Vom heilige Augustinus stammt der Satz: „Wer singt, betet doppelt!“ Wer im strömenden Regen nach Altötting radelt, betet dann vielleicht dreifach. Dieser Gedanke kommt mir, als wir uns am Samstagmorgen wie verabredet vor der Pfarrkirche versammeln. Es regnet und die Wetter-App hat für die kommenden Stunden keine gute Prognose. Ein fragender Blick in die Runde und es steht fest: Die wollen tatsächlich starten! Etwas missmutig trete ich anfangs in die Pedale und nach den ersten 20 Kilometern ist das Wasser schon in den Schuhen. Als später noch Wind dazukommt, stelle ich mir für ein paar Kilometer wirklich die Frage, ob man eine Wallfahrt bei so einem Wetter nicht auch mal absagen oder verschieben kann? Der älteste Teilnehmer, der die Strecke mit elektrischer Unterstützung absolviert, geht auf das 90. Lebensjahr zu und denkt gar nicht ans Aufgeben. Niemand aus der Gruppe. Auf dieser zähen Wallfahrt ist mir heuer vieles durch den Kopf gegangen: Sorgen, anstehende Veränderungen und Menschen, die ich im Herzen trage. Ebenso die Dankbarkeit, dass ich als Kind noch lernen durfte, bei widrigen Bedingungen die Zähne zusammenzubeißen und durchzuhalten. Bei der Ankunft vor der Gnadenkapelle strahlt die Sonne. Auch in unserem Inneren. Als ich den tropfenden Rucksack für ein gemeinsames Siegerfoto vom Rücken nehme, schaue in lauter fröhliche Gesichter meiner Pilger. Wir fühlen uns nicht als Sieger. Gesiegt hat die Erfahrung, dass Gottes Liebe uns stärkt. Auf dem Abenteuer dieser Wallfahrt und auf der ganz großen Wallfahrt, die Leben heißt.