Auch das Zugunglück von Bad Aibling juristisch aufgearbeitet

von Redaktion

Dr. Johannes Kammergruber geht als Vorsitzender Richter in den Ruhestand – An für die Region bedeutsamen Prozessen mitgewirkt

Traunstein/Südostbayern – Mit straf- und zivilrechtlichen Verfahren aus allen Landkreisen Südostoberbayerns befasst war Dr. Johannes Kammergruber, zuletzt Vorsitzender Richter am Landgericht Traunstein, in seiner beruflichen Laufbahn. Landgerichtspräsident Professor Dr. Ludwig Kroiß verabschiedete ihn nun nach 45 Jahren im Staatsdienst, davon 35 Jahre bei der Justiz, in den Ruhestand.

1958 in Altötting geboren, absolvierte er in seiner Heimatstadt Realschule und Fachoberschule. Nach dem Besuch der Bayerischen Beamtenfachhochschule in Landshut und Ebersberg arbeitete er am Landratsamt Altötting. 1980 entschied der sich, an der Universität Passau Jura zu studieren. „Das habe ich nie bereut“, meinte er.

Bei der Justiz im Freistaat begann Kammergruber am 1. Juli 1987 – als Richter am Amtsgericht und am Landgericht Passau. Mit dem Thema „Die teleologische Struktur des Betriebsausgabenabzugs“, einem Teil des Steuerrechts, promovierte er Ende 1987. Im Februar 1990 ging er zur Staatsanwaltschaft Passau.

Den begeisterten Bergsteiger und Skitourengeher zog es in seiner Freizeit immer in die Berge. So wechselte er im Dezember 1990 zur Staatsanwaltschaft Traunstein. Er startete im Ausländerreferat mit über 200 Verfahren pro Jahr. Die Referate Allgemeines Strafrecht, Betäubungsmitteldelikte und Organisierte Kriminalität kamen dazu.

Als Richter am Landgericht Traunstein war Dr. Kammergruber ab 1. Februar 1996 tätig. Den Höhepunkt bildete die Ernennung zum „Vorsitzenden Richter“ Anfang 2018.

Als Mitglied großer Strafkammern wirkte Dr. Kammergruber auch mit, tragische Unglücke juristisch aufzuarbeiten. Der Einsturz der Eishalle in Bad Reichenhall, der Großbrand in Schneizlreuth und das Zugunglück bei Bad Aibling zählten dazu. In seine Zeit als Zivilrichter am Landgericht fielen einige Verfahren, die ebenfalls für Schlagzeilen sorgten, darunter ein Prozess gegen eine Schamanin aus Übersee. Weniger spektakulär waren die rund 100 Verfahren gegen Autohersteller im Zug des Diesel-Skandals.

Besonders gerne sprach Dr. Kammergruber Recht in Familien- oder Nachbarstreitigkeiten: „Man sieht die Probleme von außen, ist selbst nicht betroffen. Man kann Lösungen erzielen und mithelfen, Frieden zu erzielen. Manchmal wurde mir sogar mit Handschlag gedankt. Das hat mich besonders gefreut.“ kd

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