Die Pandemie klingt in Rosenheim ab

von Redaktion

Kliniken leiden unter Long Covid – Bekommt das Virus Konkurrenz?

Rosenheim – Die Corona-Pandemie klingt weiter ab, auch in der Region Rosenheim sinken die Zahlen. Warum die Folgen dennoch länger zu spüren sein werden.

Neulich im Staatlichen Gesundheitsamt Rosenheim. Amtsleiter Dr. Wolfgang Hierl legte ein Diagramm auf den Tisch. Links war ein flacher Hügel zu sehen: die erste Corona-Welle im Frühling 2020.

Dann legte Hierl ein zweites Blatt daneben: die Fortschreibung der Infektionszahlen, bis ins späte Jahr 2022 hinein. Und da schwingt sich die Kurve kurz auf einen Gipfelpunkt, so hoch über der ersten Welle wie der Mount Everest überm‘ Samerberg.

Verlauf der
Pandemie

Hierls Diagramm sagt viel über den Verlauf der Corona-Pandemie und die Entwicklung des Virus. Eher schüchtern in der Kontaktaufnahme, dann oft bösartig: So war es am Anfang. Sehr kontaktfreudig, aber meist erträglich, so ist die Variante Omikron, die noch immer vorherrscht.

War in der ersten Welle eine Sieben-Tage-Inzidenz von etwas über 200 schon ein Grund, übervolle Krankenhäuser zu befürchten, ließen auf dem Höhepunkt der Herbstwelle des Jahres 2022 auch zehnmal so hohe Werte keine Panik aufkommen.

Omikron und dem hohen Immunisierungsgrad sei Dank. Die Corona-Dynamik scheint gebrochen. Oder wie es Wolfgang Hierl ausdrückt: Die Herbstwelle sei abgeklungen, die befürchtete Winterwelle ausgeblieben. Corona scheint sogar in die Defensive geraten zu sein. „Momentan steht das Corona-Virus unter starkem ,Konkurrenzdruck‘ mit den anderen zirkulierenden Erregern von Atemwegserkrankungen“, stellt Hierl fest.

Wolfgang Hierl mahnt noch immer zum Impfen, aber nicht mehr so nachdrücklich wie einst, als die vielen Infektionen noch nicht für eine weitgehende Immunisierung der Bevölkerung gesorgt hatten. Man solle sich nicht nur eine Corona-Impfung verabreichen lassen, sondern auch eine gegen Grippe.

Seit dem Lagebericht vom 2. Dezember 2022 hat in den Kliniken in Stadt und Landkreis Rosenheim die Zahl der Patienten mit Corona-Nachweis deutlich abgenommen. 117 waren es vor zwei Wochen, nun steht die Region bei 79 Patienten in einem Krankenhaus. Die Zahl der positiv Getesteten auf den Intensivstationen ist stabil, fünf waren es am 2. Dezember, vier am 16. Dezember.

Und doch sind die Pandemie-Langzeitfolgen für die Kliniken nicht überstanden. Sie leiden sozusagen unter einer eigenen Form von Long Covid.

Wegen der aufwendigen Isolations- und Hygienebedingungen – zusammen mit der krankheits- und quarantänebedingt angespannten Personalsituation – bestehe weiterhin eine hohe Belastung für den Romed-Klinikverbund, meldet das Gesundheitsamt. Die hohe Zahl der RSV-Fälle bei Kindern und der starke Andrang auf die Notaufnahmen verschärfen die Situation weiter. Beschäftigte sprechen schon länger von Überlastung und Erschöpfung.

Immerhin: Anders als besonders hart betroffene Kliniken in Bayern, habe Romed keinen Besuchsstopp in Planung. So heißt es aus dem Klinikverbund.

Weit unter
dem Schnitt

Wer sich noch im Impfzentrum an der Rathausstraße bei den Maltesern impfen lassen möchte, sollte sich beeilen: Mit Jahresende macht auch dieser letzte Rest der Einrichtung dicht. Die Impfkampagne bleibt auf der berüchtigten Rosenheimer Quote von zwei Drittel Zweitgeimpften – weit unter dem deutschen Schnitt laut RKI.

Hierl scheint das aber nicht mehr mitzunehmen. „Aufgrund der Vielzahl von Infektionen ist in der Bevölkerung von einer mittlerweile breiten Immunität gegen die zirkulierenden Corona-Varianten auszugehen“, sagt er. Nach über zweieineinhalb Jahren Pandemie mit viel schlimmeren Phasen klingt das entspannt.

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