Falschgeld in Schuhschachtel

von Redaktion

Austausch in Mailand – DNA des Angeklagten an „Blüten“

Traunstein/Rosenheim – Gut gemeint, aber schlecht gelaufen – das könnte man über die Bemühungen eines ehrenamtlich engagierten 63-Jährigen aus dem Landkreis Rosenheim schreiben. Er wollte Sponsorengelder auftreiben, mit denen die Fußballvereine TSV 1860 Rosenheim und Spielvereinigung Unterhaching unterstützt werden sollten. Die Vereine sahen nichts von den Millionen, der 63-Jährige jedoch verlor 200000 Euro privates Geld.

Ein 34-jähriger Serbe soll an dem Betrug in Mailand beteiligt gewesen sein. Seit Montag sitzt er vor der Zweiten Strafkammer am Landgericht Traunstein mit Vorsitzendem Richter Volker Ziegler wegen besonders schweren Betrugs in Mittäterschaft. Die Hauptverhandlung wird am Montag, 6. Februar, um 9 Uhr fortgesetzt.

Eine altbekannte
Betrugsmasche

Die Staatsanwaltschaft und die Kripo Rosenheim waren durch die Strafanzeige des 63-Jährigen im Oktober 2022 auf den Fall aufmerksam geworden. Bei dem Trickbetrug handelt es sich um eine seit Jahren bekannte Masche. Offenbar sind in Mailand organisierte Banden am Werk, die betuchte Opfer aus anderen Ländern erst in die Stadt locken und sie dann mit Wechseltricks über den Tisch ziehen. Von etwa ein bis zwei ihm bekannten ähnlichen Fällen pro Jahr, aber wohl einer hohen Dunkelziffer, berichtete gestern der damalige Sachbearbeiter der Kripo Rosenheim, inzwischen im Ruhestand. Lukrative Geschäfte – auch für Personen, „die Schwarzgeld vermehren wollten“ – würden in Aussicht gestellt. Allerdings sei für ihn neu gewesen, dass Zwischenhändler eingeschaltet werden. Er, so der 62-jährige Zeuge, gehe von „einer eingespielten Struktur“ aus. Konkret habe er im vorliegenden Fall jedoch keine Organisation nachweisen können.

Der frühere Polizist präsentierte gestern vor Gericht das Ergebnis seiner Ermittlungen, die sich mit der Anklageschrift von Oberstaatsanwalt Dr. Martin Freudling deckten. Grundlage sei das von dem gutgläubigen Geschäftsmann aus dem Landkreis Rosenheim vereinbarte Kreditgeschäft zum Wohl der Sportvereine, die große Pläne hatten, gewesen.

Über zwei Bekannte, über die alle Vorverhandlungen liefen, schloss der 63-Jährige im Herbst 2022 einen Kreditvertrag mit den angeblichen „Investoren“ in Italien über zehn Millionen Euro – unter der Voraussetzung, eine 200000 Euro teure Kreditausfallversicherung zu zahlen. Einen direkten Kontakt mit den „Investoren“ in Italien hatte er nie.

Der Geschädigte reiste im Oktober 2022 mit einem Begleiter in die Lombardei, im Gepäck einen Koffer mit 200000 Euro von seinem eigenen Konto. Weitere Zeugen aus Deutschland waren schon in Mailand. In einem Restaurant traf der 63-Jährige zwei unbekannte Männer mit einer Schuhschachtel von Louis Vuitton und einem Geldprüfgerät. Einer soll der 34-jährige Angeklagte gewesen sein. Vor den Augen des 63-Jährigen wurde die „Million“ durch die kleine Maschine auf Echtheit gecheckt. Der Geschädigte erhielt die Schuhschachtel und händigte sein Köfferchen mit den 200000 Euro aus. Wieder daheim, fand er in der Schachtel schlecht gefertigtes Falschgeld.

Internationaler
Haftbefehl

Die Kripo Rosenheim prüfte auf seine Strafanzeige hin damals unter anderem, ob einem oder mehreren der an dem Kreditvertrag Beteiligten aus Deutschland ein Vorwurf zu machen war. Hinweise darauf ergaben sich nicht. Der Angeklagte mit mehreren Alias-Namen konnte im August 2022 aufgrund eines von der Staatsanwaltschaft Traunstein erwirkten internationalen Haftbefehls in Mailand festgenommen und einige Wochen später der bayerischen Justiz überstellt werden. Schon 2011 stand er laut einer E-Mail von Interpol Wien an das Bundeskriminalamt unter dem Verdacht, mit anderen Tätern gewerbsmäßig spätere Betrugsopfer aus Österreich nach Mailand zu locken.

Der Ex-Kripobeamte aus Rosenheim schilderte auf Frage von Vorsitzendem Richter Volker Ziegler die wesentlichen Indizien für eine Täterschaft des Serben, darunter seine DNA auf der Schuhschachtel und an mehreren der falschen Geldscheine.

Die Verteidiger aus München, Ricarda Lang und Andreas Müller, stellten gestern viele Fragen zu Details. Zu dem vollen Geständnis ihres Mandanten bei der italienischen Polizei hatten sie am ersten Prozesstag gemeint, dort komme man im Fall eines Geständnisses nicht in Untersuchungshaft, sondern mit einer Fußfessel in Hausarrest. In dem jetzigen Verfahren in Traunstein zeigt sich der 34-Jährige lediglich teilgeständig bezüglich seiner Anwesenheit bei der Geldübergabe.

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