Rosenheim – Jupp Kapellmann (73) ist Ex-Bundesligaprofi und -Nationalspieler sowie praktizierender Orthopäde, der auch eine Praxis in Rosenheim hatte. Mit dem FC Bayern München wurde er in den 1970er-Jahren deutscher Meister, dreimal Sieger im Europapokal der Landesmeister und Weltpokalsieger.
Er unterstützt das „Turnier der Hoffnung – zusammen kicken gegen die Leukämie“ am Sonntag, 9. Juli, von 9 bis 17 Uhr im Rosenheimer Jahnstadion. Hier findet auch eine Typisierungsaktion statt. Neben Kapellmann sind auch Felix Magath, Paul Breitner und Klaus Augenthaler in Rosenheim dabei.
Herr Kapellmann, wie wichtig ist es Ihrer Meinung nach, dass Sport und Wohltätigkeit zusammenkommen, um bedürftigen Kindern zu helfen?
Die Leukämie ist eine bösartige Erkrankung, die vor allem bei Kindern in frühen Lebensjahren auftritt und keinen Unterschied macht zwischen Arm und Reich. Neuerkrankungen pro Jahr gibt es circa 2500. Als ich noch Medizin studierte und auf der Kinderstation tätig war, endete das Leiden meist durch frühzeitigen Tod. Ein fürchterliches Schicksal für die betroffenen Familien. Nur durch intensive Forschung konnte die Überlebensrate auf über 86 Prozent erhöht werden. Die Kosten hierfür sind enorm und können nicht alleine der öffentlichen Hand überlassen bleiben. Deshalb ist das Schultern dieser Aufgabe allen Mitbürgern überlassen. An dieser Stelle sollte der Sport beitragen, diese Aufgabe in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu tragen.
Welche persönlichen Erfahrungen oder Begegnungen haben Ihren Glauben an die positive Wirkung von Wohltätigkeitsveranstaltungen wie diesem Fußballturnier gestärkt?
Als ich selber an der LMU in München während meiner Fußballprofizeit in München an der dortigen Haunerschen Kinderklinik Kinderheilkunde im Rahmen meiner Ausbildung absolvierte, war die Diagnose Leukämie für die Kinder meist das Todesurteil. Die Solidarität mit diesen jungen Menschen ist in Deutschland enorm hoch, und ich freue mich, dass eine solche Wohltätigkeitsveranstaltung dazu beiträgt, den Glauben an das Gute im Menschen zu stärken, indem der Blick über den eigenen Tellerrand hinausgeht. Ich denke, dass gerade der Fußball daran guttut, sich seiner gesamtgesellschaftlichen Verantwortung zu stellen.
Welche Botschaft möchten Sie den Kindern und ihren Familien vermitteln, die von dieser Spendenaktion profitieren werden?
Ihr seid nicht alleine in diesem Land, gerade in dieser schweren Zeit dieser Erkrankung. Deshalb wurden durch unsere bisherigen Spendeneinnahmen auch Unterkünfte an den verschiedenen Einrichtungen errichtet, wo die Eltern oder nahe Verwandte dann kostenfrei für die Zeit der Chemobehandlung und Knochenmarktransplantationen untergebracht werden können.
Als Gründungsmitglied der „Tour der Hoffnung“, die bedeutende Spenden für leukämiekranke Kinder sammelt, könnten Sie uns etwas über die Entstehungsgeschichte dieser bemerkenswerten Initiative erzählen?
Ich lernte an der Haunerschen Klinik vor 49 Jahren meinen damaligen Oberarzt Professor Fritz Lampert kennen, dessen Kinder begeisterte FC Bayern-Anhänger waren. Er fragte mich, ob ich mir vorstellen könnte, die Verantwortlichen beim FC Bayern zu animieren, das Krankheitsbild der Leukämie in die Öffentlichkeit zu bringen. Sein Bruder hatte in Amerika die Erfahrung gemacht, dass in der Forschung nur Fortschritte durch privates Sponsoring erzielt werden. Der FC Bayern ließ mich mit meinem Anliegen nicht alleine. Wir konnten rund um Starnberg bei der ersten Tour knapp 30000 Mark „einradeln“. Das Fahrerfeld mussten wir in den Jahren auf 200 Teilnehmer beschränken, und wir haben die 46-Millionen-Grenze bereits überschritten. Viel Geld geht in die Forschung und in den Ausbau von Behandlungsplätzen.
Wie wichtig ist es, dass sich Menschen typisieren lassen, insbesondere im Rahmen der Veranstaltung am Sonntag, 9. Juli, in Rosenheim?
Die Typisierung ist enorm wichtig, um geeignete Spender auszumachen.