vor einem Parkhaus gestohlenes „Riesenrad“ wieder aufgetaucht ist.
Sein Fahrradhändler Wolfgang Haas, der sich in der Rosenheimer Weinstraße inzwischen auf Tandem-Fahrräder spezialisiert hat, rief ihn am ersten Wiesn-Mittwochnachmittag an, dass er das Radl sichergestellt habe. „Ich hatte meinen Bruder mit meinem Tandem am Bahnhof abgeholt und auf dem Weg in die Innenstadt plötzlich einen Radler mit dem schwarzen XXL-Bike vor mir.“
Haas verfolgte den Radler, bis dieser in der Kaiserstraße hielt und in einen Laden ging. Der Radlprofi identifizierte derweilen das Fahrrad, das er dem Wiesnigel 2008 verkauft hatte, und sprach dann den großgewachsenen Besitzer darauf an, dass exakt dieses Exemplar einem seiner Kunden gestohlen worden war. Der so Angesprochene erwiderte, dass er das Rad in seiner damaligen Wohngemeinschaft einem Mitbewohner für 20 Euro abgekauft habe und bot Haas an, ihm das Rad zu übergeben, was auch stattfand.
Der Wiesnigel hatte den Drahtesel mit dem 70 Zentimeter hohen Stahlrahmen im Diamant-Format ständig auf bestem technischen Stand gehalten und täglich als „Dienstfahrrad“ in der Stadt benutzt. Es fand sogar Verwendung als Fotomotiv in dem 2013 erschienenen Buch „Stadtgespräche aus Rosenheim“.
Als die alte 8-Gang-Nabenschaltung defekt wurde, ließ Ignaz eine aufwendigere „Roloff“ einbauen. Selbige vermutete er als Grund für einen gezielten Diebstahl seines fahrbaren Untersatzes und dessen sofortigen Abtransport ins Ausland, was sich nun nicht bewahrheitete.
Da das Modell nicht mehr hergestellt wurde, legte er sich ein nächstkleineres zu und erhielt den Schaden auch von seiner Versicherung ersetzt. Natürlich setzte er das Unternehmen von seinem „Fahrradwunder“ in Kenntnis, aber auch davon, dass das XXL-Gefährt in der Zwischenzeit arg ramponiert wurde – alle Züge gesplissen, anderer Sattel und Lenker, Computer abmontiert, Gepäckträger gebrochen; nur die Beleuchtung blieb intakt.
Nun lässt der Ignaz sein „Riesenrad“ restaurieren, doch momentan ist die Werkstatt in Ferien. Für das „Ersatzrad“ hat er schon einen Plan: Es wird als „Winter-Drahtesel“ mit Spikereifen ausgerüstet. hh