Wasserburg – Das ehemalige Wasserburger Krankenhaus soll kurzfristig in eine vorübergehende Unterkunft für Flüchtlinge umgewandelt werden. Landrat Otto Lederer (CSU) gab dies am Rande der jüngsten Sitzung des Kreisausschusses bekannt, die in dem momentan leer stehenden Gebäude stattfand. Er nannte auch erste Details.
Wenn alles nach Plan läuft, könnten noch im ersten Halbjahr des nächsten Jahres rund 200 Menschen in dem ehemaligen Klinikgebäude untergebracht werden. Es zähle dann zu den größten zentralen Flüchtlingsunterkünften im Landkreis. Die Stadt Wasserburg würde damit unter Einbeziehung der hier bereits bestehenden Unterbringungsmöglichkeiten für Asylbewerber im Vergleich mit anderen Landkreisgemeinden überdurchschnittlich viele Geflüchtete in ihrem Bereich beherbergen.
Bürgermeister hat
„vollstes Verständnis“
Unter anderem befindet sich ein sogenannter Asylpavillon, zu dessen aktueller Belegung die Kreisverwaltung auf Nachfrage der OVB-Heimatzeitungen kurzfristig keine genauen Zahlen nennen konnte, bereits seit längerer Zeit auf dem Krankenhausgelände. Nicht zuletzt aus diesem Grund verband Bürgermeister Michael Kölbl (SPD) sein „vollstes Verständnis“ für die Überlegungen des Landkreises mit einer dringenden Bitte an den Landrat. „Wir wünschen uns, dass nicht auch noch eine kreiseigene Turnhalle in Wasserburg mit Geflüchteten belegt wird.“ Ein Ansinnen, für das sich der Landrat durchaus aufgeschlossen zeigte.
Auf Nachfrage betonte Lederer, derzeit liefen Gespräche mit der Regierung von Oberbayern über die Belegung der Immobilie. Der Landkreis sähe es gerne, wenn sie in die Betreiberrolle für die zentrale Unterkunft schlüpfen würde. Noch sei in dieser Frage nichts entschieden, so Lederer. „Wir bleiben da aber dran“, sagte der Landrat. Unabhängig von dieser Frage dauert es nach seiner Einschätzung noch ein paar Monate, bis das Haus dieser vorübergehenden Bestimmung zugeführt werden kann.
Das Romed-Klinikum sei zwar schon vor ein paar Wochen in den Neubau in Wasserburg umgezogen, dennoch lagerten unter anderem noch Gerätschaften in den alten Räumen. Erst wenn der Umzug vollständig abgeschlossen sei, könne eine notwendige baufachliche Begutachtung des leer stehenden Klinikkomplexes erfolgen. „Da geht es dann um Veränderungen, die wir für die Unterbringung der Menschen vornehmen müssen“, so der Landrat. Vermutlich dürfte es sich aber um eher kleinere Maßnahmen handeln. Erst dann stünde das Gebäude als Unterkunft zur Verfügung. Mit dem Stadtoberhaupt ist sich Lederer einig, dass die bereits vorhandene Infrastruktur ein großer Vorteil sei. Klar wurde bei der Besichtigung des Hauses aber von beiden zum Ausdruck gebracht, dass es sich bei der Nutzung als Asylunterkunft nur um eine vorübergehende Nutzung handeln kann. Die Rede war von einem Zeitraum von ein bis zwei Jahren. Dennoch baute der Bürgermeister schon einmal vorsichtig vor. „Provisorien werden bekanntlich oft länger gebraucht.“
Wohnnutzung
im Vordergrund
So einig wie sich Stadt und Landkreis bei der vorübergehenden Unterbringung von Flüchtlingen sind, so einig sind sie sich auch bei der langfristigen Nutzung des Grundstücks, das der Ausschuss bei einer kleinen Spazierrunde in Augenschein nahm. Die Wohnnutzung soll im Vordergrund stehen. Die Bedürfnisse der Stadt und des Landkreises als Eigner des Areals sollen dabei gleichermaßen Berücksichtigung finden. Klar ist, dass eine vollständige Sanierung des alten Krankenhausgebäudes wirtschaftlich nicht darstellbar ist und es letztlich der Spitzhacke zum Opfer fallen wird.
Dem Landrat schwebt zunächst eine städtebauliche Rahmenplanung vor, die die wichtigsten Eckpunkte berücksichtigen soll. „Auf der können wir dann aufbauen“, sagte er. Für ihn ist durchaus vorstellbar, dass bei der Überplanung des Geländes mehrere Investoren zum Zuge kommen – unter anderem die landkreiseigene Wohnungsbaugesellschaft. All diese Fragen müsse man Schritt für Schritt mit der Stadt erläutern. Man wolle mit ihr partnerschaftlich zusammenarbeiten.
Die Notwendigkeit des Miteinanders hob auch Bürgermeister Michael Kölbl hervor. „Für Wasserburg bietet sich auf lange Sicht eine einmalige Chance, Wohnraum zu schaffen“, sagte das Stadtoberhaupt.