Rosenheim – Das Braunkehlchen ist der Vogel des Jahres 2023. Bereits zum zweiten Mal trägt der Verwandte von Schwarzkehlchen und Nachtigall nun diesen Titel. Seinen Namen hat das Braunkehlchen von der orangebraunen Brust, die sich von der ansonsten hellbraunen Vorderseite absetzt. Auch der helle Überaugenstreif ist charakteristisch für diesen Singvogel.
Das Braunkehlchen hat ein großes Verbreitungsgebiet, das sich von der Westküste Europas bis nach Zentralasien erstreckt. In Bayern hat der Bestand in den vergangenen Jahrzehnten allerdings kontinuierlich abgenommen, sodass die Vogelart hierzulande vom Aussterben bedroht und nur noch regional verbreitet ist. Demnach wird sie auch in der Roten Liste der gefährdeten Brutvögel Bayerns in die höchste Kategorie eingeordnet. Als ausgesprochener Bewohner des extensiv genutzten Grünlandes ist der Bodenbrüter von der Strukturvielfalt der Landschaft abhängig. So braucht er etwa Hochstauden oder einzelne Büsche als Sitzwarten. Diese nutzt er, um Ausschau nach Nahrung oder Feinden zu halten. Aber auch die Bodenvegetation ist für die Art von entscheidender Bedeutung. Wichtig ist, dass sie ein reiches Nahrungsangebot in Form von Insekten, Spinnen, Schnecken oder Würmern bereithält.
Sein Nest baut das Braunkehlchen in einer kleinen Mulde in Nähe der Sitzwarte. Nach der Brutzeit, die hierzulande etwa im Mai beginnt, macht es sich Ende des Hochsommers auf in seine Überwinterungsgebiete südlich der Sahara. Dabei legt der nur 13 bis 14 Zentimeter kleine Marathon-Flieger eine Strecke von bis zu 5000 Kilometern zurück.
„Wir haben in den voralpinen Moorgebieten wie den Eiszeitseen um die Eggstätt-Hemhofer Seenplatte und Seeoner Seen noch ein großes Lebensraumpotenzial, aber auch hier haben die Bestände in den vergangenen Jahren stark abgenommen. Mit verschiedenen Projekten und Maßnahmen versuchen wir dagegen zu halten, aber die Situation bleibt angespannt“, erklärt Patrick Guderitz, Gebietsbetreuer der Eiszeitseen. Worin der Rückgang begründet ist, lasse sich nur schwer festmachen. Sicher sei, dass es eine Kombination aus mehreren Faktoren ist, welche dem Braunkehlchen zusetzen. „Wir haben einerseits eine intensivere landwirtschaftliche Nutzung und die Entwässerung von ehemaligen Brutgebieten in der Vergangenheit. Andererseits werden extensiv bewirtschaftete Flächen oftmals aus der Nutzung genommen, weil sie wirtschaftlich nicht rentabel sind. Beides wirkt sich negativ auf den Lebensraum der Art aus.
Auch die intensive Jagd auf dem Zug in die Wintergebiete hat sicherlich einen Einfluss auf die Bestandsrückgänge“, erklärt er weiter. Aufgabe wird es sein, die bestehenden Gebiete zu erhalten, und wo möglich auch beeinträchtige Bereiche wiederherzustellen oder zu optimieren. Das Gelingen wird entscheidend sein für die Zukunft des Braunkehlchens in der Region.