61-Jährige wegen versuchten Mordes in acht Fällen angeklagt

von Redaktion

Heute beginnt der Prozess nach einem Brand in Petzgersdorf bei Riedering im August 2022

Riedering – „Es war brisant“, erinnert sich Georg Lindner. Zusammen mit rund 70 Rettungskräften der Wehren von Neukirchen, Schloßberg, Riedering, Pietzing und Söllhuben bekämpfte er am frühen Morgen des 18. August 2022 ein Feuer im Riederinger Ortsteil Petzgersdorf. „Es war ein schwieriger Einsatz, nicht gerade alltäglich“, sagt Lindner, der als Kommandant der Feuerwehr Neukirchen den Einsatz leitete.

Rentnerin vergießt
Benzin in Wohnung

Schwierig war‘s auch deswegen, weil die Retter Menschen über die Drehleiter in Sicherheit bringen mussten. Ein langer Einsatz, wie Lindner berichtet. Die Feuerwehr rückte am Morgen ab, „bis alles aufgeräumt und wieder in Bereitschaft gebracht war, hat‘s bis in den Vormittag hinein gedauert“.

Die Mühen der Retter wurden belohnt, sie konnten weit Schlimmeres als hohen Sachschaden von 300000 Euro verhindern. Eine Frau kam mit dem Verdacht auf eine leichte Rauchvergiftung ins Krankenhaus, die anderen Bewohner des Mehrfamilienhauses blieben unversehrt. Äußerlich zumindest: In der Anklageschrift ist von Angstzuständen und Schlafstörungen einiger Bewohner die Rede.

Schnell stellte sich heraus: Das Feuer war gelegt worden. Die Ermittlungen konzentrierten sich noch am selben Morgen auf die 61-jährige Frau, die sich ab heute vor dem Landgericht Traunstein verantworten muss. Und zwar wegen versuchten Mordes an acht Menschen und schwerer Brandstiftung. Von der Wohnung der Frau hatte das Feuer um 1.45 Uhr morgens seinen Ausgang genommen. Sie soll, so stellt es der Staatsanwalt dar, dort Benzin vergossen und angezündet haben. Außerdem steckte sie einen Schrank an, der im gemeinsamen Treppenhaus aufgestellt war. Wohnung und Schrank standen sofort in Flammen. Den Tod der anderen Bewohner soll die Rentnerin nicht nur billigend in Kauf genommen, sondern geplant haben.

Besonders heimtückisch: Die Angeschuldigte soll vor ihrer Tat die Brandmelder in Wohnung und Treppenhaus entfernt haben. Ein Glück, dass ein Knall aufgrund der Hitzeentwicklung, der Qualm und das Knistern des Feuers die anderen Mieter weckten. Die Bewohner des Erdgeschosses gelangten schnell ins Freie, die im ersten Stock und im Dachgeschoss mussten über die Drehleiter vom Balkon gerettet werden.

Der Aufenthaltsort der Tatverdächtigen in den Stunden nach dem Feuer blieb zunächst ungeklärt. Schließlich meldete gegen 9.30 Uhr ein Radfahrer einen ausgebrannten Pkw an der Bundesstraße 13 nahe Lenggries (Landkreis Bad Tölz-Wolfratshausen). Besitzerin laut Nummernschild: die 61-jährige Frau.

Die Angeklagte wurde dann gegen Mittag von einem Passanten entdeckt, nicht weit entfernt vom Wrack ihres Wagens. Die Frau war verletzt, sie wurde von der Polizei festgenommen und ins Krankenhaus gebracht. Seitdem war sie im Isar-Amper-Klinikum untergebracht – wohl, weil zu vermuten ist, dass sie das Feuer nicht bei klarem Verstand gelegt hat.

War die Frau nicht
zurechnungsfähig?

Vorgelegt hat die Staatsanwaltschaft aber keine Antragsschrift, sondern eine Anklageschrift. Das Motiv wird zu klären sein. Was aber das Vorgehen der 61-Jährigen betrifft, hat sich die Staatsanwaltschaft in ihrer Anklageschrift schon festgelegt: Die Angeschuldigte sei heimtückisch und mit gemeingefährlichen Mitteln drangegangen, acht Menschen zu töten. Die 61-jährige Frau muss sich deshalb wegen achtfach versuchten Mordes in Tateinheit mit Brandstiftung mit Todesfolge und schwerer Brandstiftung verantworten. Michael Weiser

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