Rosenheim – Seit 35 Jahren ist die Sternwarte auf dem Dach der Rosenheimer Hochschule ein beliebtes Ziel für Hobbyastronomen und Schulklassen. Harald Lesch kommt anlässlich des Jahrestags am Mittwoch (19. Oktober) für einen Gastvortrag nach Rosenheim. Im OVB-Interview erklärt der Astrophysiker, warum auch verhältnismäßig kleine Teleskope für die Wissenschaft von Bedeutung sind.
Herr Professor Lesch, die Sternwarte hier in Rosenheim wird 35 Jahre alt. Sie waren schon oft hier an der Hochschule zu Gast und haben Vorträge gehalten. Was verbindet Sie denn mit der Sternwarte hier?
Elmar Junker (Leiter der Sternwarte an der TH Rosenheim, Anm. d. Red.). Er und ich sind gute Freunde. Wir haben irgendwann einmal angefangen und dann ist es so weit gekommen, dass ich immer wieder nach Rosenheim komme (lacht). Es ist nicht weit weg und eine tolle Geschichte, an einer Hochschule für angewandte Wissenschaften so eine Initiative zu haben. Und 35 Jahre sind der Hammer! Begeisterung für die Astronomie zu wecken, ist großartig, aber die persönliche Beziehung ist ganz klar Elmar.
Vor allem, wenn diese Beziehung auch aufrechterhalten werden kann…
Unter Kollegen ist das keine Frage. Wissen Sie was, in der Astronomie ist es so, ich sag’s mal etwas flapsig, sind das alles Leute, die nicht von dieser Welt sind. Man interessiert sich schon für mehr, als nur für das, was unter den eigenen Füßen ist. Wir sind alle ein bisschen neben der Spur, wir sind Romantiker.
Die Themen Ihrer Vorträge an der TH Rosenheim gehen in die unterschiedlichsten Richtungen, auch wenn es immer um das Thema Astronomie geht. Am Mittwoch halten Sie einen Vortrag mit dem Thema „Wie gefährlich ist kosmische Strahlung?”. Können Sie uns einen kleinen Vorgeschmack geben?
Kosmische Strahlung ist ein wenig beleuchtetes Thema für die Öffentlichkeit, weil es dabei um ziemlich viel Physik geht. Denn kosmische Strahlung ist keine elektromagnetische Strahlung wie Licht, sondern kleine Teilchen. Sehr schnelle Teilchen.
Diese Teilchen kommen von Objekten, die sehr hohe Energien haben, also Schwarze Löcher oder Neutronensterne. Also ganz merkwürdiges Zeug. Ich spreche darüber, wie das Magnetfeld der Erde diese kosmische Strahlung ablenkt und uns schützt, weil die Sonne auch ein großer Produzent von kosmischer Strahlung ist.
Ein schöner Überblick über das, was man Gamma-Astronomie nennt. Es ist immer ganz schön, in diesen Zeiten, in denen es immer um Krisen und Katastrophen geht, kann man mal einen Blick in den Himmel wagen.
Wenn es dabei um viel Physik geht, ist das trotzdem ein Vortrag für die breite Öffentlichkeit?
Ja, klar! Es ist immer eine Herausforderung, auch die schwierigen Themen so unter die Leute zu bringen, dass sie nach Hause gehen und sagen „Ach so ist das!“ Da sind Sachen dabei, die wir alle wissen. Geladene Teilchen können durch elektrische Felder beschleunigt werden, aber wie kommen denn da oben elektrische Felder zustande? Es ist kein Vortrag, in dem besonders viele Bilder erscheinen, von sehr schönen farbigen Objekten, wie man sie vom Hubble-Teleskop kennt. Es geht dabei um Prozesse, die in der Milchstraße wichtig sind. Prozesse, die auch für uns besonders wichtig sind. Es ist relativistische Astrophysik. Es geht also auch um komplizierte und komplexe Dinge, und ich werde mich bemühen, dass es nur irgendwie möglich ist, für die Besucher so aufzuarbeiten, dass alle einen schönen Abend haben.
Ein kleiner Bruder des Hubble-Teleskops steht hier in Rosenheim und ist besonders für Schulklassen immer wieder ein beliebtes Ausflugsziel. Aber kann die moderne Wissenschaft von verhältnismäßig kleinen Teleskopen wie hier noch etwas lernen?
Es ist noch immer so, dass viele Amateure in der Asteroiden-Überwachung beschäftigt sind. Das ist auch eine wichtige Sache. Je mehr Leute da schauen, umso mehr wird auch garantiert, dass da nichts verpasst wird. Gerade erst haben wir ja die Dart-Mission hinter uns gebracht. Da sind die kleinen Sternwarten ganz wichtig. Und natürlich auch auf der didaktischen Seite. Sie haben ja Schulklassen angesprochen. Wenn man klein anfängt in der Astronomie, dann bekommt man nicht gleich ein Riesenteleskop, sondern ein kleines, das man auch noch selbst bedienen und mitnehmen kann. Man kann sich die Welt da draußen einfach anschauen. Für Schulklassen sind die Besuche in den kleinen Sternwarten immer die Eingangstür in diesen Bereich. Und wenn einen das erst gepackt hat, lässt es auch nicht mehr los… Das ist Astronomie wie in der guten alten Zeit.
Am 25. Oktober wird über Europa eine partielle Sonnenfinsternis zu sehen sein. Was würden Sie den Menschen, die sich dafür interessieren, empfehlen?
Jetzt muss ich Ihnen gestehen, das höre ich gerade zum ersten Mal. Warten Sie mal… (tippt am Computer…) 25. Oktober… Erst mal kann ich da allen nur empfehlen, zu hoffen, dass wir gutes Wetter haben… Wie verläuft die denn?… Island im Halbschatten und wandert nach Südosten… In Deutschland eine Bedeckung von 23,6 Prozent. Also es beginnt um Viertel nach elf in Oberbayern und man sollte sich schon zwei Stunden Zeit nehmen, genau hinschauen und hoffen, dass gutes Wetter ist.