Rosenheim – „Die Auswirkungen des Klimawandels sehen wir auch in Bayern immer deutlicher“, sagte die Bayerische Staatsministerin für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Michaela Kaniber, an der Technischen Hochschule (TH) Rosenheim. Grund ihres Besuches war das erste internationale „Wood BioEconomy“-Forum an der Hochschule. Zwei Tage lang tauschten sich 240 Teilnehmer über den aktuellen Stand und die Perspektiven einer holzbasierten Bioökonomie aus.
Weg von fossilen Rohstoffen
Ein großer Teil der Wirtschaft basiert auf fossilen Rohstoffen – sei es nun Öl, Gas, Kohle oder auch Plastik. Das Konzept der Bioökonomie beschäftigt sich mit der Transformation von einer auf fossilen Rohstoffen basierenden Wirtschaftsweise hin zu einer biobasierten und nachhaltigen Wirtschaftsweise.
Die Bioökonomie hat in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung gewonnen, da sie zur Bewältigung globaler Herausforderungen wie dem Klimaschutz, der Ressourceneffizienz und der Nahrungsmittelversorgung beitragen kann. Holz bildet dabei als wichtigster nachwachsender Rohstoff eine unverzichtbare Grundlage. Und hier kommt das erste „Wood BioEconomy“-Forum ins Spiel. „Es ist dringend notwendig, dass wir gemeinsam gegensteuern und mit unseren natürlichen Ressourcen verantwortungsvoll umgehen”, sagte Kaniber.
An der TH Rosenheim hat das Thema der holzbasierten Bioökonomie schon seit Jahren sowohl in der Forschung als auch in der Lehre einen hohen Stellenwert. Im Bereich der Forschung ist Wolfgang Alversammer tätig. Er hat die geschäftsführende Leitung für das Zentrum Forschung, Entwicklung und Transfer an der TH inne. „Im Schwerpunkt der Forschung laufen verschiedene Projekte und Entwicklungen, was man aus Holz alles machen kann“, sagt er. Dabei gebe es zwei grobe Richtungen. Den chemischen und den mechanischen Holzaufschluss. Beim chemischen Aufschluss geht es darum, was man für Produkte aus den Holzinhaltsstoffen generieren kann. Beim mechanischen Aufschluss geht es um die Zerfaserung des Holzes, in welche Größe auch immer, um daraus auch wieder Produkte zu machen.
„Dort werden neue Arten der Herstellung, neue Materialien und Werkstoffe entwickelt“, erklärt Alversammer. Im Bereich der Forschung verfolgt die Hochschule zwei verschiedene Linien. Zum einen ist das die Auftragsforschung, also eine Kooperation mit Unternehmen, die die Hochschule direkt beauftragen. Und dann gibt es das Thema der von den jeweiligen Bundesministerien öffentlich geförderten Projekte. Eines davon beschäftigt sich mit der stofflichen Nutzung von Altholz. Also Holz, das bereits einmal in Verwendung war, sei es nun ein alter Stuhl, eine Holzpalette oder Bauholz. „Das war eine deutschlandweite Ausschreibung. Unsere Idee hat gepunktet und wurde gefördert”, sagt Veronika Auer, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der TH Rosenheim, die sich mit der holzbasierten Bioökonomie beschäftigt und Sprecherin des Sachverständigenrates Bioökonomie in Bayern ist. Das Schöne an dem Projekt sei, so Auer, dass es in einem regionalen Verbund mit den Partnern entwickelt wird, wie beispielsweise die TU München, die Hochschule Weihenstephan und einige Industriepartner. „Mit dieser Forschung haben wir uns das Ziel gesetzt, die Nutzung von Altholz in Deutschland zu erforschen und verschiedene Nutzungspfade aufzuzeigen und zu bewerten, die es in Zukunft geben könnte.” Bei Auftragsprojekten arbeitet die Hochschule direkt mit einem Industriepartner zusammen, um eine konkrete Fragestellung zu bearbeiten. Dabei kann es genauso um die Auffaserung von Holz gehen, wie auch um die Verwendung der Fasern in irgendwelchen Bereichen. Bei der Auftragsforschung sei man marktnäher als bei öffentlich geförderten Projekten, sagt Alversammer.
Es braucht einen beschleunigten Wissenstransfer zwischen der Forschung und der Industrie – das war die Kernaussage der zweitägigen Tagung des Forums Holzbau an der TH.
Nachhaltige
Produkte entwickeln
Das Forum Holzbau hat sich zur Aufgabe gemacht, wie Werkstoffe aus der Ressource Holz entwickelt werden können, sagt Heinrich Köster, Präsident der Hochschule Rosenheim und Präsident des Forums Holzbau. „Im Oberbegriff steht der Begriff Bioökonomie. Unser Schwerpunkt ist nicht die Energie, also wie wir Holz verbrennen. Sondern wie machen wir aus Holz Produkte.” Hierbei geht es vor allem um Produkte des täglichen Bedarfs, sogenannte Commodities. Becher für Kaffee to go zum Beispiel oder wie man Kapseln für Kaffeemaschinen, die bisher aus Aluminium waren, künftig holzbasiert herstellen kann.
Um diese Aspekte der Produkte und deren Bewertung ging es bei der Tagung. Die Vorträge wurden sowohl von hochschulwissenschaftlichen Personen, als auch von Vertretern aus der Industrie und der freien Wirtschaft gehalten. Das Wood BioEconomy Forum sei ein voller Erfolg gewesen, sagt Wolfgang Alversammer. Im kommenden Jahr soll es wiederholt werden.