Angeklagt wegen Handel mit Waffen und Rauschgift im ganz großen Stil

von Redaktion

Auftakt von Prozess gegen zwei Männer vor dem Landgericht Traunstein – Sie sollen Rosenheimer Hells Angels beliefert haben

Traunstein/Rosenheim – Zwei angebliche Rauschgiftlieferanten der Hells Angels in Rosenheim, ein 43-Jähriger aus Taufkirchen und ein 37-Jähriger aus Neubiberg, müssen sich seit gestern vor dem Landgericht Traunstein wegen zahlreicher Drogen- und Waffendelikte sowie wegen „bewaffneten Handeltreibens mit Betäubungsmitteln“ verantworten. Die Siebte Strafkammer mit Vorsitzender Richterin Christina Braune hat bis Ende November insgesamt acht Verhandlungstage anberaumt. Die Beweisaufnahme startet am 2. November um 9.15 Uhr.

Der Prozess ist das vorläufige Ende einer ganzen Serie von Verfahren gegen bereits rechtskräftig verurteilte Abnehmer aus Rosenheimer Hells-Angels-Kreisen. In den vier Hauptverhandlungen erhielten insgesamt fünf Angeklagte hohe Haftstrafen (wir berichteten).

Interesse an
Rechtsgespräch

Gestern verlas Staatsanwältin Barbara Miller lediglich die sechsseitige Anklageschrift. Einer der Verteidiger, Dr. Kai Wagler aus München, signalisierte seitens seines 43-jährigen Mandanten Bereitschaft zu einem Rechtsgespräch über die Höhe der Strafe im Fall eines Geständnisses. Der Verteidiger des 37-Jährigen, Jörg Sklebitz aus München, äußerte sich noch nicht.

Seit spätestens 2020 sollen die beiden Angeklagten im großen Geschäft aktiv gewesen sein – mit verschiedenen in enormen Mengen sowie mit Schusswaffen und Munition. Wörtlich heißt es in der Anklageschrift: „Sie bedienten vor allem den Raum südlich von München und versorgten insbesondere auch Mitglieder des Chapters der Hells Angels Rosenheim mit Betäubungsmitteln zum gewinnbringenden Weiterverkauf im Raum Rosenheim.“

Der 37-Jährige soll sich vorwiegend um die Kontakte ins Drogenmilieu und zu den Lieferanten gekümmert haben. Sache des 43-Jährigen sollen die Lagerhaltung und die Organisation des Vertriebs gewesen sein. Die Finanzen sollen beide gemeinsam verwaltet haben. Die Auslieferungen sollen beide gemeinsam durchgeführt haben.

Die Vorwürfe umfassen viele Einzelfälle mit kiloweisem Drogenverkauf. Kokain, Marihuana und anderes wechselten demnach bei mehr als 100 Rauschgiftgeschäften den Besitzer in Taufkirchen, Brunnthal, Hohenbrunn, Höhenkirchen, München, Neubiberg, Ottobrunn und Unterhaching. Unter den Kunden waren mehrere der seit Monaten in Strafhaft sitzenden Angeklagten.

Vor etwa einem Jahr gelang es den Ermittlern, einen „Bunker“ im Kellerabteil einer Zeugin in einem Anwesen in Taufkirchen auszuheben. Die Polizei stieß bei der Durchsuchung auf 14,7 Kilogramm Marihuana, 75 Gramm Haschisch, über 3,9 Kilogramm eines Kokaingemischs, auf exakt 18823 Tabletten Ecstasy, über 838 Gramm MDMA, eine Art Ecstasy, sowie mehr als 4,9 Kilogramm Crystal-Meth.

Darüber hinaus fanden sich in dem Versteck vier Schusswaffen, drei davon mit Schalldämpfern. Eine der Waffen lag – allerdings ohne Magazin – neben Drogen. Doch wäre diese Waffe binnen Sekunden einsatzbereit gewesen, heißt es in der Anklage.

Auch Munition und
Bargeld gefunden

Weiterhin gab es in dem „Bunker“ etwa 260 Patronen verschiedener Kaliber und eine Signalpistole. Auch Bargeld, das aus Betäubungsmittelverkäufen stammen soll, entdeckten die Polizeibeamten – in dem Kellerabteil 80450 Euro und in einer Wohnung nochmals 56130 Euro.

Konkret geht es laut Staatsanwältin um den Kauf von zwei Kilogramm Kokain für knapp 120 000 Euro und drei Kilogramm einer mit „C“ bezeichneten Droge Ende September 2021. Für 2,15 Kilogramm Kokain sollen die Angeklagten am 13. Oktober 2021 einem Mann namens „Rambo“ 74 000 Euro bezahlt haben.

Allein der 37-Jährige soll schließlich an einen anderweitig verfolgten Abnehmer in München im Januar und Februar 2020 rund zehn Kilogramm Marihuana veräußert haben. Den gesetzlichen Wertersatz, den die zwei Männer gesamtschuldnerisch tragen sollen, beziffert die Staatsanwaltschaft in der Anklage auf über 340000 Euro.

Monika Kretzmer-Diepold

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