Ruhpolding – Die Makkabi-Winter-Games sind zu Ende: Eine Woche voller sportlicher Herausforderungen und Wettkämpfe in den Sportarten Biathlon, Eiskunstlauf, Eisstockschießen, Ski Alpin, Snowboard sowie Snow-Volleyball und voller kultureller und geschichtlicher Veranstaltungen und Begegnungen fand am Sonntag mit der letzten Siegerehrung und einer Abschlussparty ihren Ausklang.
Doch die vielen Kontakte und Verbindungen unter den Sportlern, die sich zwar im Wettbewerb ein oft zähes Ringen um die Medaillen lieferten, aber abseits der Sportveranstaltungen Freundschaften schlossen, reichen mit Sicherheit über die Veranstaltung hinaus. Und so waren die Makkabi-Winter-Games letztlich eine optimale Begegnungsplattform für jüdische Sportler aus aller Welt, die eine Woche in Ruhpolding, Reit im Winkl und – schneebedingt – im Ausweich-Austragungsort Kitzbühel ihr „Jüdisch-sein“ leben und ihrem Sport im Wettbewerbsmodus nachgehen konnten.
Ein positives Bild
von Deutschland
Im ergänzenden Bildungs- und Rahmenprogramm gab es Vorträge über die Geschichte und Gegenwart der Makkabi-Bewegung und über das Attentat bei den Olympischen Spielen 1972 von Professor Manfred Lämmer von der Deutschen Sportschule in Köln und dem Holocaustüberlebenden und Olympiateilnehmer von 1972 Shaul Ladany aus Israel. Bei den Spielen in München 1972 überfielen und ermordeten palästinensische Terroristen elf israelische Sportler und töteten einen Polizisten.
Organisationsleiter Dr. Oren Osterer sprach am Sonntagabend von einer „amazing week“, einer wunderbaren Woche, und hatte eine lange Danksagungs-Liste dabei, die vom Bundesministerium des Innern über diverse jüdische und nichtjüdische Organisationen bis hin zu vielen Privatpersonen, Unterstützern und Helfern reichte. Auch die in der Gemeinde Ruhpolding mit den Spielen beschäftigten Mitarbeiter bekamen Extralob.
Alon Meyer, Präsident von Makkabi Deutschland, sagte, man habe mit der Veranstaltung mehr als Geschichte geschrieben. Man habe den Mut gehabt, die ersten jüdischen Winterspiele nach 1933 und 1936 und einer anschließenden 87-jährigen Unterbrechung durchzuführen und damit Neuland betreten. Er freute sich, dass den Gästen aus aller Welt mit Delegationen beispielsweise aus Amerika, Australien, Israel, Mexiko und Ungarn ein freundliches Bild der Menschen in Deutschland, die dem Judentum gegenüber positiv eingestellt sind, gezeigt werden konnte.
Alfi Goldenberg, Vizepräsident Sport, wurde mit einer Dankesurkunde für sein hohes Engagement bei der Planung und Durchführung der Spiele ausgezeichnet. Neben der viel bejubelten A-cappella-Gruppe Kippalive aus Israel mit ihrer Winter-Games-Hymne überzeugte das Duo Keren Vogler (Gesang) und Anna Bonderenko an der Gitarre mit einem Potpourri an jiddischen und israelischen Liedern.
Ruhpolding glänzt
als Gastgeber
Höhepunkt des Abends waren noch diverse Siegerehrungen für die bis in den Sonntag hinein ausgetragenen Wettkämpfe. Die Sportler nahmen unter großem Applaus und mit Respekt für die Leistung ihrer Kontrahenten ihre Medaillen entgegen und zeigten stolz Flaggen und Embleme ihrer Herkunftsländer oder ihrer Makkabi-Verbände.
Die Sportler aus der Ukraine bekamen vor dem Hintergrund der politischen und menschlichen Herausforderung und Tragweite ihrer Teilnahme an den Spielen wie schon beim Einzug im Ruhpoldinger Kurpark einen besonderen Applaus ihrer Kollegen und der Anwesenden im Festzelt.
Hoch zufrieden zeigte sich Ruhpoldings Bürgermeister Justus Pfeifer: „Die Spiele sind mehr als erfolgreich verlaufen. Wir haben aktive jüdische Kultur und jüdisches Leben gesehen. Es freut mich, dass Ruhpolding ein guter Gastgeber für die Makkabi-Winter-Games war. Ruhpolding“, fügte er mit einem Blick auf die diversen großen Veranstaltungen wie den Biathlon-Weltcup hinzu, „kann Großveranstaltungen!“
Polizei mit großem
Aufgebot vor Ort
Eine zufriedene Bilanz zog auch die Polizei, die mit einem großen Aufgebot die Spiele und ihre Teilnehmer sicherte – in Zeiten zunehmenden Antisemitismus in Deutschland leider trauriger Alltag. Bei den Makkabi-Spielen waren antisemitische Vorkommnisse aber Fehlanzeige, wie auch Oberstaatsanwalt Dr. Martin Freudling bestätigte. Es habe keinerlei antisemitische Vorfälle oder Straftaten gegeben. Dabei betonte der Vizepräsident von Makkabi Deutschland, Alfi Goldenberg, dass man sich im Vorfeld bei der Planung der Spiele in Ruhpolding durchaus die Frage gestellt habe, wie sicher dies sei. Schließlich habe man für jüdische Sportler aus aller Welt die Verantwortung übernommen.
Umso größer war nun die Freude, dass die Bilanz durchweg positiv ausfiel, was in erheblichem Maße zu der ausgelassenen Stimmung beitrug, die bei der Abschlussveranstaltung am Sonntag herrschte. Nach dem gemeinsamen Singen der Hatikvah, Israels Nationalhymne, kam noch einmal richtige Partylaune auf, als die Winter-Games-Hymne „There Is Magic in the Air – ale ale ale Maccabi Winter-Games“ angestimmt wurde. Das Makkabi-Winter-Games-Feuer mag zwar erloschen sein, erkennbar und hörbar brennt es aber in den Sportlern aus aller Welt weiter.