Aschau – Vor drei Wochen wurde Hanna W. tot in der Prien gefunden. Die 23-jährige Medizinstudentin Hanna aus Aschau hatte am Vorabend des 3. Oktober den „Eiskeller“ in Hohenaschau besucht und den Club gegen 2.30 Uhr augenscheinlich alleine verlassen. Von da an verliert sich ihre Spur. Zwölf Stunden später fand sie ein Passant zehn Kilometer flussabwärts.
Fest steht, dass Hanna Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist. Was genau zum Tod der jungen Frau geführt hat, dazu schweigt sich die Polizei weiter aus mit Verweis auf Täterwissen. Auch zum möglichen Tatort hält sich die Polizei bedeckt, wobei sich die Hinweise verdichten, dass die junge Frau auf dem Heimweg im Bereich Kampenwandparkplatz auf den Täter gestoßen sein könnte. Hier war bei einer groß angelegten Absuche Hannas Ring, den sie am Abend getragen hatte, im angrenzenden Bärbach gefunden worden. Ebenfalls in diesem Bereich gefunden: eine Herren-Holzuhr mit abgerissenem Armband.
Stammt die Holzuhr
vom Täter?
Nach dem Besitzer fahnden die Ermittler nun. Stammt die markante Uhr womöglich vom Täter? Dazu will sich die Polizei nicht äußern. Nur so viel: Die Holzuhr steht weiter im Mittelpunkt der Ermittlungen. Das bestätigt Polizeisprecher Alexander Huber auf OVB-Anfrage. „Die Ermittlungen bezüglich der Uhr laufen weiter, sie ist interessant für uns.“
Entscheidende Hinweise zum Besitzer der Uhr sind Huber zufolge nach wie vor nicht eingegangen. Die Kripo Rosenheim bittet diesbezüglich weiterhin die Öffentlichkeit um Hinweise, Telefon 08031/2000.
In Woche vier weiter im Fokus der Ermittler: die Auswertung der „digitalen Spuren“, wie sie Polizeisprecher Alexander Huber nennt – das sichergestellte Datenmaterial der „Eiskeller“-Überwachungskameras und der über das Uploadportal hochgeladenen Bilder und Videos der Partynacht. Die Datenmenge ist groß: insgesamt über 500 Gigabyte. Die Auswertung bedeutet für die Ermittler einen enormen Aufwand. „Hier wird auf Hochtouren ermittelt, auch wenn die Öffentlichkeit davon nicht viel mitbekommt“, betont der Sprecher.
Ein weiterer Schwerpunkt der Soko „Club“, die nach wie vor von Profiler Alexander Horn und dessen Team der Operativen Fallanalyse des Polizeipräsidiums München unterstützt wird, liegt in den Zeugenvernehmungen. Stand Freitag hatten die Ermittler 160 Zeugen vernommen. „Und es werden noch einige mehr folgen“, kündigt Polizeisprecher Huber an. Ziel der Soko ist es, mit möglichst allen Clubgästen des Abends – die Zahlen schwanken zwischen 600 und 800 – einmal gesprochen zu haben, um sich so ein Bild vom Geschehen machen zu können.
Nach wie vor verschwunden ist das Handy der jungen Frau. „Das wäre natürlich interessant für uns“, bestätigt Huber. Weitere Suchaktionen entlang des Bärbachs und der Prien seien aktuell aber nicht geplant. „Die Bereiche wurden bereits intensiv abgesucht“, erklärt der Sprecher. Die Polizei geht deshalb davon aus, es dort nicht mehr zu finden.
Noch nicht abgeschlossen sind dem Polizeisprecher zufolge die Untersuchungen, ob womöglich der Bereich des Kampenwandparkplatzes als Tatort in Frage kommt. Hanna könnte dort überwältigt und in den zu diesem Zeitpunkt Hochwasser führenden Bärbach gestoßen worden sein, der wiederum zwischen Hohenaschau und Aschau-Ort in die Prien mündet.
Drei Wochen später beinahe unvorstellbar: Vom Bärbach ist nur noch ein Rinnsal übrig, bedeckt vom herabfallenden Herbstlaub. Huber dazu: „Wir machen uns über viele Szenarien Gedanken, abschließend können wir dazu noch nichts sagen, da die Ermittlungen noch andauern.“
Jogger kann keine
Hinweise geben
Zerschlagen hatte sich Ende vergangener Woche eine heiße Spur: die Suche nach einem nächtlichen Jogger als wichtigen Zeugen. Der Zeuge hatte sich auf die Berichterstattung hin tatsächlich mit der Polizei in Verbindung gesetzt – die Hoffnung auf vielversprechende Hinweise erfüllte sich allerdings nicht.
Was der Soko „Club“ bleibt: Weiter nach jedem noch so kleinen Detail Ausschau zu halten.