Siegsdorf – Biathlon-Olympiasieger Jens Steinigen aus Siegsdorf, Gründer des Vereins „Athletes for Ukraine“ (AfU), schreibt ab und zu auch selbst etwas in die gleichnamige Whatsapp-Gruppe, die es seit zehn Monaten gibt und die rund 100 Mitglieder zählt. Was er jetzt gepostet hat, erschüttert alle und macht sie fassungslos.
Unter dem Bild einer jungen Familie steht: „Anastasia Ignatenko, Akrobatiktrainerin, starb mit ihrem Mann und ihrem kleinen Kind beim russischen Raketenangriff auf Dnipro. Einfach so, eine ganze Familie weg.“ Dahinter setzt der Rechtsanwalt aus Traunstein ein geteiltes Herz als Zeichen der Trauer.
Unterstützung für
ukrainische Sportler
Anastasia war eine jener Sportlerinnen, die der Verein „Athletes for Ukraine“ unterstützt. Seit der Gründung setzen sich Dutzende Mitglieder dafür ein, dass vor allem den Sportlern und Sportstätten in der Ukraine geholfen wird. Wenige Tage nach dem 24. Februar 2022, als der russische Angriffskrieg begann, hatte Steinigen den Verein gegründet und arbeitet fast täglich dafür. In der vergangenen Woche war er auch persönlich am eigenen Stand beim Biathlon-Weltcup in Ruhpolding, um wieder etwas Geld in die Kasse zu spülen.
„Dnipro: Zahl der Toten steigt auf 40“. Unter der Überschrift berichteten die OVB-Heimatzeitungen in der Dienstagsausgabe im politischen Teil. Am selben Tag erfuhr Steinigen, dass Anastasia, ihr Mann und ihr Kind zu jenen 40 Toten gehören. „Das sind immer wieder Rückschläge, bei denen man einfach keine Worte findet, aber wir werden weiter arbeiten“, sagt der 56-Jährige Familienvater, der mit seinem Team im vergangenen Jahr von Innenminister Joachim Herrmann mit dem Bayerischen Sportpreis ausgezeichnet wurde und auch Ende des Jahres ein Dankschreiben aus dem Innenministerium erhalten hat.
Zur Whatsapp-Gruppe gehören viele bekannte Sportler und Trainer, die sich in den Dienst der Sache stellen. So ist Fritz Fischer vom Biathlon-Camp in Ruhpolding ebenso dabei, wie Wolfgang Pichler aus Ruhpolding, gemessen an Medaillen bei Olympischen Spielen und Weltmeisterschaften erfolgreichster Wintersporttrainer weltweit. Auch Tobi Angerer, Ex-Langläufer und zweifacher Tour-de-Ski-Sieger, gehört dazu, der zehnfache Paralympics-Sieger Martin Braxenthaler oder auch Lisa Loch, Ehefrau von Rodler und Rekord-Olympiasieger Felix Loch. Viele weitere Sportbegeisterte sind in der Gruppe, wie Christl Lechner, Organisatorin der Beppos beim Biathlon in Ruhpolding, Ex-Biathletin Maren Hammerschmidt oder Alexander Klammer, alias DJ Lumpi, Stimmungskanone beim Biathlon-Weltcup.
Ehrenamtliches
Engagement
„Man müsste eigentlich alle namentlich erwähnen, denn sie arbeiten ehrenamtlich für die Sache und das seit Monaten“, lobt Steinigen. Jüngstes Beispiel: „Wer hat morgen Zeit zum Helfen, in Siegsdorf im Lager das Material vom Biathlon-Weltcup aus dem Anhänger zu räumen, reinigen und falls nötig zu trocknen?“, schrieb Hannes in die Gruppe. Innerhalb einer Stunde meldeten sich fünf Mitglieder, die Zeit hatten. Oder: Vor dem Weltcup fragten die Pressesprecher Jonah Werner aus Rosenheim und Markus Kecht aus Ruhpolding, wer denn am Stand beim Weltcup arbeiten könnte. Auch hier kamen spontan so viele Zusagen, dass die Besetzung in kürzester Zeit organisiert war.