Mitnehmen möglichst per Mehrweg

von Redaktion

Bäckereien und Gastronomie müssen Alternative zu Wegwerf-Verpackung anbieten

Rosenheim – Schnell ein Kaffee-To-Go, ein Salat von der Theke oder eine belegte Semmel beim Bäcker: Für viele Menschen ist das schnelle Essen unterwegs aus dem Alltag nicht mehr wegzudenken. Doch der Gesetzgeber hat nun eine neuen Mehrweg-Pflicht im To-Go-Bereich eingeführt mit dem Ziel, die vielen Einwegverpackungen und der damit verbundene Müll zu reduzieren.

Pflicht auch in
der Gastronomie

Nun müssen Bäckereiketten, Fast-Food-Restaurants und Tankstellen neben den Einwegbechern auch alternative Mehrwegvarianten anbieten. Auch Restaurants und Cafés sind von diesen Änderungen betroffen, wie zum Beispiel die „Burrito Company“ in Rosenheim. „Prinzipiell ist das eine gute Idee. Es ist nicht immer einfach umzusetzen, aber es ist ein guter neuer Schritt“, sagt Betreiber Christopher Meißner.

Für Meißner hat die Gesetzesänderung aber keinen wirklichen Einfluss auf sein Geschäft: „Wir haben vor der Mehrwegpflicht schon nach einer Lösung für Einwegverpackungen gesucht.“ Eine Lösung war schnell gefunden. Mehrere Mehrwegboxen wurden bereits bestellt und kommen noch in dieser Woche zum Einsatz.

Wie genau die Mehrwegbehälter gestaltet sein werden, können die Betriebe selbst entscheiden. Meißner hat seine Behälter mit dem Logo seines Geschäftes versehen. Wichtig sei nach dem Gesetz nur, dass die Mehrwegoptionen nicht teurer sein dürfen als die Einwegoptionen. Jedoch können Betriebe Pfand für ihre Mehrwegbehälter verlangen. „Wir verkaufen unsere Mehrwegboxen nur mit Pfand, denn sonst würde es sich nicht lohnen, da am Ende des Monats schon keine Boxen mehr übrig wären“, sagt Meißner.

Das neue Gesetz verbietet Einwegbehälter aber nicht. Auch Meißner lässt seinen Kunden die freie Wahl, ob sie ihr Essen in Einwegboxen oder Mehrwegboxen haben wollen. In der Gastronomie „My Indigo“ ist dies dagegen nicht möglich. Seit ihrer Eröffnung im September 2021 bietet das Team um Simona Munteanu ihre Menüs in Mehrwegbehältern an. „Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig und das haben wir schon immer bei unseren Behältern bedacht,“ erklärt sie.

Zu den wenigen Ausnahmen, die von der Mehrwegpflicht befreit sind, zählen Imbisse, Dönerläden und Kioske. Es sind vor allem Geschäfte, die maximal fünf Mitarbeiter beschäftigen und eine Ladenfläche von 80 Quadratmetern nicht überschreiten. Die Gastronomie „Zum Johann Auer“ zählt zwar nicht zu dieser Ausnahme, doch für Inhaber Toni Sket kommen Mehrwegbehälter nicht in Frage: „Wir sind kein klassisches To-Go-Geschäft, daher lohnt es sich für uns einfach nicht. Aber die Mehrwegpflicht war schon lange fällig.“

Nach dem neuen Verpackungsgesetz müssen Kunden auch die Möglichkeit haben, gekaufte Speisen oder Getränke in mitgebrachten Behältern zu füllen. Ein Angebot, das auch Sket seinen Gästen macht: „Ich habe meine Kunden dahin erzogen, dass sie ihr eigenes Geschirr mitbringen.“ Dies sei mit dem Beginn der Pandemie entstanden. „Passanten, die ohne ihr eigenes Geschirr kamen, haben ihr Essen in Einwegschalen bekommen. Aber seit einem Jahr verzichten wir darauf“, sagt er.

Mehrwegbehälter, die schon länger auf dem Markt sind, sind Becher und Schüsseln von „Recup & Rebowl“. Viele Bäckereiketten und Cafés wechselten in den vergangenen Jahren zu Mehrwegbechern.

Ein Beispiel dafür ist das „Kaffee Dinzler am Esbaum“. „Wir waren eines der ersten Unternehmen, die Recup-Becher angeboten haben“, sagt Robin Gibbels. Auch Simona Munteanu von „My Indigo“ bietet ihre Getränke nur in solchen Behältern an. „Bei uns gibt es nur Mehrwegbehälter oder man bringt von zu Hause seine eigenen Behälter mit“, erklärt sie.

Für Gibbels sind die eigenen Becher etwas problematischer: „Die Voraussetzung ist, dass sie sauber sind.“ Die Mehrwegbecher, die mit Pfand zurückgebracht werden, kommen zunächst in die Spüle. So werden auch nicht alle Becher zurückgenommen: „Wenn ein Becher verschimmelt ist, nehmen wir diesen nicht zurück.“

„Nur ein
erster Schritt“

Auch Sket sieht in dem Pfand einen ersten Schritt aus der umweltschädlichen Mülllawine. „Pfand auf solche Mehrwegbehälter ist das Wichtigste überhaupt“, sagt er. Er fordert, mindestens ein Euro Pfand auf Kaffeebecher einzuführen, da „diese mehr Müll als das Geschirr machen“. Man überlege dann zweimal, ob man sich einen Kaffee-To-Go kauft oder nicht. „Es liegt an der Erziehung und Gewöhnung, dass man bedachter mit solchen Sachen umgeht und der Müll reduziert wird.“

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