Warten auf den liebenden Gott

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Auf dem Christkindlmarkt nimmt ein junger Vater plötzlich ein Taschentuch aus der Jackentasche und putzt seinem kleinen Sohn die Nase. Eine ganz alltägliche Situation in einer Jahreszeit, in der bei unseren Kindern die sprichwörtlichen „Rotzglocken“ laufen. Etwas aber machte diesen Moment beim Zuschauen in den vergangenen Tagen so anrührend: Der junge Vater kniete sich ganz hinunter zu seinem Kind. Auf Augenhöhe wurde das Malheur beseitigt, noch einmal liebevoll über den Kopf gestreichelt und sanft die saubere Nase gestupst. Jeder Vater macht das doch so, oder? Wenn wir von Gott als einem liebenden Vater sprechen, können wir das auch von ihm erwarten. Advent heißt Ankunft. Wir erwarten und feiern die Bewegung Gottes mitten in diese Welt und unser Leben hinein, immer wieder neu. Er begibt sich ganz zu uns herunter in einem verletzlichen neugeborenen Kind. Der im wahrsten Sinn des Worts „heruntergekommene“ Gott ist zwar nicht da, um unsere Nase zu putzen, sondern um noch ganz andere seelische Verletzungen zu heilen, die wir vielleicht still in uns tragen. Wie ein Vater, der sich mitten im Getriebe still hinunterbeugt, um liebevoll und ganz auf Augenhöhe an unserer Seite zu sein. Wir selber müssen uns vor Gott nicht klein machen, weil er das will, sondern weil wir es mit unseren menschlichen Grenzen einfach manchmal sind. „Advent“ könnte dann in der Konsequenz auch für uns heißen, einmal „herunterzukommen“ aus unserer geschäftigen Betriebsamkeit und uns selber hinunterzubeugen zu den Menschen, die unserer Liebe bedürfen.

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