Brandbrief für den Minister

von Redaktion

Nußdorfer intervenieren beim Festakt zu 50 Jahre Alpenplan wegen Heuberg

Brannenburg – 50 Jahre Alpenplan und damit Schutz für die Berge, das ist ein guter Grund für einen Festakt auf dem Wendelstein. Nußdorfs Bürgermeisterin Susanne Grandauer hat ihre Zweifel, ob das allein reicht. Und überreichte Wirtschaftsminister Aiwanger beim Festakt einen dringenden Appell.

Der Minister, eben mit der Bergbahn aus Bayrischzell eingeschwebt, ließ den Blick über den Himmel schweifen. „Ah, die Dohlen“, sagte Hubert Aiwanger und strahlte. Kurz zuvor, von der Seilbahngondel aus, hatte er einen Rothirsch erspäht – „da lacht das Jägerherz“, freute er sich. Durch die Glasfront des Saals des Wendelsteinhauses blickte er dann noch auf das Gezack der Gipfel. Und schwärmte: „Ein ungehobener Schatz.“

Blick von der
Idylle weglenken

Kaum ein Auge für die Landschaft, dafür den Blick fest auf den Wirtschaftsminister gerichtet, hatte Susanne Grandauer. Die Bürgermeisterin von Nußdorf war mit vielen Amtskollegen und Experten zusammen von Brannenburg in der historischen Zahnradbahn nach oben gerumpelt, zum Festakt „50 Jahre Alpenplan“.

Grandauers persönliche Mission könnte man so beschreiben: Dafür sorgen, dass der Festakt nicht gar zu getragen ausfiel. Vor allem aber wollte sie den Blick der Verantwortlichen lenken, weg von der Idylle des Wendelsteins auf ein wichtiges Anliegen hin: den Steinbruch am Heuberg.

Dafür hatte Grandauer in ihrer Handtasche ein Schreiben: einen vom Gemeinderat Nußdorf abgesegneten Appell an Hubert Aiwanger, dem Abbau von Gestein oberhalb von 758 Metern einen Riegel vorzuschieben. „Einstimmig“, sagte Grandauer, „da ist Nußdorf absolut geschlossen.“

Das Argument der Nußdorfer: Ein Abbau auf zwei Hektar und die damit verbundenen Straßen lassen sich nicht mit landesplanerischen Vorgaben vereinbaren. Weil laut Alpenplan in der Zone C – zu diesem streng geschützten Bereich gehört der Heuberg – Verkehrsvorhaben abgesehen von Alm- oder Wanderwegen unzulässig seien.

Ein wohlüberlegter Appell. Zwar mögen die meisten Gegner des Steinbruchs eine Erweiterung des Abbaus als Problem des Umweltschutzes betrachten, mithin wäre Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber der richtige Ansprechpartner gewesen.

Doch ist erstens der Alpenplan ein „Instrument der landesplanerischen Entwicklung“ und damit im Werkzeugkasten vom Wirtschaftsminister zu finden. Zweitens hat eine Gemeinde ihre Kompetenz zwar nicht in Fragen des Umweltschutzes, dafür aber sehr wohl in Sachen der Planung. Also: ran an den Wirtschaftsminister. Und ihm eine wichtige Botschaft mitgeben.

Der Wirtschaftsminister äußerte sich beeindruckt. Er werde sich der Sache annehmen, versprach er gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. „Ich muss mir da eigentlich an Ort und Stelle ein Bild machen, auch wenn mein Terminkalender voll ist.“ Zudem wolle er, so kündigte Aiwanger an, das Gespräch mit „allen Beteiligten“ suchen. Auch mit dem Betreiber, dem Zementwerk Rohrdorf. Der sei schließlich auch an Fragen des Umweltschutzes interessiert, wie seine Bemühungen um CO2-Abscheidung bei der Zementproduktion zeige. Die Frage sei, ob man nicht Alternativen finden könne – „er muss seinen Stein ja vielleicht nicht genau an dieser Stelle gewinnen.“

Einem anderen Projekt in der Region steht Aiwanger offenbar gewogener gegenüber: der Erneuerung der Kampenwandbahn. Man dürfe die Menschen in der Großstadt nicht in ihren Wohnungen einsperren, die Münchner drängten nun einmal immer stärker auch in die Bergwelt. Da seien Seilbahnen ein wichtiger Beitrag, diesen zunehmenden Druck zu „kanalisieren“. Aber auch ein „gnadenloser Ausbau“ dürfe nicht das Ziel sein.

Aiwanger nimmt
Botschaft mit

Der Alpenplan, er muss wohl weiter fortgeschrieben und erneuert werden. Darüber diskutierten dann im Panorama-Saal die Fachleute. Hubert Aiwanger bestieg derweil wieder die Seilbahn. „Termine“, sagte die Sprecherin. Ob er bei seinem kurzen Besuch bleibende Eindrücke mitnehmen konnte? Ein Andenken hatte er zumindest schwarz auf weiß. Das Schreiben aus Nußdorf, mit Susanne Grandauers Autogramm.

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