Kufstein/Ebbs – In wie viele Fotoalben in der Welt es das Gut Hofing schon geschafft hat, weiß niemand. Tatsache ist, dass der mehr als 200 Jahre alte Bauernhof neben der Antoniuskapelle eines der beliebtesten Fotomotive im Naturschutzgebiet Kaisertal ist. Und das wird bekanntlich Wochenende für Wochenende von Zigtausenden Wanderern aus aller Herren Länder überrannt.
Wie lange der alte Hof noch von Fotografen anvisiert werden kann, ist derzeit offen. Wenn es nach der Stadt Kufstein geht, soll er bald verschwinden. Den Grund dafür können Wanderer direkt auf dem Weg dorthin nachlesen. „Rutschgelände Lebensgefahr“ ist dort vor einer Absperrung zu lesen. Das Haus selber ist versperrt, das Betreten verboten. Die Gefahr, dass das direkt an den Hang gebaute Gebäude in die Tiefe stürzt, ist offensichtlich groß.
Das Gut, das auf Ebbser Gemeindegebiet steht, gehört eigentlich zur Kaisertaljagd der Stadt Kufstein, die von einem deutschen Großindustriellen gepachtet ist. Dessen Berufsjäger hatte den Stein ins Rollen gebracht und auf Risse im Gebäude hingewiesen. „Wie alt die Risse sind, konnten wir aber nicht sagen, da aber ein Gutachter nicht ausschließen konnte, dass sich der Hang weiter bewegt, musste ich die Benutzung untersagen“, berichtet der Ebbser Bürgermeister Sepp Ritzer. Das war schon vor mehr als einem Jahr, seither steht das Haus leer und im Hintergrund laufen die Gespräche. Was tun mit dem Gut, lautet die Frage. Die Stadt Kufstein hat mittlerweile das Ergebnis einer Begehung eines Geologen und der bestätigt, dass der Hut rund ums Gut brennt. Da das Gebäude direkt an der Kante zum Hang steht, könnte jedes weitere Rutschen des Untergrunds den Bau in die Tiefe reißen, direkt in den Kaisertalbach und das Quellgebiet zur Kufsteiner Trinkwasserversorgung. Und genau um dessen Schutz „geht es uns primär im Kaisertal“, sagt Umweltreferent Thimo Fiesel (Grüne), der auch für die Waldagenden verantwortlich zeichnet.
Zwischenzeitlich war auch versucht worden, das Haus dem Höfemuseum anzubieten, das aber ablehnte, oder mit dem Pächter eine Lösung zu finden und den Hof an anderer Stelle neu zu errichten. Dagegen spricht sich Fiesel entschieden aus, da es keine neue Hofstelle brauche, damit der Pächter mit seinen Jagdgesellschaften im Kaisertal logieren kann, wie er sinngemäß sagt. Den Hang abzustützen würde eine „millionenschwere Investition benötigen, und dann kann niemand garantieren, dass wir in sieben oder acht Jahren nicht wieder vor der gleichen Situation stehen“, zeigt er ein weiteres Problem auf. Also bleibt nur die Spitzhacke übrig. Die will aber wiederum der Gemeinderat Ebbs bremsen. Der beschloss, einen Brief an die Nachbarstadt zu schicken. Darin wird auf den besonderen Wert des Gebäudes für das Landschaftsbild hingewiesen.
Sollte Kufstein den Abriss beantragen, „werde ich mir das gut überlegen“, kündigt Ritzer an. Eine „so finanziell potente Stadt“ wie Kufstein habe eine Verantwortung, das Haus zu erhalten. Immerhin hat sie auch das Gebäude gekauft. Es sei bereits vor hundert Jahren der Hang abgestützt worden. Mit modernen Mitteln, sprich viel Beton, könnte der für lange Zeit gesichert werden, ist Ritzer überzeugt. „Wir sind mitten im Naturschutzgebiet, da wären massive Eingriffe notwendig“, schüttelt über diesen Vorschlag wiederum Fiesel den Kopf. Ganz abgesehen von den immensen Kosten. Derzeit laufen weitere Untersuchungen mit dem Landesgeologen. Sieht der Gefahr im Verzug, kommt die Spitzhacke zum Einsatz.
Wolfgang Otter