Bad Aibling – Große Trauer um die Stimme der Blinden- und Sehbehinderten im Raum Rosenheim: Friedrich „Fritz“ Gerlmaier, langjähriger Vorsitzender der Bezirksgruppe Oberbayern-Rosenheim des Bayerischen Blinden- und Sehbehindertenbundes (BBSB), ist am 9. Dezember gestorben. „Fritz Gerlmaier hinterlässt große Spuren in unserem Verein“, teilte die amtierende Bezirksgruppenleiterin Brigitte Lindmeier in einem Nachruf auf ihren Vorgänger mit.
Am 22. Oktober 1943 in Miesbach geboren, besuchte Gerlmaier ein Internat in Bad Aibling und ließ sich anschließend zum Konditor ausbilden. „Da er aus einer Gastronomiefamilie stammte, hatte er eigentlich nur die Wahl zwischen Metzger und Konditor“, sagte Tochter Dr. Anja Gerlmaier (51), die heute in Dortmund lebt, gegenüber den OVB-Heimatzeitungen. „Ein technischer Beruf hätte ihm mehr gelegen, weil er technisch sehr interessiert und geschickt war.“
Doch für Gerlmaier sollte es sowieso durch einen Schicksalsschlag ganz anders kommen: Nur rund zwei Jahre konnte er den Beruf des Konditors ausführen, ehe er 1963 aufgrund eines Glaukoms (Grüner Star) erblindete. Doch Gerlmaier wollte nicht mit seinem Schicksal hadern, sondern ließ sich in Freiburg zum medizinischen Masseur und Bademeister umschulen. In einer Rheumaklinik in Bad Aibling fand er schließlich eine Anstellung, die er bis zum Eintritt in den Ruhestand innehatte.
Aber nicht nur die Arbeit erfüllte den umtriebigen Bad Aiblinger, auch das Ehrenamt war eines seiner großen Steckenpferde. So gründete er 1973 die Bezirksgruppe Rosenheim des bayerischen Blindenbundes, der er viele Jahre als Vorsitzender vorstand. „Unzählige Projekte im Bereich barrierefreies Bauen hat er begleitet und stand dabei Architekten und Planern mit Rat und Tat zur Seite“, erinnert sich Lindmeier an das Wirken des gebürtigen Miesbachers. Zudem hatte er Ausflüge und Kegelabende, Langlauf- und Wandertage für sehbehinderte Menschen organisiert.
Denn auch der Sport war eine von Gerlmaiers großen Leidenschaften, die er trotz seines Handicaps weiter verfolgte. „Als junger Mann war er ein begeisterter Eishockeyspieler“, erinnert sich die 51-jährige Tochter. „Bis ins hohe Alter hatte er zudem Freude am Skilanglauf.“
Und privat? Da schenkte ihm seine erste Frau Ingrid 1970 Tochter Claudia, 1971 dann Tochter Anja. Doch die Ehe ging in die Brüche, Ingrid Gerlmaier zog nach der Scheidung schließlich mit den Kindern nach Dortmund. Wenige Jahre später fand Fritz Gerlmaier in seiner Uschi eine neue große Liebe. Das Paar heiratete 1978 und lebte glücklich in der Kurstadt, bis Uschi Gerlmaier 2021 verstarb.
Doch den Tod seiner geliebten Frau scheint der laut seiner Tochter „tatendurstige und energische Mann“ nie überwunden zu haben. Im „rapiden Maße“ seien ihm in den vergangenen Monaten „die geistigen Kräfte“ geschwunden, so Anja Gerlmaier, die ebenfalls das Schicksal ihres Vaters teilt und seit einem Autounfall erblindet ist. Am 9. Dezember mussten Angehörige und Freunde dann vom 79-Jährigen Abschied nehmen.
Trotz der Trauer um ihren Vater ist Anja Gerlmaier aber froh, dass „Fritz“ in den vergangenen Jahren noch „einige schöne Urlaube“ mit ihr und seinen Enkeln verbringen konnte. Zudem sei er bis in den diesjährigen Herbst hinein regelmäßig in die Sauna und zum Eishockey gegangen.
Auch Spaziergänge sind die Leidenschaft des Bundesverdienstkreuz-Trägers, Ehrenmitglied des Blindenbundes und des Eishockeyclubs Bad Aibling. „Und wenn am Ende des Spaziergangs dann noch ein schönes großes Stück Sahnetorte stand, war das am Ende ein schöner Tag“, so Anja Gerlmaier über die kleinen Dinge, die ihren Vater bis zuletzt erfreuten.
Gemeinsam mit Freunden und Weggefährten wird sie bei der Trauerfeier mit anschließender Urnenbeisetzung am Donnerstag, 22. Dezember, ab 11 Uhr auf dem städtischen Friedhof in Bad Aibling Abschied von Fritz Gerlmaier nehmen.
Mathias Weinzierl