Raubling – Die Flüchtlinge, die in den Landkreis kommen, werden wieder mehr, nachdem der Krieg in der Ukraine bald in den neunten Monat geht und die russischen Angriffe auf die Zivilbevölkerung und die Infrastruktur im Land kurz vor dem Winter zunehmen. 14 Millionen Menschen sind laut der UNO Flüchtlingshilfe bisher aus der Ukraine geflohen.
Nach Angaben des Landratsamtes Rosenheim halten sich derzeit 2054 Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine und 1670 Asylsuchende aus anderen Ländern im Landkreis auf.
Weitere Anmietungen sind geplant
In der Stadt Rosenheim sind derzeit 682 ukrainische Flüchtlinge registriert und knapp 350 aus anderen Staaten. Die sind aktuell auf 45 Unterkünfte und auf die
Luitpoldhalle verteilt. Nach Angaben der Stadt sind für die nächsten Monate weitere Anmietungen geplant sowie der Bau einer Mobilheimsiedlung an der Westerndorfer Straße. Mit dem Bau soll noch in diesem Jahr begonnen werden.
Wie das Landratsamt Rosenheim auf OVB-Anfrage mitteilt, sollen jede Woche 50 Flüchtlinge im Landkreis aufgenommen werden. Erst in dieser Woche ist wieder ein Bus angekommen. Aber nicht nur Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine kommen hierher. Auch Flüchtende aus anderen Staaten wie Syrien und Afghanistan sind mit dabei.
Wie schon zu Beginn der Flüchtlingskrise gehen Landkreis und Kommunen nun erneut dazu über, Turnhallen in Interims-Quartiere zu verwandeln. In Rosenheim wurden bereits die ersten Flüchtlinge in der Turnhalle des Finsterwalder-Gymnasiums untergebracht. Auf OVB-Anfrage bestätigte das Rosenheimer Landratsamt, dass seitens des Landkreises die Sporthalle des Inntal-Gymnasiums in Raubling ab dieser Woche für die Aufnahme von Flüchtlingen vorbereitet wird. Die Arbeiten hierfür sollen etwa drei Wochen in Anspruch nehmen.
Auch das Gymnasium in Bruckmühl soll in seiner Sporthalle wieder Flüchtlinge aufnehmen. Die Aufbauarbeiten sind bereits beendet, in dieser Woche sollen die ersten Menschen dort unterkommen. Die Sporthalle des Gymnasiums in Prien ist schon in Benutzung und voll belegt.
Über die neue Nutzung der Halle in Raubling sind nicht alle begeistert. Dient sie doch nicht nur dem Schulsport, sondern auch Vereine nutzen die Räumlichkeiten.
Warum nicht
andere Gebäude?
„Die Situation ist schwierig”, sagt Karin Wagner, die Vorsitzende des Elternbeirats am Inntal-Gymnasium, gegenüber dem OVB. „Die Eltern bombardieren uns mit Anfragen, ob es keine andere Lösung geben könnte.” Die Sorge der Eltern, die Kinder müssten auf den Sportunterricht verzichten, sei groß. „Wir sind keine unsozialen Menschen, wir wissen, dass die Flüchtlinge irgendwo untergebracht werden müssen. Aber die Eltern wollen wissen, warum schon wieder unsere Turnhalle benutzt werden soll und nicht andere Gebäude, wie beispielsweise das Kultur- und Kongress-Zentrum oder leer stehende Büros.”
Die Schule weiß sich in der Zeit zu helfen. Raublings Schulleiter Armin Stadler sagte auf OVB-Anfrage, dass der Sportunterricht nach den Herbstferien flexibel gestaltet werde und auch Sportstätten umliegender Schulen genutzt werden sollen. „Unsere Fachschaft Sport hat überdies einige Ideen entwickelt und wird sich auf die Gegebenheiten einstellen. Es soll kein Unterricht entfallen, und wir sind auch bestrebt, unser beliebtes Wahlunterrichtsangebot im Bereich Sport aufrechtzuerhalten”, sagt Stadler.
Auch die Eltern der Raublinger Gymnasiasten engagieren sich sehr, um Alternativen zu finden. Aber die Suche, auch nach privaten Unterkünften, erweise sich als kompliziert. Freie Räume gäbe es genug, wie beispielsweise Theatersäle oder die Wendelsteinhalle in Brannenburg, sagt Elternbeiratsvorsitzende Karin Wagner weiter.
Bereits 2015 und 2016 war die Turnhalle des Raublinger Gymnasiums zur Unterbringung von Flüchtlingen aus Syrien genutzt worden.
Suche nach Alternativen
Wie lange die Halle gesperrt werden soll, ist noch ungewiss. Auf der Homepage des TuS Raubling, der die Turnhalle des Gymnasiums ebenfalls nutzt, ist von einer Sperrung bis voraussichtlich April 2023 zu lesen.
Der Elternbeirat des Gymnasiums hat bereits Rosenheims Landrat Otto Lederer gebeten, die Turnhalle so schnell wie möglich freizugeben, damit wieder regulärer Sportunterricht stattfinden kann.