Rosenheim – Von Rosenheim mit dem Auto nach Innsbruck: Das sind auf der kürzesten Strecke 108 Kilometer. In etwa so lang waren zusammengezählt die Staus, die Tirol den Nachbarn in Bayern allein in der vergangenen Woche – vom 15. Mai bis 19. Mai – mit seinen „Dosierungsmaßnahmen“ bescherte. An vier Terminen drosselten die Österreicher den Lkw-Verkehr.
Tiroler drosseln auf
100 Lkw pro Stunde
Zum letzten Mal in dieser Woche am Freitag, 19. Mai. Die Tiroler Behörden begannen nach Auskunft der Polizei um Punkt 5 Uhr morgens mit ihrer „Dosierungsmaßnahme“. Und zwar auf der österreichischen Inntalautobahn A12, auf Höhe der Ausfahrt Kufstein Nord. Als Durchlauf wurde anfangs eine Anzahl von 100 Lkw pro Stunde erlaubt. Bis zum Ende der Maßnahme gegen 9.30 Uhr wurde die Zahl bis auf 300 Lkw pro Stunde gesteigert.
Gegen 9.55 Uhr erreichte der Lkw-Rückstau auf deutscher Seite seine Höchstlänge von etwa 31 Kilometern. Der Stau reichte bis auf die A8 hinter Wasserwiesen zurück. „Einsatzkräfte der Verkehrspolizeiinspektion Rosenheim und der Zentralen Ergänzungsdienste Rosenheim befanden sich im Einsatz und sorgten dafür, dass die Behinderungen für den Individualverkehr so gering wie möglich blieben“, hieß es in der offiziellen Mitteilung der Verkehrspolizeiinspektion. „Es wurden mehrere Verstöße, unter anderem wegen dem für Lkw geltenden Überholverbotes, beanstandet.“ Was außerdem in der Polizeistatistik für die vergangene Woche auftaucht: Zwei sogenannte Kleinunfälle. Also Unfälle lediglich mit Sachschaden, meist verursacht dadurch, dass jemand ein Stauende übersieht. „Gefährlicher noch ist es, dass jemand heranrollenden Verkehr übersieht, weil er sich beim Auffahren auf die Autobahn zwischen Lkws hindurchzwängen muss, bei stark eingeschränkter Sicht. „Das ist einfach gefährlich“, sagt Oberaudorfs Bürgermeister Matthias Bernhardt. „Ob‘s das wirklich auch noch braucht, nachdem wir in der Woche davor schon drei Termine gehabt haben?“ Das fragte sich am Freitag, 19. Mai, Flintsbachs Bürgermeister Stefan Lederwascher leicht genervt. Was da zwischen Tirol und Bayern los ist, so ganz versteht er es nicht mehr. „Grundsätzlich ist man doch lösungsorientiert“, sagt er. „Man hat sich zusammengesetzt, hat miteinander gesprochen. Aber irgendwann muss man Zeichen setzen, doch davon ist nichts zu spüren.“
Genervt ist auch Oberaudorfs Bürgermeister Bernhardt. „Es ist eine Katastrophe“, sagt er. Was den „Kufsteiner Gipfel“ betrifft, die Veranstaltung im April, bei der sich Bayerns Ministerpräsident Markus Söder, Tirols Landeshauptmann Anton Mattle und Südtirols Landeshauptmann Arno Kompatscher darauf einigten, irgendwann eine Slot-Lösung mit Zeitfenstern für Lkw einzuführen: Da zeigt sich Bernhardt skeptisch. „Ich hoffe, dass das umgesetzt wird und funktioniert.“
Wo er das Problem fürs Funktionieren sieht: „Die Anzahl der Lkw ist da und wird ja nicht geringer, nur weil ich Slots zuweise.“
Und so wird klar, dass die an sich kürzeste Strecke zwischen Rosenheim und Innsbruck nicht unbedingt auch die schnellste Strecke bedeutet: Denn genau auf der Inntal-Autobahn kommt es ja immer wieder zu Staus von epischer Länge.
Längst ist auch
die A8 betroffen
Ähnlich beeinträchtigt ist der Verkehrsfluss auf der A8 von München nach Salzburg. Regelmäßig staut sich der Verkehr hinters Inntaldreieck weiter, auf die Salzburger Autobahn. Bis Irschenberg und weiter geht‘s dann nur noch zäh und stockend. Nur wenige Tage haben die Menschen im Inntal nun Ruhe. Schon am 26. Mai geht es weiter mit der Blockabfertigung, tags drauf, am Samstag, 27. Mai, steht gleich der nächste Termin an.