Rosenheim – Der eine Keynote-Speaker zündete sich eine Zigarette auf der Bühne an und die andere Gastrednerin animierte das Publikum zu vergnügten Kletterpartien: Das erste im:puls Forum im Rosenheimer Ballhaus zum Thema „Nachhaltigkeit“ war kein ganz gewöhnlicher Abend.
„Die Veranstalter wollen eine Plattform schaffen und Impulse für die Region setzen“, erklärte Moderatorin Julia Hinterseer den Grundgedanken des Forums. In einer Zeit des Wandels werde vielerorts an Themen wie Nachhaltigkeit oder Klimaneutralität gearbeitet.
Ruf nach
Kooperation
Doch es ginge vieles einfacher, wenn Menschen oder Firmen kooperieren würden. Deswegen haben sich die beiden Gastgeber des im:puls Forums, Auerbräu und das Gründerzentrum Stellwerk18, zusammengetan, um eine Gelegenheit zur Vernetzung zu schaffen. Über 200 Gäste waren der Einladung gefolgt.
Thomas Frank, technischer Geschäftsführer bei Auerbräu, betonte: „Das ist mir eine Herzensangelegenheit.“ Bereits vor 25 Jahren startete die Firma mit einem Umweltmanagement. Bei dem Öko-Audit-System EMAS beschäftige man sich zum Beispiel mit der Frage, wie man bei steigender Produktion weniger Wasser und Energie verbrauchen kann. „Damals wurden wir belächelt, heute wissen wir, dass es das Richtige war“, so Frank.
Dr. Florian Wiesböck vom Digitalen Gründerzentrum Stellwerk18 betonte, dass die Digitalwirtschaft eine doppelte Verantwortung trage. Zum eine sei die digitale Industrie sehr stromlastig und ein großer Emittent. Zum anderen zeichneten sich Start-ups dadurch aus, neue Ideen und Lösungen zu entwickeln, die das Leben besser machen können. Landrat Otto Lederer lobte den Ansatz, einen Ort der Zusammenarbeit über die Grenzen und Branchen hinweg zu schaffen.
Zwei Top-Speaker hatte man für die Veranstaltung gewinnen können. Dass sich Andreas Huber vom Club of Rome zunächst eine Zigarette auf der Bühne anzündete, irritierte das Publikum etwas. „Manches, was vor wenigen Jahren völlig normal war, ist heute absurd“, sagte er. Vor nicht allzu langer Zeit hätte man wahrscheinlich im Saal hemmungslos rauchen können. So würden sich seine kleinen Töchter wohl auch in 50 Jahren wundern, wie die Generationen vor ihnen mit dem Planeten umgegangen sind. „Die Menschheit hat die Demut verloren“, betonte er. Daher brauche man ein anderes Narrativ. Die Menschheit gelte immerhin als besonders erfolgreich, weil sie in der Lage ist, zu kooperieren. Sie brauche nur andere Erzählungen, die das Handeln leiteten. Zum Beispiel diese: „Die Kosten des Nicht-Handelns sind teurer als die des Handelns.“ Huber schlug vor, auf Dinge zu setzen, die „Lebendigkeit erzeugen“. Damit könne man dem Planeten helfen, Leben zu generieren.
Zukunftsforscherin Jule Bosch brachte Bewegung in das Publikum. Sie forderte auf, Klebezettel so hoch wie möglich an die Wände zu kleben. Zunächst blieb unklar, warum. Bosch beschrieb, wie die Gesellschaft mit ihrem derzeitigen Wirtschaften die Grundlage ihres Daseins zerstört. Dabei könne es gelingen, die Unternehmen zukunftsfähig aufzustellen und gleichzeitig den Planeten zu retten. Grundsätzlich, so erklärte sie, habe man sich falsche Ziele gesetzt.
Das 1,5-Grad-Ziel der Bundesregierung etwa zeige eine abwärts geneigte Kurve mit einem Schlusspunkt. „Was kommt danach? Dann sind wir CO2-Neutralitätsweltmeister, und dann?“, fragte Bosch. Anstatt nur zu versuchen, weniger schlecht zu sein, solle man die positiven Effekte hervorheben. Ziele müssen auch „attraktiv“ sein. Jetzt forderte die Zukunftsforscherin die Zuhörer auf, erneut einen Zettel an die Wand zu kleben – diesmal noch höher und der Gewinner bekommt einen Preis.
Gemeinsam Pläne
geschmiedet
Nachdem sich das Gewusel im Saal gelegt hat, berichtete sie lachend: „Das war spannend: Jetzt habt ihr erst überlegt, dann Pläne geschmiedet und sogar kooperiert.“ Auf diese Wege habe man neue und bessere Wege gefunden.
In einer anschließenden Fragerunde sprachen die beiden Speaker, Thomas Frank von Auerbräu, Christoph Hofstätter von Salus, Dr. Jörg Lehmann vom Deutschen Brauerbund, Franz Obermaier von Fox Group und Umweltgutachter Dr. Uwe Götz von Arqum unter anderem über die EMAS-Zertifizierung, die nachhaltigen Fortschritte im Brauereigewerbe oder die Notwendigkeit der Nutzung von Synergien auch zwischen den Unternehmen. Das nächste im:puls Forum ist im nächsten Jahr geplant.