Wasserburg – Die Wasserburger haben sich noch gar nicht wieder richtig emotional erholt vom Häuserbrand an Fronleichnam in der Altstadt, da trifft eine neue Schocknachricht ein: Die Brandfahnder der Kriminalpolizei fanden laut Polizeipräsidium Oberbayern Süd bei der Spurensicherung „Anhaltspunkte, die auf eine vorsätzliche Brandstiftung hindeuten“. Die Verdachtsmomente richten sich gegen einen 35-jährigen Wasserburger.
Zweiter Bürgermeister
reagiert geschockt
Die Staatsanwaltschaft Rosenheim hat Haftantrag gestellt, der zuständige Ermittlungsrichter am Amtsgericht Rosenheim ordnete Untersuchungshaft an. Der türkische Staatsangehörige kam in eine Justizvollzugsanstalt, so das Präsidium gestern in einer Pressemitteilung.
Geschockt hat Wasserburgs Zweiter Bürgermeister Werner Gartner auf die Nachricht reagiert. „Ich bin fassungslos“, sagt Gartner in Vertretung von Rathauschef Michael Kölbl, „das kann doch nicht wahr sein“. Ihm sitzt so wie vielen Wasserburgern noch der Schreck über das Beinah-Inferno in der Altstadt in den Knochen. Die Tatsache, dass jetzt der Verdacht auf schwere Brandstiftung im Raum steht, findet er geradezu verstörend. „Das nimmt für mich noch schrecklichere Ausmaße an, als ich gedacht habe“, sagt Gartner.
Er hatte mit einem technischen Defekt als Ursache gerechnet, doch dass es sein könnte, dass jemand den Brand gelegt hat, ist für ihn „noch einmal eine ganz andere Dimension“. „Wenn es wirklich so ist, muss man sich fragen, ob diese Person bei Sinnen war und sich der möglichen Konsequenzen ihres Tuns bewusst war. Schließlich hätte es Todesopfer geben können.“
In der Tat war die Altstadt, wie berichtet, nur knapp an einer Katastrophe größeren Ausmaßes vorbeigeschrammt. Ein Haus am Weberzipfel brannte fast vollständig aus, es ist derzeit unbewohnbar. Zwei Nachbargebäude nahmen Schaden. Dass nach jetzigem Kenntnisstand der Polizei nur zwei Personen leicht verletzt wurden, haben die Bewohner der Häuser auch einem umsichtigen Nachbarn zu verdanken: Ömer Sengül entdeckte die Flammen und trommelte die Bewohner frühmorgens aus den Betten. Gegen 5.20 Uhr meldeten Anwohner der Integrierten Leitstelle den Brand.
Dem schnellen und professionellen Eingreifen der Feuerwehren ist es zu verdanken, dass die Flammen nicht noch weiter um sich griffen. „Das hätte ganz, ganz böse ausgehen können“, bedauert Gartner.
In den vergangenen Jahrzehnten habe die Stadt noch nie eine solche Extrem-Situation erlebt. Und die Folgen haben nach Gartners Angaben tiefe Spuren hinterlassen: zwei quasi obdachlose Familien, die zwar übergangsweise eine Bleibe gefunden haben, aber vor den Trümmern ihrer Existenz stehen, ein abgesperrtes Haus, das aufgrund der Gefahr eines Einsturzes derzeit keiner bis auf Experten betreten dürfe, Sachschaden von mindestens mehreren Hunderttausend Euro, möglicherweise noch mehr, zwei Leichtverletzte.
Knick-Drehleiter
hat sich bewährt
Bewährt hat sich zur Freude von Gartner, dass sich die Feuerwehr Wasserburg in den vergangenen Jahren intensiv auf einen solchen Großeinsatz vorbereitet hat – und sich der Stadtrat zum Kauf der sehr teuren und speziellen Knick-Drehleiter entschlossen hatte. Sie ermöglicht ein Löschen auch in verwinkelten Gassen und bei engen historischen Häuserzeilen, die schlecht erreichbar sind.