Söllhuben – „So wie Hand in Hand von Stadt und Kreis im Rosenheimer Land selbstverständlich ist, so ist auch das Miteinander und Zusammenwirken aller haupt- und ehrenamtlichen Organisationen zur Sicherheit der Menschen bei uns gegeben.“ Mit diesen Worten begann Landrat Otto Lederer seine Begrüßung beim diesjährigen „Blaulicht-Tag“, den der CSU-Kreisverband Rosenheim im Gasthof Hirzinger in Söllhuben organisierte. Prominenter Gast war Bayerns Innenminister Joachim Herrmann.
Deutlich machte der Landrat in seiner Rede, dass er wenig Verständnis dafür habe, „wenn Schaulustige und Kleber Einsatzkräfte und damit das Leben anderer gefährden.“ Dies überschreite Grenzen, denn: „Sicherheit für alle muss maßgeblich bleiben“, so der Landrat.
Sicherheit als „Herzensaufgabe“
Rosenheims Zweiter Bürgermeister Daniel Artmann hieß viele Ehrengäste willkommen und sagte: „Ein schöner Landkreis allein genügt nicht, er muss auch sicher sein – gerade bei uns im Rahmen der Zusammenarbeit von Bundes- und Landespolizei und mit einem herausfordernden Verkehrsknotenpunkt.“
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann betonte in seinen Ausführungen, dass die Sicherheit für Land und Leute nicht nur eine Kern-, sondern auch eine Herzensaufgabe sein sollte. Auf den Umstand, dass Bayern seit Jahren das Bundesland mit der höchsten Aufklärungsquote und den niedrigsten Delikten im Bürgerdurchschnitt ist, sagte er: „Das fällt nicht vom Himmel, das ist kein Naturgesetz, das haben wir euch allen, die ihr im Einsatz seid, und der Justiz zu verdanken.“
Im Übrigen bescheinigte der Minister der Polizeidirektion Oberbayern-Süd, dass sie die sicherste Region in Bayern sei und dass der Landkreis Rosenheim noch sicherer sei – und sich damit „am Rande des Paradieses“ befinde.
Hundert Prozent Sicherheit werde es aber nie geben, gab Hermann zu. Deswegen werde es auch fortan notwendig sein, dass aus Erfahrungen gelernt werde und dass die Politik hinter den Hilfs- und Rettungsdiensten stehe. In diesem Zusammenhang erwähnte Herrmann – beispielhaft für alle Rettungsdienstformen – dass es in Bayern in acht Großstädten Berufsfeuerwehren gibt und im Rest des Freistaates über 300000 Frauen und Männer ehrenamtlichen Feuerwehrdienst leisten. „Diesen Dienst der Feuerwehren, aber auch der Wasser- und Bergwachten, des Roten Kreuzes, des THW und weiterer Dienste und Gruppierungen müssen wir ständig bei Ausbildung und Ausstattung auf der Höhe der Zeit halten und auch über Landesgrenzen hinweg solidarisch mit in Not geratenen Nachbarn zur Verfügung halten.“ Damit spielte der Minister unter anderem auf die Katastrophe im Ahrtal an.
Wunsch nach
optimaler Ausstattung
Dass der Wunsch nach optimaler Personal- und Sach-ausstattung nicht immer erfüllt werden kann, zeigte die anschließende Diskussionsrunde, die von Bezirksrat Sebastian Friesinger geleitet wurde. Dabei kamen nicht nur Bürokratie-Hemmnisse zur Sprache – so muss zum Beispiel die Rückführung des reparierten Wasserschutzpolizeibootes vom Chiemsee von Bremerhaven nach Prien von allen Bundesländern genehmigt werden. Auch EU-Verordnungen, die Kreisbrandrat Richard Schrank bei Einsatz-Fahrzeugen zu schaffen machen, waren Thema, ebenso wie Wahnsinns-Situationen für Rettungskräfte bei Blockabfertigungen oder die Schnelligkeit von Bürger-Warnungen bei Katastrophen. Thomas Neugebauer, stellvertretender Kreisgeschäftsführer und Bereichsleiter Rettungsdienst des BRK Rosenheim, sprach über den Mangel an Fachkräften für Notfälle sowie die vielen und oft überflüssigen Fehlalarmierungen bei der Notarzt-Nummer 112.
Auch die durch Corona bedingten Wartelisten bei den Feuerwehrschulen wurden diskutiert. Dazu sagte der Minister, dass die Kapazitäten bei Schulungen und Lehrgängen aktuell erhöht werden. „Die Ausbildungsplätze wurden zuletzt von 250 auf 700 erhöht, aber gegen die demografische Entwicklung können wir nur schwer ankämpfen.“ Die Zahl der Einsatzkräfte, die derzeit in Pension gehen, gegenüber der Zahl derer, die eine Ausbildung beginnen, ist laut Hermann mehr als doppelt so hoch. „Wir tun, was wir können“, betonte der Minister.