Neue Hiobsbotschaften für Karstadt

von Redaktion

Laut einem internen Bericht sollen weit mehr Filialen von Galeria Karstadt Kaufhof geschlossen werden als vermutet. Zudem hat der Übernahme-Interessent sein Angebot zurückgezogen. Was das für Rosenheim bedeutet.

Rosenheim – 40 Häuser von 131 insgesamt: So viele Standorte sollten ursprünglich dichtgemacht werden. Das hieß es zumindest, als Ende Oktober bekannt wurde, dass Galeria Karstadt Kaufhof erneut in Schieflage geraten ist. Jetzt ist die Rede von 90 Filialen und überdies von 30 Prozent des Personals in den übrigen Häusern.

Streichung von
Jobs befürchtet

Zu lesen ist dies in einer internen E-Mail des Betriebsrats. Demnach sollen Arbeitsplätze vor allem im Servicebereich wegfallen. Dort könnten nach Medienberichten über die Hälfte der Jobs gestrichen werden.

Der Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof hatte Ende Oktober ein sogenanntes „Schutzschirmverfahren“ beantragt. Vonseiten des Insolvenzverwalters Andreas Geiwitz heißt es, dass den Gerüchten über eine weit höhere Zahl an Schließungen die Grundlage fehle. Ein Sprecher seines Büros sagte auf Anfrage der OVB-Heimatzeitungen, man stehe allenthalben in Verhandlungen mit den Vermietern. Es sei noch keine Entscheidung gefallen, womöglich erst Ende Januar könne man sagen, wo sich Karstadt zurückziehe. Bis dahin sei von der ursprünglich genannten Zahl auszugehen – also von einem Drittel der 131 Filialen in 97 bundesdeutschen Städten.

Wie viele Häuser insgesamt aufgegeben würden, hänge stark von den Vermietern ab. Bei der letzten Schließungswelle seien letztlich weniger Filialen dem Rotstift zum Opfer gefallen als ursprünglich befürchtet, berichtete der Sprecher. Über den Vermieter hinaus spielen der Standort und der Zustand des Gebäudes eine große Rolle: Es stellen sich dann Fragen nach der Notwendigkeit einer energetischen Sanierung oder der Tauglichkeit für das Modernisierungskonzept Galeria 2.0.

Dem Gebäude in Rosenheim sagen Insider einen guten Zustand und Tauglichkeit für die Modernisierung nach. „Wir vertrauen auf die Stärke des Rosenheimer Hauses“, hatte auch Rosenheims Wirtschaftsdezernent Thomas Bugl im OVB-Exklusiv-Interview betont. Rosenheim gehöre zu den Top-Standorten innerhalb des Konzernverbunds.

Anfang November 2022 hatte der Büro-Onlinehändler buero.de Interesse an der Übernahme mancher Standorte bekundet und sich als Retter ins Spiel gebracht. Bis zu 47 Standorte wollte der Online-Händler übernehmen. Daraus wird nun aber nichts. Wie der Onlinehändler am Abend des 22. Dezember bekannt gab, hat er sein Übernahmeangebot zurückgezogen.

Gegenüber der dpa äußerte sich der buero.de-Chef Markus Schön und sagte: „Die Gerüchte über viel weitergehende Schließungen und die in diesem Zusammenhang in den letzten Tagen für uns deutlich gewordene Konfliktlage führen zu veränderten Rahmenbedingungen, die für uns nicht akzeptabel sind.“ Für Wirtschaftsdezernent Thomas Bugl ändert sich damit für den Rosenheimer Standort nicht viel. „Ich sehe die Lage auch nach dem Rückzug von buero.de weiterhin recht gelassen. Karstadt Rosenheim ist ein starker Standort.“

Ende Januar läuft
wichtige Frist ab

Ende Januar läuft die Dreimonats-Frist ab, die der Gesetzgeber gesetzt hat. In einem Schutzschirmverfahren kann ein von der Pleite bedrohtes Unternehmen eigenverantwortlich ein Sanierungskonzept vorlegen. Drei Monate hat es nach Auskunft des Bundesjustizministeriums dazu Zeit.

Als gefährdet gelten Karstadt-Filialen in Städten mit zwei Standorten oder Filialen, die bereits bei 2020 und 2021 auf der Kippe gestanden hatten. Der Wirtschaftsstabilisierungsfonds des Bundeswirtschaftsministeriums griff seinerzeit dem Warenhauskonzern mit insgesamt 680 Millionen Euro unter die Arme.

Das Haupthaus in Rosenheim war damals nicht auf der Streichliste aufgetaucht. Allerdings hatte Karstadt Sports an der Münchener Straße seine Pforten im Oktober 2020 für immer geschlossen. Insgesamt schloss Karstadt in den Corona-Jahren rund 40 von 172 Filialen der Vor-Pandemiezeit.

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