Stadt sieht sich für Blackout gut gerüstet

von Redaktion

Angesichts von Ukraine-Krieg und Energiekrise steigt die Angst vor einem flächendeckenden Stromausfall. Um die Bürger auf eine solche Situation vorzubereiten, hat Rosenheim kürzlich Notfall-Flyer verteilt. Dass das nicht ausreicht, wurde gestern bei einer Pressekonferenz deutlich.

Rosenheim – Es sind deutliche Worte, die Volker Klarner an diesem Nachmittag im kleinen Sitzungssaal des Rathauses findet. „Der Schaden eines Blackouts wäre immens hoch“, sagte der Polizeidirektor während des Pressegesprächs mit der „Lenkungsgruppe Blackout“. Aus diesem Grund sei es um so sinnvoller, sich schon frühzeitig mit der Thematik zu beschäftigen.

Lenkungsgruppe
trifft sich regelmäßig

Die Stadt Rosenheim macht das bereits seit Dezember 2018. In regelmäßigen Abständen treffen sich die Mitglieder der Lenkungsgruppe – bestehend aus den Stadtwerken, der Polizeiinspektion, dem Brand- und Katastrophenschutz sowie der Stadtverwaltung – um für den Fall der Fälle bestmöglich aufgestellt zu sein.

Denn bei einem flächendeckenden Stromausfall sind nicht nur Einschränkungen in der öffentlichen Telekommunikation und der Zusammenbruch der Mobilfunknetze zu erwarten, sondern auch Versorgungsengpässe. Lediglich die Trinkwasserversorgung ist laut Oberbürgermeister Andreas März weitestgehend gesichert. So könnten die Brunnenpumpen über Notstromaggregate aufrechterhalten werden.

„Nicht darüber sprechen in der Hoffnung, dass nichts passiert, ist nicht die richtige Herangehensweise“, sagte März. Aus diesem Grund habe er sich im September auch dafür entschieden, einen Handzettel mit Handlungsempfehlungen konzipieren und verschicken zu lassen, damit die Bürger wissen, welche Vorkehrungen sie im Falle eines Blackouts treffen müssen.

Während die Flyer in den ersten Tagen für Aufregung und eine deutschlandweite Berichterstattung sorgten, habe sich die Situation kurze Zeit später „um 180 Grad gedreht“. So hat die Stadt laut Wirtschaftsdezernent Thomas Bugl über 30 Anfragen von anderen Kommunen erhalten, die die Broschüre ebenfalls übernehmen wollen.

Fest steht, dass die Stadt bei einem flächendeckenden Stromausfall gut aufgestellt zu sein scheint. Bei einem „Blackout“ ab vier Stunden wird ein Krisenstab einberufen. Solange Erdgas verfügbar ist, sind die Wärme- und die Stromversorgung im Stadtgebiet trotz Blackouts mit Einschränkungen gewährleistet. Ohne Gas sind die Stadtwerke auf das Müllheizkraftwerk angewiesen. Hier ist das Ziel, jeden Haushalt im Stadtgebiet für mindestens zwei Stunden am Tag mit Strom versorgen zu können. „Das kann auch nachts sein“, machte März deutlich.

Für die Bürger gibt es im Falle eines Stromausfalls gleich mehrere Anlaufstellen, die im Stadtgebiet verteilt sind. „Je nach Lage sind Anlaufstellen an den Rathausgebäuden und an den über die Stadtteile verteilten Feuerwehrgerätehäuser geplant“, sagte Hans Meyrl, Leiter des Amtes für Brand- und Katastrophenschutz.

Sowohl die Anlaufstellen, als auch die Verwaltung würden ihren Strom von extern beziehen und könnten dementsprechend auch im Falle eines „Blackouts“ weiter funktionieren.

Neben den Rat- und Feuerwehrgerätehäusern sollen in der Stadt im Notfall zudem drei Wärmehallen eingerichtet werden. Bürger können sich sowohl in der Luitpoldhalle, als auch in der Gaborhalle und der Turnhalle in Fürstätt aufwärmen, wenn sie nicht im Besitz eines Ofens sind. Statistisch gesehen haben gerade einmal zehn Prozent der Rosenheimer einen Ofen. „Wenn diese zehn Prozent jetzt noch einen zweiten Haushalt aufnehmen, sind wir schon bei 20 Prozent“, so Bugl. Er appellierte, dass in Notsituationen wieder ein „neues Gefühl der Nachbarschaftshilfe entwickelt werden muss“.

Dafür plädierte auch Volker Klarner. Der Polizeidirektor erklärte, dass seine Mitarbeiter im Falle eines flächendeckenden Stromausfalls verstärkt auf den Straßen unterwegs sind, um das Sicherheitsgefühl der Bürger zu stärken. Zudem würden sie sich um den Schutz von öffentlichen Gebäuden wie beispielsweise der Notaufnahme im Romed-Klinikum kümmern. Hinzu komme, dass die Polizisten genau wüssten, ab wann sie sich im Falle eines Stromausfalls in der jeweiligen Dienststelle einzufinden hätten. „So gelingt es, dass wir auch im Notfall genügend Personal haben“, erklärte Klarner.

Es liegt am
Einzelnen

Klarner erinnerte aber auch daran, dass sich jeder einzelne Bürger individuell vorbereiten müsse. Sollte besagter „Blackout“ tatsächliche eintreten, werden die Bürger über Lautsprecherdurchsagen, Flyer und Radiodurchsagen informiert. Für Letzteres werden speziell batterie- oder solarbetriebene Radios sowie Autoradios benötigt. Auf dem Flyer der Stadt gibt es zudem wichtige Hinweise, wie ein „Blackout“ zu erkennen ist.

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