Rosenheim – Wer im Landkreis Biomüll entsorgen will, muss ihn derzeit zu einem Wertstoffhof bringen oder auf den Komposthaufen werfen – sofern dieser für die jeweilige Müllfraktion geeignet ist. Für Lebensmittelabfälle gilt dies in der Regel nicht, die landen nicht selten verbotenerweise in der Hausmülltonne.
Abhilfe könnte die sogenannte Biotonne schaffen, die derlei Müll aufnimmt und regelmäßig geleert wird. Die Rahmenbedingungen für die Einführung eines solchen Holsystems hat die bifa Umweltinstitut GmbH in Augsburg im Auftrag des Landkreises in einer Studie erstellt. Sie wurde dem Umweltausschuss in seiner jüngsten Sitzung vorgestellt, eine Entscheidung hatte das Gremium nicht zu treffen. Das Fazit der Verwaltung ist klar: „Eine Umstellung auf eine Biotonne im Holsystem würde nur einen geringen ökologischen Mehrwert bringen, wäre aber gleichzeitig mit einem unverhältnismäßig großen finanziellen Aufwand verbunden.“
Untersucht wurden von den Experten zwei Szenarien des Holsystems: ein 65-prozentiger Anschlussgrad der Haushalte mit der weiter bestehenden Möglichkeit, privat zu kompostieren, beziehungsweise ein 100-prozentiger Anschlussgrad mit einer Pflichtbiotonne. Die Kostenanalyse fällt ernüchternd aus. Die Variante mit dem 65-prozentigen Anschlussgrad führt zu Mehrkosten von 3,80 Millionen Euro pro Jahr, die auf die Haushalte über die Müllgebühr umgelegt werden müssten – auch auf diejenigen, die nicht vom Holsystem profitieren. Die Müllgebühren stiegen in diesem Fall ab 2026 um 40 Prozent. „Das wäre schon problematisch“, meinte Landrat Otto Lederer (CSU) und ließ durchblicken, dass er auch deshalb kein Freund des Holsystems ist, weil sich trotz hoher Mehrkosten der ökologische Nutzen in Grenzen hält. Führte der Landkreis die Pflichtbiotonne mit einem 100-prozentigen Entsorgungsgrad ein, ließen sich jährlich 573 Tonnen CO2 einsparen. Das entspräche dem Ausstoß von 289 Pkw mit durchschnittlicher Jahreslaufleistung. Bei dieser Lösung lägen die Mehrkosten im Vergleich zum Bringsystem pro Jahr allerdings bei 6,48 Millionen Euro. Die Müllgebühren müssten 2026 um 56 Prozent angehoben werden.Norbert Kotter