Wenn man seinen seelsorgerlichen Schwerpunkt in einer kleinen Faschingshochburg hat, hilft alles nichts. Auch wenn Kopf und Alltag ohnehin schon mit vielen, vor allem ernsten Dingen angefüllt sind, muss ich mir spätestens ab dem Jahreswechsel doch Gedanken machen. Plötzlich steht der Pfarrball an und das jährliche Motto schränkt die Kostümauswahl zwar ein, macht es aber irgendwie auch nicht leichter. Als vor Jahren in unserer Stadt die Landesgartenschau war, habe ich noch tagelang ein Blumenkostüm genäht und an einer ziemlich ausgefallenen Kopfbedeckung herumgebastelt. Dafür ist mir die Energie mittlerweile ausgegangen. Wenn der Fasching da ist, kann ich aber jedes Jahr nur staunen, was den Menschen alles einfällt. Oft gerade denjenigen, von denen man das nie vermutet hätte. Die Bibel erzählt, dass auch König David dem Essen und einem guten Wein nicht abgeneigt war, dass er um die heilende Kraft fröhlicher Musik wusste und trotz königlicher Würde nicht davor zurückschreckte, ausgelassen zu tanzen. Es tut einfach gut zu spüren, dass wir noch lebendig sind. Das Leben braucht Farbe und Fantasie, das Lachen und manchmal auch die überschwängliche Freude. Soweit die momentane Lebenssituation das zulässt. Gaudi ist im Leben tatsächlich nicht immer angesagt. Wenn Freude nur zu einer aufgesetzten und oberflächlichen Fassade wird, werden nagender Kummer und Probleme damit nicht gelöst. So gibt es auch im Fasching durchaus öfter Gelegenheit für seelsorgerliche Gespräche. Für mich Gründe genug, um mich dort wieder mitten hinein zu begeben.