Sie alle folgten einem Stern

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Es waren Sterndeuter aus dem Osten, die nach der Erzählung der Bibel aufgebrochen waren, um den neugeborenen König der Welt zu suchen. Sie folgten auf ihrer abenteuerlichen Reise nur einem hellen Stern, den sie wie ein Leitbild über ihrem Leben erkennen. Die Schriftgelehrten des Herodes dagegen vermögen mit ihrem ganzen gesammelten theologischen Wissen den Weg zum Ort der Gottesgeburt nicht zu finden. Die Sehnsucht der Sterndeuter lässt diese dagegen am Ende ankommen an der Krippe. Wenn wir morgen, am Tag vor dem Dreikönigsfest, das Requiem für den emeritierten Papst Benedikt XVI. feiern, verabschieden wir uns von einem der größten Schriftgelehrten unserer Zeit, dessen Schriften vielleicht erst posthum die Bedeutung erfahren werden, die sie wirklich verdienen. Heimgegangen ist aber auch einer, der wie die Könige damals mit ehrlichem Herzen ein großer Gottsucher war. „Mitarbeiter der Wahrheit“ war dabei sein bischöflicher Wahlspruch. Ein Leitmotiv, das mich und viele andere bei der Wahrheitsfindung in der Aufarbeitung der Missbrauchsskandale jetzt mit einem Fragezeichen zurücklässt. Wir werden dieses nicht mehr auflösen können. Am Ziel, an der Krippe angekommen, darf der kleine Mensch Joseph Ratzinger jetzt den Stern schauen, zu dem er ein Leben lang unterwegs war. Jetzt weiß er mehr von der göttlichen Wahrheit, die er immer gesucht hat, und ich vergönne ihm diesen Frieden von Herzen. Für uns bleibt weiter der lange Weg zum Ort der Gottesgeburt in unserem eigenen Herzen. Ein Licht über unserem Leben zeigt uns den Weg.

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