Wasserburg/Eiselfing – Es war die perfekte Location: Die „LandWirtschaft“ in Staudham bot einen ausreichend großen, schönen Saal mit Bühne für das „Montagsbrettl“, vor den Vorstellungen konnten die Gäste zum Essen gehen. Ausverkauft, hieß es deshalb beim letzten „Montagsbrettl“ im März. Die Stimmung war super. Doch Altinger wird im Staudhamer Gasthof nicht mehr auftreten. „In Räumlichkeiten, in denen die AfD und Die Basis verkehren, haben wir nichts verloren“, sagt er.
Kulturreferentin
trägt Entscheidung
Mit „wir“ meint er den Kulturkreis Wasserburg, unter dessen Dach seine Kabarettveranstaltungen seit einem Jahr stattfinden. Vorsitzende Sophia Clemente bestätigt auf Anfrage der Wasserburger Zeitung und von wasserburg24.de: Der Kulturkreis unterstütze den Wunsch von Altinger und habe entschieden, einen neuen Veranstaltungsort zu wählen. „Wir sind uns einig: die AfD und wir im selben Raum, das geht nicht. Diese politische Richtung und Kabarett: Das passt nicht.“
Auch Wasserburgs Kulturreferentin Edith Stürmlinger sagt: „Ich kann die Entscheidung von Michi Altinger verstehen und trage sie voll mit.“ Stürmlinger betont jedoch auch: „Ich bedauere es sehr, dass wir diese schöne Location nun nicht mehr nutzen können.“ Der Saal mit Bühne in der „LandWirtschaft“ sei ideal für das Format von Altinger gewesen. Ein Wirt könne selbstverständlich selbst entscheiden, wem er seine Räumlichkeiten zur Verfügung stelle, „doch dann können auch wir entscheiden, dass wir dort nicht mehr hingehen mit unserer Kabarettveranstaltung“, so Stürmlinger.
Wirt Jens Theo Heupgen findet jedoch, Altinger habe „überreagiert“. Er sei sehr traurig und enttäuscht darüber, dass der bekannte Kabarettist nicht mehr in seiner Gaststätte auftreten wolle. Die Entscheidung kann Heupgen nach eigenen Angaben nicht nachvollziehen. „Bei mir kommen alle rein: Jung und Alt, Menschen mit kleinem und großen Geldbeutel, Theaterleute und Musiker, Vereine und Parteien“, sagt er. Auch politische Diskussionen gehören nach seiner Überzeugung zur Wirtshauskultur, „erst recht in diesen schwierigen Zeiten“. Seinen Gasthof verstehe er als Plattform zum Reden, Debattieren, sich Austauschen, ganz offen, ohne Denkverbote. Die Kabarettreihe „Brotzeit und Spiele“ beispielsweise finde nach wie vor hier statt, auch bei dieser Veranstaltungsreihe ständen Kabarettisten auf der Bühne.
Altinger will es nicht weiter vertiefen, warum er in der „LandWirtschaft“ nicht mehr auftreten will. Nur so viel: „Ich will nicht da sein, wo auch die sind.“ In den vergangenen Wochen fanden hier mehrere Veranstaltungen statt, zu denen die neue Partei „Die Basis“ und auch die AfD eingeladen hatte – unter anderem am 28. Juni ein Infoabend zum Thema Bahninfrastruktur vom AfD-Kreisverband Rosenheim. Am 20. Juli spricht hier auf Einladung des Kreisverbands der Partei „Die Basis“ Dr. Andreas Sönnichsen zum Thema „Corona-Management? So nie wieder!“ Altinger ist sich nach eigenen Angaben bewusst, dass sein Rückzug ein politisches Statement darstellt. „Ich will ein Zeichen setzen“, sagt er. Er werde nicht auf einer Bühne stehen, auf der auch Parteien präsent seien, „die ein ganz anderes Demokratieverständnis als ich haben“ Altinger hat für seine Veranstaltungen bereits räumlichen Ersatz gefunden: Das nächste Montagsbrettl wird am 11. September in Alteiselfing im Saal der „Osteria da Christian“ (vormals Gasthaus Lax) stattfinden, berichtet der Kabarettist. „Das ist kein Neuland für mich“, sagt er, hier habe er schon einmal seine Veranstaltungsreihe angeboten, als der Festsaal in Gabersee, wo er 20 Jahre lang auftrat, saniert wurde. Der Saal in Alteiselfing sei groß genug, der Gasthof erst kürzlich von einem sehr bekannten neuen Wirt (früher Pizzeria in Penzing) übernommen und neu eingerichtet worden. Obwohl montags hier eigentlich Ruhetag sei, werde für das „Brettl“ geöffnet, das gelte auch die Gastronomie. Auch der Kulturkreis und die Kulturreferentin sprechen von einer erfolgversprechenden räumlichen Alternative.
In Alteiselfing gebe es Platz für 250 Gäste, so wie in Staudham. Die Karten können laut Altinger ab Mittwoch, 12. Juli, beim Wasserburger Bohnenröster, Marienplatz 11, oder online über seine Homepage (www.michael-altinger.de) erworben werden. Die Preise würden sich nicht ändern. Als Gäste hat Altinger die Kollegen HG Butzko, Nils Heinrich und die Bühnenfigur „Irmgard Knef“ (Ulrich Michael Heissig) eingeladen. Natürlich steht er als Gastgeber auch auf der Bühne.
Rock aus
Strunzenöd
Nur wenige Tage nach dem ersten „Montagsbrettl“ am neuen Ort wird Altinger außerdem eine weitere Premiere feiern. Er veröffentlicht am Donnerstag, 14. September, sein erstes Musikalbum („Strunzenöd rocks!“), eine gemeinsame Produktion mit seinem Bühnenmusiker Andreas Rother. Die Release-Feier steigt in „Fichters Kulturladen“ in Ramsau und Karten gibt es ab sofort online oder direkt in Ramsau. Außerdem gibt es einen Podcast von Altinger: „Rampensäue, frisch geschlachtet“. Auf itunes und spotify erzählen Altinger und Kollege Alexander Liegl über die schönsten Bühnenkatastrophen aus ihren Laufbahnen, mit drei prominenten Gästen. In der ersten Folge mit dabei: Luise Kinseher, Constanze Lindner und Matthias Tretter.