Schockierte Eltern und fassungslose Schüler

von Redaktion

Großeinsatz der Polizei an Berufsschule Traunstein nach Waffensichtung – Vier Stunden Ungewissheit

Traunstein – Ein gewöhnlicher Tag an der Berufs- und Realschule in Traunstein entwickelte sich gestern plötzlich zu einem Horror-Szenario. Aufgescheucht durch zwei scheinechte Waffen rückte gegen 10.30 Uhr die Polizei zu einem Großeinsatz aus. Was folgte, waren bange Stunden der Ungewissheit für Schüler, Lehrer und Eltern.

Bewacht von SEK-Beamten

„Ich wusste erst gar nicht, was hier plötzlich abging”, sagt Thomas Ohme, Zehntklässler der Berufsschule, als er sichtlich erleichtert gegen 15 Uhr das Gebäude an der Wasserburger Straße verließ. Hinter ihm lagen rund vier Stunden, die er mit seinen Mitschülern in einem Klassenraum eingesperrt war, bewacht vom Sondereinsatzkommando der Polizei.

Mit über 100 Einsatzkräften, inklusive Hubschrauber und Spezialeinheiten aus München, rückte die Polizei zu einem Großeinsatz aus und drang sowohl in die Berufs- als auch in die gegenüberliegende Realschule ein. Grund dafür war die Meldung einer Lehrkraft, die mehrere junge Personen mit einem „waffenähnlichen Gegenstand” auf das Schulgelände gehen sah. „Nach dem Einsatz stellte sich heraus, dass es sich um männliche Berufsschüler mit zwei Soft-Air-Waffen handelte”, berichtet Polizeisprecher Stefan Sonntag.

„Vollkommen schockiert“

Bis die Beamten zu dieser Erkenntnis gelangten, vergingen jedoch für mehrere Hundert Schüler und deren Eltern Stunden der Unsicherheit. „Ich war vollkommen schockiert und hatte wahnsinnige Angst um meinen Sohn”, berichtete eine aufgelöste Mutter, die sich in einer eigens eingerichteten Betreuungsstelle im nahen Pfarramt eingefunden hatte. Wenige Zeit später konnte sie ihren Sohn wieder in die Arme schließen.

„Ich war zwischenzeitlich mit den Nerven ziemlich durch“, meinte auch Hans Lamminger, als er seinen Sohn und seine Tochter aus der ebenfalls abgeschotteten Realschule abholte.

Während vor dem Gebäude die Aufregung groß war, habe sich die Angst in den Klassenzimmern nach einiger Zeit wieder gelegt, wie Berufsschüler Ohme bestätigt. „Wir haben über Online-Chats schnell mitbekommen, dass es wohl nur Soft-Airs waren.” Da außerdem vor jeder Tür des Klassenzimmers ein Beamter zur Absicherung abgestellt gewesen sei, waren laut Ohme die meisten nach einiger Zeit wieder beruhigt. Die Ruhe weg hatte laut dem Sohn Lammingers auch ein Religionslehrer. Denn dieser habe die zusätzliche Zeit genutzt, um mit seinem Stoff voranzukommen.

Einsatz wird vielleicht in Rechnung gestellt

Nachdem gegen 14.45 Uhr Entwarnung gegeben und nach dem Nervenspiel niemand verletzt wurde, bleibt für die Polizei nur noch die Frage nach Motiv und Haftung. „Ab dem 14. Lebensjahr sind Jugendliche strafmündig”, meint Sonntag. Ob die Schüler für den Großeinsatz aufkommen müssen, steht noch nicht fest. Wie teuer der Einsatz genau war, ist ebenfalls noch unklar.

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