Das große Summen und Stechen

von Redaktion

Nervige Gesellen schwirren momentan vermehrt am Chiemsee herum: Stechmücken. Doch eine intensive Bekämpfung ist nach wie vor nicht möglich. Zu den Gründen, wie schlimm die Lage momentan ist und wann Badegäste wieder mit einer Erleichterung rechnen können.

Prien – Der Chiemsee lockt mit seinen schönen Fleckchen nicht nur Einheimische und Touristen an. Auch Mücken fühlen sich dort momentan sehr wohl und stören beim Badebesuch oder dem gemütlichen Biergartenabend. Vor knapp einem Monat hatte der „Abwasser- und Umweltverband (AUV) Chiemsee“, der federführend für die Stechmückenbekämpfung zuständig ist, bereits in einem Pressegespräch bekannt gegeben, dass ein vermehrtes Aufkommen zu erwarten ist. Das hält bis jetzt an.

„Wie ein Gang
durch einen Vorhang“

Irmgard Huber berichtet dem OVB ein Erlebnis am sogenannten „Polizeisteg“ in Prien. Dort geht sie immer morgens zwischen acht und zehn Uhr zum Schwimmen und hatte es mit einem großen Schwarm Mücken zu tun. „Ich bin mir vorgekommen, als würde ich durch einen Vorhang durchgehen“, beschreibt sie die vielen Insekten, die dicht und mit einem lauten Summen umherschwirrten. Aggressiv waren die Insekten jedoch nicht. Sie fügt außerdem hinzu, dass die Tage zuvor, die Lage nicht so schlimm gewesen sei und sie sich laut einem Nachbarn zum Abend hin gebessert habe.

Auch Christiane Höhensteiger, Betreiberin des Kiosks am Strandbad in Bernau, schildert auf OVB-Nachfrage, dass die Mücken im Moment ein Problem sind. Allerdings zeigen sich die Besucher gut gerüstet. „Die kommen am Abend in langen Hosen, nehmen noch was Langärmliges mit und natürlich haben sie Mückenabwehrsprays dabei“, so Höhensteiger.

„Das Problem ist
heuer überall gleich“

Doch nicht nur in Prien und Bernau kommen die Mücken stark vermehrt vor, „das Problem gibt es heuer überall“, sagt die Kioskbetreiberin. Das bestätigt auch Rimstings Bürgermeister Andreas Fenzl, der zudem Vorsitzender des Abwasser- und Umweltverbands Chiemsee ist. Er weist darauf hin, dass sich die Schwärme ebenso in Gebieten abseits des Chiemsees aufhalten, zum Beispiel an Teichen oder in und an Wäldern, wo Pfützen sind.

Beschwerden über die Stechmücken seien von den Bürgern bisher nur wenige bei Fenzl eingegangen. Er betont dabei, dass er und der AUV auch nichts an der aktuellen Situation ändern können. Denn wann die Bekämpfung zur Eindämmung der Stechmücken stattfinden darf, ist in einem Bewilligungsbescheid der Regierung von Oberbayern klar geregelt und mit entsprechenden Auflagen versehen.

Keine nachträgliche Bekämpfung möglich

Erste Voraussetzung: Der Pegelstand am Alz-Auslauf bei Seebruck muss über den festgelegten Wert von 116 Zentimeter steigen, weil dann die Brutstätten der Insekten überschwemmt sind. Momentan liegt dieser aber lediglich bei etwa 63 Zentimetern. Zwar hatte man im Frühjahr den nötigen Wasserstand erreicht, aber wegen des Dauerregens entwickelten sich die Larven zu schnell. Das Problem dabei: Bei der Bekämpfung wird ein Eiweißgranulat in dem Überschwemmungsgebiet verteilt, dessen Basis das Bakterium B.T.I (Bacillus thuringiensis israelensis) bildet. Dieses sorgt dafür, dass die Darmzellen der Larven, nachdem sie das Granulat als Nahrungsmittel aufgenommen haben, platzen. Allerdings geschieht das nur in den ersten beiden Entwicklungsstadien der Larven, danach sind sie auf das Granulat nicht mehr angewiesen und ernähren sich nicht mehr davon. „Bei einem Großteil der Kontrollen wurden aber schon erste Mückenschwärme in der Luft entdeckt“, heißt es von Fenzl. Somit ließ sich bestätigen, dass teilweise sogar die letzten beiden Entwicklungsstadien der Larven abgeschlossen waren.

Die aktuelle Lage bewertet Fenzl als „nicht entspannt, aber auch nicht angespannt.“ Doch es gibt gute Nachrichten: Die Anzahl der Schwärme wird weniger, wie er mitteilt.

Weitere Trockenheit wird Lage verbessern

Das bekräftigt auch Andreas Zahn, Artenschutzbeauftragte des Bund Naturschutz Bayern. „Die Larven brauchen Wasser, um sich zu entwickeln. Wenn es zu trocken ist, sterben sie“, sagt er. Und weil Mücken nur etwa zwei Monate lang leben, bedeutet das: Bleibt es trocken, könnte es bald wieder friedlich sein.

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