Die Laubholz-Mistel bereitet große Sorgen

von Redaktion

Interview Streuobstberater Martin Landes informiert über seine Tätigkeit in der Region und die Auswirkungen der Klimaveränderung

Rosenheim – In Bayern ist der Bestand an Obstbäumen seit 1965 um etwa 70 Prozent zurückgegangen. Bis 2035 sollen deshalb im Rahmen des Bayerischen Streuobstpaktes über eine Million neue Bäume gepflanzt werden. 15 Streuobstberater hat der Freistaat hierfür in Bayern eingesetzt.

Martin Landes ist einer davon. Er berät seit März dieses Jahres im Landratsamt Rosenheim die Bürger der Landkreise Rosenheim, Traunstein und Miesbach, wie sie Streuobstwiesen pflegen und neu anlegen.

Der studierte Gartenbauer und ausgebildete Streuobstfachwirt entdeckte bereits mit zwölf Jahren die Liebe zu Obstbäumen. Damals hatte er einem vergreisten und kranken Baum im Garten der Eltern neues Leben eingehaucht, sich dann im Gartenbauverein engagiert und letztlich seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Was einen guten Schnitt ausmacht und vor welchen Herausforderungen der Landkreis Rosenheim steht, erklärt Landes im Interview.

Herr Landes, Sie sind einer von 15 Streuobstberatern in Bayern – welche Aufgaben haben Sie?

Das ist saisonabhängig und jeder Tag ist anders. Das Frühjahr ist geprägt von vielen Schnittkursen. Außerdem biete ich Vorträge an. Zum Großteil bin ich aber beratend tätig und arbeite viel mit den Landschaftspflegeverbänden und anderen Streuobstakteuren aus dem Landkreis zusammen Ich bin begeistert, was in der Region in Sachen Streuobst bereits erreicht wurde und versuche alle Akteure zu unterstützen. Wer Fragen zur Pflege, Neupflanzung oder Förderprogrammen hat, kann sich gerne an mich wenden. Im Besonderen beschäftigt mich aber gerade die Laubholz-Mistel. Sie gefährdet unsere Streuobstbestände massiv. Die Mistel ist ein Halbschmarotzer, die den Pflanzen Nährstoffe und Wasser entzieht und dadurch die Bäume nachhaltig schädigt. Die Mistel wird von Vögeln verbreitet und führt auf lange Sicht zum Absterben des Baumes. Die Mistelbestände müssen reduziert werden, um Streuobst auch langfristig erhalten zu können.

Früher haben Sie hobbymäßig geschnitten, heute bieten Sie Kurse an. Was ist beim Schnitt zu beachten?

Am wichtigsten ist, dass ein Baum regelmäßig geschnitten wird. Das gilt im Besonderen auch für Jungbäume. Bei Neupflanzungen ist der Erziehungsschnitt enorm wichtig. Damit legt man die Grundlage, ob ein Baum überhaupt alt werden kann. Alte und ungepflegte Bäume sind häufig vergreist. Hier muss dringend Licht und Luft in die Krone kommen. Das ist wichtig für die Fruchtqualität, aber so kann der Baum auch leichter nach Regen trocknen. Das hält viele Pilzkrankheiten ab. Zu beachten ist dabei, dass man nicht im Starkastbereich schneidet – also keine Äste, die dicker sind als zehn Zentimeter im Durchmesser. Klassisch werden Obstbäume im Frühling geschnitten. Achten Sie auch darauf, die eben erwähnten Misteln aus den Kronen zu nehmen. Sie können auch die Nachbarbäume anstecken und sind sehr schwer zu bekämpfen, wenn sie einmal im Baum sind.

Die Mistel ist ein großes Problem im Landkreis – vor welchen Herausforderungen stehen wir hier in der Region noch?

Besonders das Klima wird in der Zukunft interessant. Wir können derzeit noch auf die Erfahrungen aus der Region zurückgreifen, wenn es um die Sortenauswahl geht. Jede Sorte ist an einen Standort angepasst. Bei künftigen Pflanzungen wird es interessant werden: Welche Sorte wähle ich aus? Wie entwickelt sich das Klima weiter? Wir sehen jetzt schon: Es wird immer früher warm, gefolgt von einer Spätfrostphase, der die Blüte kaputt macht. Die Niederschläge werden weniger, die Sommer immer heißer. Diese veränderten Klimabedingungen können auch das Sortenspektrum verschieben. Interview: re

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