Tatort Tierheim

von Redaktion

Das Tierheim in Ostermünchen als Schauplatz in einem Kriminalfall: Autorin Monika Nebl aus Griesstätt hat bei den Recherchen für den aktuellen Fall ihrer „Krimi-Minnie“ dort hinter die Kulissen geblickt – und mit der IG Mensch und Tier auch über deren Arbeit gesprochen.

Tuntenhausen – Das Tierheim Ostermünchen der Interessengemeinschaft Mensch und Tier in der Gemeinde Tuntenhausen liegt Monika Nebl seit langer Zeit am Herzen. Nun baute sie das meist zeitweilige Heim von Katzen, Hunden und einigen Nagern als Handlungsort in den aktuellen Fall ihrer „Krimi-Minnie“ ein: Das Tierheim fungiert als Erbempfänger des Opfers, außerdem trifft Nebls Heldin dort Verdächtige. Aber wie sieht es wirklich hinter den Kulissen aus? Wer steckt hinter der zum großen Teil ehrenamtlichen Arbeit? Und wie sieht diese aus? Dazu sprach die Autorin mit dem Vorsitzenden der IG, Tilman Rieger, und dem Kassier Klaus Estner.

Lassen Sie uns mit den Zahlen anfangen: Wie viele Mitglieder, Angestellte und Bewohner hat das Tierheim? Und wer unterstützt Sie noch?

Tilman Rieger: Etwa 1000 Mitglieder und Paten sind an unserer Seite. Die Arbeit vom Putzen der Räume und Gänge über das Versorgen der Tiere mit Nahrung und Medikamenten bis zum Gassi gehen erledigen zwölf Teilzeitangestellte und zahlreiche ehrenamtliche Helfer. Weitere Hilfe für unsere aktuell über 60 Katzen, sieben Hunde, 13 Kaninchen und fallweise einige Meerschweinchen bekommen wir durch einige regionale Unternehmen, die für uns sammeln. Und natürlich durch die über 50 Kuchenbäcker und Bäckerinnen, die bei unseren Veranstaltungen für uns tätig werden.

Warum sind es so viele Katzen und vergleichsweise wenige Hunde?

Tilman Rieger: Es kommen weniger Fundhunde zu uns, und meist werden kurzfristig die Besitzer gefunden. Die Vermittlungsdauer von Abgabehunden ist erfreulicherweise meist nicht sehr lange. Auch Katzen, die nicht mehr gewollt sind, werden bei uns abgegeben. Eine große Anzahl dieser Tiere wird jedoch ausgesetzt oder man kümmert sich nicht um sie, bis sie dann in oft sehr schlechtem Zustand, beispielsweise mit langwierigen Augenentzündungen, Darmparasiten und unterernährt als Fundtiere zu uns kommen. Seit 2012 haben wir über 4200 Tiere durchgeschleust, also aufgenommen, versorgt und vermittelt.

Das sind beeindruckende Zahlen, die sich neben dem offensichtlichen Erfolg Ihrer Arbeit nach immensen Kosten anhören. Wie werden die Ausgaben finanziert?

Klaus Estner: Ja, wir sprechen hier von mehr als 100000 Euro jährlich allein an Tierarztkosten, dazu kommen Personal-, Futter- und Betriebskosten. Seit November auch noch eine Erhöhung der Tierarztgebührenordnung von etwa 20 Prozent. Außerdem steigen Energie- und Futterkosten. Neben den Mitgliederbeiträgen und den Fundtierpauschalen der Gemeinden, die meist nur einen Bruchteil der Kosten der Fundtiere abdecken, sowie den Erlösen der von uns organisierten Veranstaltungen sind wir auf Spenden angewiesen. Außerdem nehmen wir durch die Pensionstiere etwas ein.

Was ist besonders problematisch für Sie, und was könnte helfen?

Tilman Rieger: Deprimierend ist, dass sich im Bewusstsein zu wenig ändert, was Katzenwelpen angeht, die oft in furchtbarem Zustand zu uns kommen. Helfen würde eine Kastrationspflicht. Es ist traurig, wenn ein Kätzchen sein Auge verliert, bevor es das erste Mal sehen konnte, nur weil es nicht versorgt wurde.

Alle Neuzugänge müssen vermutlich erstmal in Quarantäne?

Tilman Rieger: Ja, und das blockiert natürlich Räume, weshalb Tiere zusammengelegt werden müssen. Aber wir haben für Katzen eine eigene Quarantänestation. Die Behandlung wird meist im eigenen Tierarztraum durchgeführt, was den Stress für das Tier vermindert und uns die Organisation erleichtert.

Klaus Estner: Wir haben im Katzenhaus neben der Quarantänestation 15 Zimmer, viele mit Freigehege. Dann gibt es den großen Raum mit weitläufigem Auslauf für unsere Scheuchis, die Katzen, die sich in Gegenwart von Menschen nicht so wohl fühlen. Im Hundehaus haben wir Platz für 20 Hunde.

Was tut bei Ihrer Arbeit am meisten weh, was bereitet Ihnen Freude?

Klaus Estner: Weh tut, wenn Tiere einfach ausgesetzt werden, weil man in den Urlaub fahren möchte, kein Geld für den Tierarzt ausgeben will oder Katzen sich selbst überlassen werden. Neulich wurde ein Karton mit 13 Kaninchen, eins davon trächtig, an den Weg gestellt, auf dem wir mit den Hunden spazieren gehen. Bei uns bekommt jedes Tier eine Chance. Freude bereitet jedes vermittelte Tier, das in ein neues schönes Heim einziehen durfte.

Das sieht man auch in Ihrer Mitgliederzeitung. Hier berichten „Neubesitzer“, wie glücklich sie mit ihrem Tier sind. Was kann jemand tun, der helfen möchte?

Klaus Estner: Aktives oder passives Mitglied werden, spenden, sich selbst engagieren, beispielsweise durch Mithilfe oder Gassi gehen.

Tilman Rieger: Oder unsere Veranstaltungen, wie Flohmarkt oder Bücherflohmarkt besuchen – und besonders natürlich, indem man einem Tier eine neue Heimat gibt.

Neben der Zeitung für die Mitglieder und einer gut bebilderten Website informieren Sie auch noch anderweitig.

Klaus Estner: Ja, wir bieten „Tierschutzunterricht“ an, in dem wir Schüler über die verschiedenen Bereiche des Tierschutzes aufklären. Das Wichtigste ist natürlich, dass sich jeder genau überlegt, wenn er sich für ein Tier entscheidet. In guten wie in schlechten Zeiten gehört es zu mir.

Was wünschen Sie sich am meisten im Sinne der Tiere?

Tilman Rieger: Eine Registrierungspflicht, sodass man herausfinden kann, wem das Fundtier gehört. Verständnisvolle, aufgeschlossene Landwirte und eine Kastrationspflicht für Katzen. Dass sich diese Punkte im Namen der Tiere erfüllen, dazu ist allerdings mehr als ein Wunsch nötig. Es braucht Verantwortungsbewusstsein und Verständnis aufseiten der Tierbesitzer sowie Engagement durch die Vertreter in der Politik.

Interview: Monika Nebl

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