Wasserburg – Energiesparen um jeden Preis? Die im Juli gefasste Entscheidung von Stadtrat und Stadtwerken, die Wassertemperatur im Badria zu senken, hat einen Riesenärger ausgelöst. In den sozialen Netzwerken entlädt sich die Kritik. Zu kalt für Familien mit kleinen Kindern sei es, so der Tenor vieler Kommentare. Auch bei den Stadtwerken und im Rathaus gibt es Beschwerden, Anrufe, Mails. Nur die Sportschwimmer sind zufrieden. Kein Wunder: Im großen Becken ist aufgrund der ausbleibenden Gäste viel Platz zum flotten, ungestörten Drehen von Runden. Nichtöffentlich hat am Donnerstagabend der Werkausschuss des Stadtrates zur Problematik getagt. Zweiter Bürgermeister Werner Gartner (SPD) teilte auf Anfrage der Wasserburger Zeitung mit, dass das Gremium die im Juli gefasste Entscheidung, aus Energiespargründen die Temperaturen zu drosseln, zurückgenommen hat. Bereits seit gestern, Freitag, wird die Wassertemperatur wieder hochgefahren, doch die „Normaltemperaturen“ werden laut Stadtwerke voraussichtlich erst am Samstag, 10. Dezember, wieder erreicht.
Mehr Wärme ab dem Wochenende spürbar
Auch das Heißwasserbecken draußen soll dem Namen dann wieder gerecht werden. Die Lufttemperatur in der Halle – ebenfalls stark in der Kritik – wird sich wieder erhöhen, teilte Gartner weiter mit. Einstimmig sei die Entscheidung gefallen, wieder zur Ursprungstemperatur zurückzukehren. Trotzdem habe es längere Diskussionen gegeben. Doch zwei Punkte haben laut Gartner den Ausschlag zum Umdenken gegeben: Das Einsparpotenzial habe sich als „enttäuschend“ gering entpuppt, denn egal ob volles oder fast leeres Schwimmbecken: Technische Anlagen wie Pumpen und Lüftungen müssten laufen. „Die Grundlast bleibt“, so der Zweite Bürgermeister. Den Energie- und Kosteneinsparungen hätten jedoch hohe Einbußen aufgrund wegbrechender Besucher gegenüber gestanden. Die Gefahr war, so ist herauszuhören, groß, dass das Badria Schaden nimmt. Damit es nicht im übertragenen Sinne baden geht als Sport- und Freizeiteinrichtung, die sich vor allem an Familien richtet und auch bei Senioren sehr beliebt ist, mussten Stadt, Stadtwerke und Werkausschuss wieder umdenken. Die Entscheidung im Juli, die Wassertemperatur zu senken, war außerdem in der Phase gefallen, als die Gas-Alarmstufe ausgerufen worden war. Stadtwerke und Stadtrat wollten ein Zeichen setzen.
Versorgungslage
mit Gas stabil
Sie reagierten auch auf einen Appell der Bundesregierung. Aktuell ist die Versorgungslage mit Gas und Strom jedoch wieder stabil, so Gartner. Auch deshalb sei die Entscheidung zur Rolle rückwärts berechtigt – immer unter dem Vorbehalt, dass sich die Situation im Energiesektor nicht wieder dramatisch verschlechtere. In Absprache zwischen Werkleitung und Bürgermeister Michael Kölbl werde die Lage anhaltend beobachtet und bei einem Notstand unverzüglich wieder gehandelt, so die Stadtwerke in einer Pressemitteilung von gestern. Gartner sieht auch persönlich die Notwendigkeit, zu reagieren. „Wir haben den Anspruch, ein Familienbad zu sein. Alle sollen sich bei uns wohlfühlen.“ Er selber als sportlicher Schwimmer, der nicht kälteempfindlich sei, habe unter der auf 26 Grad gesenkten Wassertemperatur nicht gelitten. Er sei weiterhin gerne zum Baden gegangen. Viele Bürgerinnen und Bürger dagegen hätten sich unwohl gefühlt und seien in der Folge sogar weggeblieben. Deshalb sei die Entscheidung, die Becken- und Raumtemperaturen im gesamten Bade- und Saunabereich ab Freitag, 9. Dezember, wieder auf Normalbetrieb anzuheben und alle Leistungsbeschränkungen im Bad- und Saunabereich aufzuheben, die richtige.
Das Wasserburger Badria feiert 2023 außerdem das 45-jährige Bestehen. Zahlreiche Events, Aktionen und Veranstaltungen sind laut den Stadtwerken als Betreiberin geplant. Eine anhaltende Diskussion um das oft als zu kalt empfundene Wasser hätte der Einrichtung kurz vor dem Jubiläum wohl geschadet.