FlexiCamper-Pleite: Kunden klagen über dreiste Abzocke

von Redaktion

Immer mehr Betroffene melden sich zu Wort – Von vielen wurde der Lebenstraum zunichtegemacht

Rosenheim/Traunstein – Camping mit dem eigenen Mobil – für Viele geht es um die Erfüllung eines Lebenstraums. Die Firma „FlexiCamper“ aus Rosenheim vertrieb diese fahrbaren Träume – zumindest bis vor Kurzem. Seit Mai läuft für die FlexiCamper Wohnmobilmarkt GmbH ein Insolvenzeröffnungverfahren. Besonders brisant: Es melden sich immer mehr Betroffene, die ein Wohnmobil zwar gezahlt, aber nie erhalten haben. Mittlerweile ermitteln die Spezialisten für Wirtschaftskriminalität am Polizeipräsidium Oberbayern Süd. Im Fokus: Die Geschäftsführerin Jessica K. und ihr Lebensgefährte Siegfried H.. Beide waren schon früher in Zusammenhang mit der Mega-Pleite der Landwirtschaftsfirma KTG Agrar AG in die Schlagzeilen geraten – damals mit knapp einer halben Milliarde Euro an Verbindlichkeiten bei den Gläubigern.

Laut ersten Informationen des vorläufigen Insolvenzverwalters Klaus Martin Lutz sollen 159 Kunden betroffen sein. Einige von ihnen berichten im Gespräch mit den OVB Heimatzeitungen von ihren Erfahrungen: „Zum ersten Mal in Kontakt mit FlexiCamper kamen wir auf einer Freizeit-Messe. Dort waren deren Verkäufer auch auf einem Stand der Hersteller unterwegs und haben uns angesprochen. Das war anfangs wirklich sehr professionell“, erzählt die Rosenheimer Tochter eines Betroffenen. Ein anderer – Jörg G. aus Köln – ergänzt: „Der Preis war dank Messerabatt auch super, also haben wir uns entschieden zu kaufen. (…) Mit Vertragsunterzeichnung wurde dann auch die Anzahlung fällig. Doch dann gingen die Probleme los.“

Jörg G. überwies der Rosenheimer Firma insgesamt 58400 Euro; der Vater der Rosenheimerin zahlte umgehend 50000 Euro. Der Restbetrag sollte nach Erhalt des Wohnmobils fällig werden, doch so weit kam es nie: „Nach 18 Monaten mit Unverschämtheiten, Hinhalten und Vertrösten ging die Firma dann Pleite.“ Jörg G. ergänzt: „Zuletzt hat man uns am Telefon sogar ausgelacht und gesagt: ‚Von uns kriegen sie kein Auto‘“.

Ein Bericht, der sich mit den Erfahrungen anderer Kunden von FlexiCamper deckt: „Wir wurden immer wieder vertröstet, Monat für Monat, über ein Jahr lang – nun ist die Firma pleite und was jetzt?“ fragen sich auch Jürgen Deinhart und Annett Liedtke aus dem Chiemgau. Dass es in diesem Fall zu gezielten Täuschungen und nicht zu Lieferengpässen oder Verspätungen gekommen sei, steht für die beiden Chiemgauer außer Frage: „Wir wissen von mehr als 100 Betroffenen – immer dasselbe Spiel. Das ist dreiste Abzocke! Und da kommt schon eine riesige Summe zusammen!“ Jürgen Deinhart hatte Anfang 2022 zusammen mit seiner Lebensgefährtin 33500 Euro angezahlt. Auf ihr Wohnmobil warten sie bis heute vergebens.

Auch im Netz machen nun die Kunden ihrem Ärger Luft. So sackten beispielsweise auf Google die Sterne-Bewertungen für die Rosenheimer Firma mittlerweile in den Keller. „Von der Geschäftsleitung niemand mehr erreichbar, die Ratten haben das sinkende Schiff bereits verlassen“, schrieb dort ein Kunde bereits Anfang Juni.

„Habe zwei Wohnmobile bei FlexiCamper gekauft und (…) 105000 Euro bezahlt! Seither warte ich auf die Fahrzeugbriefe, welche mir nicht ausgehändigt wurden! Katastrophe! Die Geschäftsleitung gibt einfach keine Antwort!“, schrieb ein anderer Kunde bereits im Mai zuvor. Dass hinter den Geschäften von FlexiCamper jemand anderes als die eingetragene Geschäftsführerin Jessica K. steht, kann auch die Familie aus Mecklenburg-Vorpommern bestätigen. Aussagen, die sich mit denen ehemaliger Mitarbeiter decken. Erneute Nachfragen seitens unserer Redaktion bei der Geschäftsleitung von FlexiCamper blieben erneut unbeantwortet. Weder telefonisch noch per E-Mail waren Jessica K. oder auch Siegfried H. zu erreichen.Michael Weiser

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