Heraus aus der Deckung

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Eine Cousine meiner Großmutter war Missionarin in Afrika. Am Ende ihres Lebens ist sie wohlbehütet im Pflegeheim ihres Ordens verstorben, aber während der Jahre in Mosambik war sie zeitweise mit dem Maschinengewehr auf dem Beifahrersitz unterwegs zu den abgelegenen Dörfern. Ob sie diese Waffe je benützt hat, glaube ich nicht. Aber nachdem Mitschwestern einem Anschlag zum Opfer gefallen waren, war der Weg zu den Menschen nur noch mit einem Gewehr zur Abschreckung möglich. Fast 40 Jahre hat sie Kranken geholfen, Kinder auf die Welt gebracht, Zähne gezogen und durch ihr schlichtes Lebenszeugnis ihren Glauben gelebt und unaufdringlich weitergetragen. Die Missionare, die in Kriegs- oder Lepraregionen gehen, in die sich sonst niemand wagt, habe ich immer bewundert. Der Einsatz in der Mission war für mich aber durch Familiengründung und einer tiefen Verwurzelung daheim nie eine Option. Tatsächlich ist jetzt auf einmal der Zeitpunkt gekommen, an dem auch unser Bayernland „Missionsgebiet“ geworden ist. Brauchtum und Traditionen täuschen nicht darüber hinweg, dass ein großer Teil der Menschen von einem wirklich überzeugten Glauben längst Abschied genommen hat. Am Sonntag feiern wir mit dem Pfingstfest den Geburtstag unserer Kirche. Den Tag, an dem die Jünger und Jüngerinnen Jesu aus ihrer Deckung hinter verschlossenen Türen herausgekommen sind, um mit neuer Kraft für ihren Glauben einzustehen. An diesem Punkt möchte ich weiterarbeiten. Ohne Maschinengewehr, aber mit viel Liebe.

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