Mini-Kraftwerke auf dem Balkon boomen

von Redaktion

Fachmännische Installation ist aber unbedingt erforderlich – Anlage muss eingetragen werden

Rosenheim – Energie ist knapp. Und teuer. Derzeit suchen viele Verbraucher nach Möglichkeiten, die Ausgaben für Strom gering zu halten. Mini-Fotovoltaik-anlagen, sogenannte Balkonanlagen, boomen laut der Innung für Elektro- und Informationstechnik in Rosenheim derzeit. Diese Kleinanlagen mit einer Leistung von 300 oder 600 Watt sollen einen Teil der Grundversorgung mit Strom abdecken.

Spezielle Steckdose
notwendig

 „Solche Kleinanlagen sind für Leute interessant, die keinen Zugang zu einer Dachfläche haben oder die noch unsicher beim Thema Fotovoltaik sind”, sagt Michael Wolters, der Vorsitzende des Rosenheimer Solarfördervereins RoSolar.

Man muss sich aber darüber im Klaren sein, dass sich solche Kleinanlagen weniger lohnen, als größere, sagt Wolters weiter. Aber nichtsdestotrotz produzieren die Mini-Anlagen auch bei bedecktem Himmel immer etwas Strom. Einfach eine PV-Anlage im Internet zu bestellen und selbst an sein Stromnetz anzuschließen, bringt aber Risiken mit sich. Dies sei auch nicht ohne Weiteres erlaubt, sagt Rosenheims Innungsmeister Martin Kaffl. „Die Stromkreise, an denen man diese Anlagen anschließt, müssen dafür geschaffen sein.“ Eine Balkonanlage an eine herkömmliche Steckdose anzuschließen, ist nach seinen Worten in Deutschland gar nicht zugelassen. Es kann dabei zu einer Überlastung kommen. 

Um den korrekten Aufbau der Anlage zu gewährleisten, ist ein Fachmann nötig, der den Anschluss überprüft und bewertet.

Es kann sein, dass ein neuer Stromkreis eingerichtet oder der bestehende zumindest angepasst werden muss. Es sei laut Kaffl auch eine spezielle Einspeise-Steckdose notwendig. Erst dann könne die Anlage auch gefahrlos angesteckt werden. Eine gewöhnliche Steckdose ist hierfür ungeeignet. 

Eine Mini-PV-Anlage muss zudem sowohl beim Netzbetreiber als auch im sogenannten Marktstammdatenregister eingetragen werden. Das gilt für den gesamten deutschen Strom- und auch den Gasmarkt. In diesem Register sind alle Anlagen aufgeführt, die Strom produzieren und in das öffentliche Netz einspeisen. Alle Neuanlagen müssen seit Februar 2019 spätestens nach einem Monat nach Inbetriebnahme eingetragen werden. Wer zur Miete wohnt, sollte auch in seinem Mietvertrag nachsehen, ob er so etwas beim Vermieter vorher genehmigen lassen muss.  „Es ist wichtig, den technisch und rechtlich einwandfreien Weg zu gehen”, sagt Martin Kaffl. Sollte es zu einem Brand kommen, könnte die Versicherung im schlimmsten Fall die Regulierung des Schadens verweigern oder zumindest stark reduzieren.  Ist dabei eine Einspeisung in das öffentliche Stromnetz vorgesehen, müsste eventuell für eine korrekte Abrechnung der Stromkosten ein Stromzähler mit Rücklaufsperre oder ein Zweirichtungszähler installiert werden. Die Deutsche Gesellschaft für Sonnenenergie geht davon aus, dass sich mit einer 600 Watt starken Balkonanlage in Süddeutschland rund 650 Kilowattstunden Strom pro Jahr erzeugen lassen.

Mit einem Strompreis von ungefähr 43 Cent pro Kilowattstunden, die ab dem kommenden Jahr in Rosenheim gezahlt werden müssen, würde sich eine jährliche Ersparnis von knapp 280 Euro errechnen. 

Die Anlagen selbst sind derzeit für Beträge zwischen 600 und 1000 Euro, je nach Ausstattung ob mit oder ohne Stromspeicher, erhältlich. Die Anlage würde sich also im Laufe weniger Jahre amortisieren.  Auch wenn der Strom nur für den Eigenbedarf genutzt wird, ergebe eine Balkonanlage „schon Sinn, weil es die Grundlast tagsüber abdeckt und zum Beispiel den Kühlschrank mit Strom versorgen kann”, sagt Martin Kaffl.

Anschaffung
immer rentabel

Die Anschaffung einer PV-Anlage, und sei es nur eine kleine, ist auf lange Zeit aber immer rentabel. Da ist sich Michael Wolters sicher. „Die Anlagen laufen bis zu 30 Jahre lang. Wir haben eine, die seit 20 Jahren problemlos Strom produziert. Und jedes Kilowatt, das nicht mit fossilen Energieträgern produziert wurde, hilft der Umwelt.“

Martin Lünhörster

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