Mit neuer Kraft und Zuversicht

von Redaktion

Zwischen Himmel und Erde

Im Urlaub in den Pyrenäen war die berührendste Erfahrung nicht das Erreichen der Berggipfel nach ausgedehnten Wanderungen oder die Postkartenidylle der traumhaften Landschaft. Der Gänsehautmoment kam unvermittelt, als bei der abendlichen Lichterprozession im Wallfahrtsort Lourdes Hunderte von Schwerkranken und Behinderten aus allen Nationen in fahrbaren Krankenbetten und Rollstühlen zum Segen nach vorn geschoben wurden. Jeden Abend wiederholt sich das hier so. Auch wenn mir der Anblick eines Schwerkranken als Seelsorgerin vertraut ist, zerreißt einem diese geballte Fülle an sichtbarem Leid auf einem Platz fast das Herz. Wenn man eben eines hat, kann dieses davon auch nicht unberührt bleiben. Die Werbung zeigt uns in den Medien immer nur junge, schöne und unversehrte Menschen. Die Realität ist aber eine andere. Wer das ausblendet, wird in Lourdes dahin zurückgeholt. Hier geschieht jedoch mehr: Es sind nicht nur die vielen ärztlich dokumentierten Heilungen, die medizinisch nicht erklärbar sind. Es ist die Hoffnung und die Kraft, die von diesem Ort ausgeht. Auch die Kranken, die in Lourdes nicht geheilt werden, kehren anders nach Hause zurück, als sie aufgebrochen sind. Natürlich habe ich etwas Heilwasser aus der Grotte für meine Kranken daheim mitgenommen. Heilung bringt aber nicht das Wasser, sondern die Erfahrung, dass wir mit all unseren unterschiedlichen körperlichen und seelischen Nöten – ob sichtbar oder für andere unsichtbar – nicht allein sind und eine gemeinsame himmlische Kraftquelle haben.

Artikel 9 von 11