Bad Aibling – So langsam nimmt das Projekt Formen an. Im Bad Aiblinger Ortsteil Berbling soll ein Dorfgemeinschaftshaus entstehen. Damit wird ein Ort geschaffen, an dem die Menschen endlich wieder zusammenkommen können. Laut Bad Aiblings Bürgermeister Stephan Schlier (CSU) seien die veranschlagten Kosten für das Bauvorhaben, welches bisher überwiegend Zustimmung erfahren habe, gestiegen.
Finanzbedarf steigt
um rund ein Drittel
Aus den ursprünglich geplanten 1,5 Millionen Euro sind es mittlerweile, „aufgrund der allgemeinen Situation“, rund zwei Millionen geworden, so Schlier. Der Rathauschef machte jedoch im gleichen Atemzug deutlich, dass eine Förderung in Höhe von mehreren Tausend Euro in Aussicht stehe. Zudem würden die Außenanlagen zu 50 Prozent gefördert. Und: „Die Berblinger haben auch ihre Eigenleistung angekündigt“, so Schlier. All diese Faktoren könnten die Gesamtkosten am Ende auch noch deutlich reduzieren.
„Ich und die Verwaltung stehen auf jeden Fall hinter dem Dorfgemeinschaftshaus“, betonte Schlier, der in diesem Zusammenhang auch noch einmal auf die anstehende Straßenerneuerung in Berbling verwies. Architekt Benno Bauer, der beim Wettbewerb das Rennen gemacht hatte, stellte bei der jüngsten Stadtratssitzung den Entwurf des Bauvorhabens nahe der Kirche und des Kindergartens vor.
Das Gebäude, so Bauer, hat eine Bruttogeschossfläche (mit Untergeschoss) von 530 Quadratmetern. Das Herzstück stellt mit Sicherheit der Veranstaltungssaal dar, „der für alle Aktivitäten genutzt werden kann“, sagt der Architekt.
Bestuhlung für
fast 100 Personen
Dort soll es eine abbaubare Bühne geben, die über eine Nische „verschwinden“ und mehr Platz schaffen könnte. Das Ziel sei, erklärt Bauer, die Bestuhlung auf knapp unter 100 Sitzplätze zu begrenzen. „Diese Grenze ist wegen erheblicher Auflagen wichtig.“
Neben Lagermöglichkeiten – „die Berblinger haben einen erheblichen Fundus, welcher bisher auf dem Dachboden des Feuerwehrhauses sein Dasein fristet“ – bietet das Dorfgemeinschaftshaus etwa einen Büroplatz und ein Schützenstüberl. Dort soll es drei Schießstände geben. „Die Aufenthaltsqualität soll dort durch die Belichtung gesteigert werden, nicht wie in einem Schützenbunker“, so Bauer. Die geplante Küche wiederum habe einen entsprechenden Standard, dass dort bei Dorffesten auch selber gekocht werden könne.
Im Obergeschoss, wo laut Architekt ursprünglich nur eine Galerie vorgesehen war, hat sich der Plan zur Nutzung etwas verändert. „Die Berblinger hatten die Idee, dass man das Obergeschoss auch für die Jugend nutzen könnte“, erklärt Bauer. Nun sei dort ausreichend Platz vorgesehen, um etwa einen Billardtisch aufzustellen. Was die Außendarstellung angeht, soll die Gestaltung des Hauses „möglichst einfach gehalten werden“ und es sollen Details eines landwirtschaftlichen Gebäudes übertragen werden.
„Das Schwierigste“, wie es der Architekt bezeichnete, sind die Kosten. Während sich die Preise für Stahl beispielsweise teils verdoppelt hätten, habe sich die Situation beim Holz etwas beruhigt. All diese Schwankungen erschwerten die Planungen. Allerdings gebe es diverse Einsparmöglichkeiten. „Wir haben sehr gute Vorschläge von der Dorfgemeinschaft bekommen“, so Bauer. Etwa beim Boden der „Jugendräume“. Nun müsse man in die Detailplanung gehen und genau diese Themen abarbeiten. Bauers Ziel, sollte der Stadtrat grünes Licht geben: Die Detailplanungen soweit voranzutreiben, dass im Idealfall nächstes Jahr losgehen kann. „Wenn wir Glück haben, könnten wir dann im September oder Oktober mit dem Bau beginnen.“
Bis dahin sollte dann auch festgelegt werden, welche Teile des Vorhabens durch Eigenleistung der Berblinger abgedeckt werden könnten. In puncto Einsparung gebe es „nichts besseres“. Klar sei aber auch: „Je mehr Eigenleistung wir haben, desto mehr Zeitpolster brauchen wir“, so Bauer. Denn die Bürger könnten vieles etwa erst in ihrem Feierabend leisten, was insgesamt natürlich mehr Zeit in Anspruch nehmen würde.
Der Berblinger Johann Schweiger (CSU) betonte daraufhin noch einmal die Notwendigkeit des Dorfgemeinschaftshauses. „Wir haben hier viele starke junge Familien, die solche Räume brauchen.“ Nachdem in der Vergangenheit zwei Wirtschaften geschlossen hatten und das Feuerwehrhaus zu wenig Platz biete, gebe es keine Alternative mehr. Außerdem: „90 Prozent der Berblinger stehen hinter dem Projekt“, ist sich Schweiger sicher. In Sachen Eigenleistung hätte man in Berbling vom Elektriker bis zum Betonbauer alles zu bieten. „Das Haus wird natürlich trotzdem etwas kosten, aber ich glaube nicht an diese Summe.“ Laut Andreas Winhart (AfD) „hat es Berbling verdient; das wird eine tolle Sache“. Da die Baupreise vermutlich nicht sinken werden, stellte er die Frage, ob man den Baubeginn womöglich beschleunigen beziehungsweise vorziehen könne. Architekt Bauer konnte ihm aufgrund der noch ausstehenden Planungen hierbei jedoch wenig Hoffnung machen.
Noch Diskussion um
einen Kostendeckel
Laut Stadtverwaltung sind die Ausgaben in Höhe von einer Million Euro im Haushaltsplan 2023 veranschlagt. Der Rest sei dann für das Folgejahr vorgesehen. Und Bürgermeister Schlier hofft, dass aufgrund der möglichen Einsparungen noch einiges abgezogen werden könne. Stadtrat Markus Stigloher schlug vor, dass man die Bruttokosten für die Stadt auf insgesamt eine Million Euro deckelt. „Die Berblinger wollen ja viel selber machen, es ist ihr Gebäude.“ Zwar hielt Rathauschef Schlier den Kostenanteil von einer Million für realistisch und man habe mit dem Thema Eigenleistung bereits mehrmals gute Erfahrungen gemacht. „Eine Deckelung sehe ich jedoch kritisch, das Haus muss ja so oder so fertig gemacht werden.“ Michael Krimplstötter (CSU) zeigte sich indes „sehr zuversichtlich“, dass die Kosten durch die Eigenleistung der Bürger deutlich minimiert werden könnten. Und Schweiger ergänzte zu einer diskutierten Deckelung: „Das kann man zwar machen, aber für die allgemeinen Preissteigerungen können wir auch nichts.“
Ort für Begegnung
dringend gesucht
Katharina Dietel (Grüne) machte klar, dass sich ihre Partei ebenfalls mit den Kosten schwertue. „Eine Deckelung wäre zwar schön, aber auch unrealistisch“, sagte Dietel, die sich zudem nach der Heizung erkundigte. Diese, so Bauer, solle mit Pellets betrieben werden. „Wir brauchen das Haus, es muss wieder etwas kommen, wo sich die Leute treffen können“, sagte indes Dieter Bräunlich (ÜWG). Er bat darum, dass das Thema Lift hinsichtlich vieler älterer Menschen noch einmal überdacht werden sollte. Laut Schlier werde dies noch einmal besprochen. Allerdings betonte er, dass der Saal, „wo 90 Prozent der Leute hingehen“, ebenerdig und barrierefrei sei.
Sebastian Uhl (Grüne) sprach anschließend noch die Nutzung des Hauses an. „Da es auch durch Steuermittel finanziert wird, wäre es mir wichtig, dass es auch von sämtlichen Aiblingern genutzt werden kann.“ Bürgermeister Schlier machte am Ende deutlich, dass es nun zunächst um die Frage gehe, ob der Entwurf weitergeführt werden soll. Mit 16:5 Stimmen gab der Stadtrat dem Vorhaben schließlich grünes Licht.
Die Verwaltung wird nun ebenfalls prüfen, ob das Dach des neuen Gebäudes als Standort für PV-Anlagen geeignet ist.