Schleching – Für Landwirt Hannes Hörterer aus Mettenheim bei Schleching geschah im Juni eine Katastrophe: Neun junge Kalbinnen stürzten in einer Nacht die steile Zellerwand hinab, nachdem die Tiere offenbar in Panik einen Zaun durchbrochen hatten und einen guten Kilometer übers Gelände gerannt waren. Nach einem Waldstück fielen sie in den felsigen Abgrund.
Hörterer war zunächst zugetragen worden, an der bei Kletterern beliebten Felswand sei Kuhgebrüll zu hören. Alarmiert machte er sich auf den Weg zu seiner oberhalb der Zellerwand gelegenen Alm und fand statt friedlich grasender Jungtiere nur gähnende Leere – bis sich die schreckliche Gewissheit bewahrheitete und klar war, dass die Kälber abgestürzt waren.
Organisiert vom Traunsteiner Veterinäramt übernahm ein Tiroler Unternehmen die Bergung der Tiere per Hubschrauber. Während acht Kälber auf diese Weise zu einem Sammelplatz geflogen werden konnten, brauchte es für das neunte, das zwischen Fels und einem Baum hing, einen anderen Hubschrauber.
Familie Hörterer beziffert neben den Bergungskosten von rund 5000 Euro den Schaden durch den Verlust der Tiere auf 12000 bis 15000 Euro: „In der Herde befanden sich unsere besten Rinder, jetzt ist die gesamte Nachzucht weg, ein ganzer Jahrgang ausgelöscht.“ Abgesehen davon, macht das nächtliche Drama um die verunglückten Tiere dem Landwirt noch lange zu schaffen.
Im Raum steht bis heute die Frage, ob ein Wolf sie zur Flucht getrieben hat. Deshalb verlangt Hörterer im Nachgang von der Politik auch, dass Landwirte ihr Vieh besser schützen können. Etwa, indem nicht in jedem Fall Offenställe genutzt werden müssen.
In einem konnten die Behörden der Familie entgegenkommen: Die Kosten für die Bergung übernahm der Landkreis Traunstein zusammen mit der Tierseuchenkasse des Freistaates. sen