Nur die Militärs mochten ihn nicht

von Redaktion

Nach Tod von Padre Paco Trauer um weiteren großen Bolivien-Missionar

Rosenheim/La Paz – Bolivienhilfe für die Ärmsten der Armen – eine Mission, die im Raum Rosenheim eng mit dem Wirken zweier großartiger Pfarrer verknüpft ist: Padre Sebastian Obermaier aus Rosenheim und Padre Paco aus Galizien. Nach 2016, als Obermaier ein Herzinfarkt am Schreibtisch aus dem Leben gerissen hatte, herrscht 2022 erneut Trauer im bolivianischen Hochland. Nun ist auch Padre Paco (91) verstorben.

Vor 20 Jahren hatte die OVB-Weihnachtsaktion 2002 die Bolivienprojekte der beiden Pfarrer unterstützt. Die Leser der OVB-Heimatzeitungen spendeten eine stolze Summe – gut angelegtes Geld, wie sich heute zeigt. Denn es sind Verbesserungen und Projekte von großer Nachhaltigkeit gestartet und vorangetrieben worden. Sie haben die Lebensumstände und Perspektiven der Menschen dauerhaft verbessert. Und so wie Obermaier in der Millionenstadt El Alto bei La Paz dafür gesorgt hat, dass der Kampf gegen die Armut nach seinem Tod weiter geht, so wird in Zukunft auch das Lebenswerk von Padre Paco in der Provinz Yura (Bundesland Potosí) fortgeführt werden.

Obwohl Pfarrer Francisco Dubert Novo, kurz Padre Paco, schon 91 Jahre war, hat sein Tod die Menschen in den von ihm betreuten rund 100 Bauerndörfern plötzlich und unerwartet getroffen, weil er bis zuletzt unermüdlich ein enormes Pensum abspulte. Die Trauer ist groß bei seinen Mitstreitern in der gemeinnützigen ISALP, dem Verein zur sozialen, landwirtschaftlichen und juristischen Förderung der indigenen Dorfgemeinschaften im Bundesland Potosí, den Paco schon vor Jahrzehnten gegründet hatte.

Damals erhielten einige seiner Studenten eine feste Anstellung – als Betriebswirt, Agraringenieur, Bauingenieur oder Rechtsanwalt. Zusammen mit den indigenen Dorfgemeinschaften, die in den kargen Flusstälern auf ein Gebiet von der Größe Südostoberbayerns verstreut sind, stießen sie ein Projekt nach dem anderen an. So entstanden Brunnen, Gewächshäuser, Textilwerkstätten, Regenwasserrückhaltebecken oder Trocknungsanlagen für Lamafleisch. In 18 Internaten lernen inzwischen 500 Kinder und Jugendliche alles, was man wissen muss, um in 4000 Metern Höhe ein menschenwürdiges Dasein mit Perspektive zu haben.

Das neueste Projekt: Blumenkulturen, speziell gezüchtet für den Verkauf bei religiösen Festen. Schließlich mögen es die Latinos an Feiertagen bunt und blumig. Das sind sie ihren Toten, Heiligen und der Vírgen, der Jungfrau Maria, schuldig.

Padre Paco hatte sich nach der ersten Kaplanstelle in Santiago de Compostela für die Mission entschieden, kam in die Diözese Sucre in Bolivien und begann sofort mit der Schüler- und Studentenarbeit. Dem dortigen Kardinal war das Wirken Pacos bald zu politisch, so wechselte der Spanier in die Diözese Potosí, wo er in der verarmten Bergarbeiterstadt Potosí in 4200 Meter Höhe sehr willkommen war. Während reiche Zinnbarone mit internationalen Konzernen die Rohstoffe ausbeuteten, blieben Bergarbeiter und Bauern im Hochland der Anden arm, ließen ihre Gesundheit in den Bergstollen, lebten perspektivlos in ihren Wellblech- und Lehmhütten. Paco analysierte mit Bergarbeiterkindern die politische, wirtschaftliche, schulische, gesundheitliche und familiäre Lage im Licht des christlichen Evangeliums. Sein Pfarrhaus wurde zum Studentenzentrum, in dem täglich diskutiert, gelacht, geplant und gebetet wurde. Die politisch geprägte pastorale Arbeit störte Oligarchen und Militärs. So musste sich Paco in der Zeit der Militärdiktaturen zeitweise sogar verstecken.

1985 wurde dann die Pfarrei Yura mit 40 indigenen Bauerngemeinden vakant. Sie gehörten zu den Ärmsten im Land. Viele junge Bauernfamilien verließen ihre Dörfer im Hochland der Anden, füllten die Armenviertel der Stadt und verloren neben Existenz auch Würde und indigene Kultur.

Paco übernahm die Pfarrei Yura mit seinen Studenten, fuhr mit ihnen in die entlegensten Dörfer, wenn es sein musste, zwölf Stunden lang. Der Spanier gründete die ISALP, machte die Bauern zu Ideengebern und Unternehmern. So wurde sein Wirken zum Segen für die Ärmsten der Armen – auch dank der vielen Unterstützer im Raum Rosenheim, vom Bolivienkreis Heilig Blut über die Sternsinger bis zu den Weltläden.

Kontakt Bolivienkreis Heilig Blut: Telefon 08031/26250, Spendenkonto Bolivien der Pfarrei: Sparkasse Rosenheim, IBAN DE93 7115 00000 380 121 160, BIC: BYLADEM1ROS.

Gedenkmesse in Heilig Blut

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