Nach Unfall beginnt Ursachenforschung

von Redaktion

Nachdem ein 78-jähriger Rentner in Bernau die Kontrolle über seinen BMW verlor und spektakulär drei Meter in die Tiefe stürzte, rückt das Alter des Fahrers in den Fokus. Ein Fahrlehrer spricht von „gewaltigen Defiziten“ bei manchen Senioren.

Bernau – Szenen wie aus einem Actionfilm spielten sich am Freitagabend auf dem St.-Laurentius-Friedhof in Bernau am Chiemsee ab, als ein 78-jähriger Rentner lediglich ein Grab aufsuchen wollte. Doch statt einen stillen Moment der Trauer zu erleben, endete der Ausflug in einem Albtraum (wir berichteten). Der Rentner verlor die Kontrolle über seinen neuen 3er-BMW und raste unkontrolliert auf den Kirchplatz zu.

Der BMW durchbrach mit voller Wucht ein Holzgeländer und stürzte mit einem lauten Knall drei Meter über einen Treppenabgang in die Tiefe. Auf der rechten Fahrzeugseite blieb der Wagen auf dem Friedhofsgelände liegen und riss dabei das Geländer des Treppenabgangs mit sich.

Inmitten des Wracks saß der Rentner gefangen und konnte sich nicht selbst befreien. Passanten eilten herbei und leisteten Erste Hilfe, um den 78-Jährigen aus seinem Gefängnis aus Metall und Glas zu befreien. Glücklicherweise trug er nur leichte Verletzungen davon und wurde vom Rettungsdienst in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht. Ein wahrer Glücksfall, denn das Fahrzeug hätte noch weiter abrutschen können und der Unfall ein noch schlimmeres Ende nehmen können.

Die Polizei identifizierte die Ursache des schrecklichen Unfalls: Der Rentner habe wohl Gas und Bremse verwechselt, da er mit dem neuen Fahrzeug nicht sonderlich vertraut gewesen sei. Doch Fachleute zweifeln an dieser Unfallursache.

Uwe Hanschmann, Inhaber der gleichnamigen Fahrschule in Rosenheim, hat eine klare Meinung zu solchen Vorfällen. „Nach so vielen Jahren sollte jeder Fahrer, unabhängig vom Alter oder dem Fahrzeugmodell, wissen, wo sich Gas und Bremse befinden“, betont er.

Der Fahrlehrer vermutet viel mehr „andere Gründe“ hinter dem Vorfall.

Seit elf Jahren schon bietet Hanschmann älteren Menschen einen speziellen Fahr-Fitness-Check an, den der ADAC einst ins Leben rief. Ob solche Tests tatsächlich Unfälle wie diesen minimieren oder sogar verhindern können, bleibt Spekulation.

„Nicht jeder Fehler führt zu einem Unfall, aber manchmal sehe ich Situationen im Verkehr und denke mir nur: Puh“, offenbart Hanschmann. Er spricht von „gewaltigen Defiziten“ und vergleicht den ein oder anderen Senioren mit einer „tickenden Zeitbombe“, da viele Senioren auf den Straßen „unsicher“ agieren.

Hanschmann betont, dass er älteren Menschen nicht das Autofahren verbieten oder ihre Mobilität einschränken möchte, insbesondere in ländlichen Gebieten. Dennoch besteht in seinen Augen dringender Handlungsbedarf. Es könne nicht sein, dass Lkw-Fahrer oder Fahrlehrer alle fünf Jahre verschiedenen Tests unterzogen werden, während Autofahrer „bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag“ ohne Kontrollen davonkommen, findet er.

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