Rosenheim – Deutschlands letzter Kaufhauskonzern ist nur noch ein Schatten früherer Größe. Am Montag teilte ein Sprecher mit, dass Galeria Karstadt Kaufhof erneut Rettung in einem Schutzschirmverfahren suche. Heißt: Das Unternehmen verwaltet wie schon 2020 die Insolvenz selbst und versucht, sich zu sanieren.
Auf den Handelsriesen kommen damit weitere Filialschließungen zu. Jeder dritte Standort könnte betroffen sein. Auch Rosenheim? Geschäftsführer Jens Steinbrecher wollte sich gegenüber den OVB-Heimatzeitungen nicht über eine mögliche Schließung äußern, ebenso wenig die Konzernzentrale in Essen, die Nachfragen der OVB-Heimatzeitungen unbeantwortet ließen.
Eine Zahl der gefährdeten Standorte steht bereits fest. Das Filialnetz soll laut Medienberichten im Zuge des Schutzschirmverfahrens „um mindestens ein Drittel reduziert werden“. Bei 131 Filialen in 97 Städten heißt das: Über 40 Kaufhäuser werden ihre Pforten für immer schließen.
Auf die rund 17000 Mitarbeiter kommen harte Wochen zu. Spätestens in drei Monaten solle feststehen, welche Standorte dichtgemacht werden, teilte Insolvenzverwalter Andreas Geiweitz nach Medienberichten mit. Der Konzern mit Sitz in Essen äußerte sich überhaupt nicht. Auch nicht zu den Perspektiven des Warenhauses in Rosenheim.
„Der Stadt Rosenheim ist von Plänen einer Schließung nichts bekannt“, sagte Christian Baab als Sprecher der Stadtverwaltung. Tatsächlich gilt der Standort als einer der profitabelsten im Netz des Kaufhauskonzerns. Rosenheim dichtmachen – das wäre demnach absolut gegen die Interessen des Eigentümers, des österreichischen Immobilien-Milliardärs Rene Benko und seinem Konzern Signa.
Eher ins Visier der Sanierer dürften die Betriebe geraten, die bereits bei den jüngsten Schließungswellen in den vergangenen drei Jahren im Gespräch waren. Die beiden bayerischen Standorte, die seinerzeit diskutiert wurden, befinden sich in Nürnberg. Für die Mitarbeiter in Rosenheim wäre die Schließung schlimm, aber auch für die Stadt selbst. Karstadt zieht viele Kunden in die Innenstadt. Die kann das Zentrum brauchen. Ohnehin machen die Leerstände in der Stadt dem Stadtrat und der Verwaltung Sorgen. Bereits die Schließung von Karstadt Sports im Oktober 2020 hinterließ eine schmerzliche Lücke.Michael Weiser