Sorge um den Grundwasserpegel

von Redaktion

Der Sommer macht derzeit eine Pause, die Natur bekommt den mehr als benötigten Regen. Aber reicht der Regen auch aus, um den Grundwasserspiegel in der Region wieder ansteigen zu lassen – oder droht mit der nächsten Hitzewelle ein Wassermangel?

Rosenheim – Der zu Ende gegangene Juli verzeichnete weltweit eine durchschnittliche Temperatur von 17 Grad und war damit der wärmste Monat seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Das geht aus einer Analyse der Universität in Leipzig hervor. Mit der Hitze geht auch oft eine Trockenheit einher. Im Juni 2023 betrug der durchschnittliche Niederschlag in Deutschland 51 Liter pro Quadratmeter. Der Mittelwert der vergangenen Jahre liegt bei 85 Litern. In der Folge sinken in den Sommermonaten auch die Grundwasserpegel. 

Das Bayerische Landesamt für Umwelt aktualisiert täglich eine Karte des oberen Grundwassers in Bayern. Aktuell ist die Lage relativ entspannt. Meist sind entlang der größeren Flüsse und Bäche Messstellen angebracht, die den Grundwasserpegel aufzeichnen. Derzeit vermeldet die Messstation in Sendling am Inn einen sehr niedrigen Pegelstand, ebenso wie Grassach an der Alz. Entlang der Mangfall ist der Stand entweder als niedrig oder als „kein Niedrigwasser“ gekennzeichnet.

Trockenjahre werden
häufiger

„Die Situation im Landkreis Rosenheim ist aktuell nicht kritisch, was die Grundwassersituation anbelangt“, sagt Klaus Moritz, der Sachgebietsleiter für Gewässerkunde am Wasserwirtschaftsamt in Rosenheim. Die Grundwasserstände seien zwar seit Mitte Mai als Folge des Niederschlagsdefizites überall gefallen, aber neue Niedrigstwasserstände haben sich nirgends eingestellt. „Dabei ist zu beachten, dass vor allem in flachen Grundwasserspeichern und bei niedrigen Flurabständen die Dynamik der Grundwasserstände groß ist. Dies trifft für viele flussbegleitende Sande und Kiese entlang von Mangfall und Inn zu.“

Die Regenfälle der vergangenen Tage haben an vielen der amtlichen Messstellen zu einem relativ schnellen Wiederansteigen des Grundwassers geführt. 

Ein langfristiger Grund zur Entspannung ist das allerdings nicht. Tage mit außergewöhnlich hohen Temperaturen und lange Phasen ohne Niederschlag lassen die Pegel wieder sinken. Besonders Jahre wie 2022, das besonders trocken war, machen aus Sicht des Wasserwirtschaftsamts nachdenklich. Solche Trockenjahre werden mehr. Als Maßstab wird in Bayern das Jahr 2003 herangezogen, in dem es besonders wenig Niederschlag gab. 2015, 2018 und 2022 zählen ebenfalls in diese Kategorie.

„Die Projektionen für das zu erwartende Klima lassen wärmere und trockenere Sommer mit häufigeren Starkregen, bei denen weniger Wasser versickert, erwarten“, sagt Moritz. Sollten sich diese Projektionen einstellen, werden im Mittel fallende Grundwasserstände erwartet.

Die Messdaten des Wasserwirtschaftsamts lassen laut Moritz den Schluss zu, dass wir uns zeitlich bereits in der beginnenden Phase von kritischen klimatischen Veränderungen befinden. „So ist für den Landkreis Rosenheim die Grundwasserneubildung von 322 Millimetern pro Jahr im Zeitraum von 1971 bis 2000 auf 264 Millimetern pro Jahr für den Zeitraum 2009 bis 2018 gefallen, was einem Rückgang von 18 Prozent entspricht.“

Grundwasser hat ein
langes Gedächtnis

Damit sich das wieder ändern könnte, wären eine Folge von Jahren mit normalen, besser noch überdurchschnittlichen Regenfällen, die möglichst in Form von Dauerregen geringer Intensität auftreten, hilfreich.

Temporär treten am Alpenrand und am Voralpenland durchaus immer wieder feuchte Perioden auf, die zu Grundwasseranstiegen führen. Entscheidend ist Moritz zufolge aber die langjährige Entwicklung, da Grundwasser ein langes Gedächtnis hat, insbesondere wenn die Speicher sehr mächtig sind, so Moritz.

In Südbayern sei dies in diesem Jahr häufig für den mächtigen Speicher der Münchner Schotterebene berichtet worden. Dort sind die Grundwasserstände so niedrig und die nötige Wassermenge zur Auffüllung des Speichers entsprechend hoch, dass es einer ganzen Folge von feuchten Jahren benötigen würde, bis sich wieder normale Grundwasserstände einstellen würden.

Auch wenn der Sommer bisher heißer als normal ausfällt, besteht derzeit noch kein Grund zur Sorge. Verbote von unnötigem Wasserverbrauch sind nicht zu befürchten. „Derzeit gehen wir nicht davon aus, dass in nächster Zeit regional derartige Einschränkungen notwendig werden. Dennoch kann man allgemein appellieren, sparsam mit dem Wasser umzugehen und beispielsweise die Gartenbewässerung entsprechend anzupassen“, sagt Moritz.

Lokal auftretende
Probleme möglich

Dies gilt sowohl für die Verwendung des Leitungswassers zum Gießen von Gartenpflanzen, als auch für die direkte Wasserentnahme aus oberirdischen Gewässern gerade in Zeiten mit wenig Wasserführung und entsprechenden Temperaturen. Lokal begrenzt sei es aber durchaus vorstellbar, dass fehlendes Wasser zu Problemen führt. 

So fallen zum Beispiel im alpinen Bereich flache Quellen, die für Almen, Berghütten oder auch private Haushalte genutzt werden, bei mehrwöchigem Ausbleiben von Niederschlag schnell trocken. „Solche Situationen sind während früherer trockener Episoden schon aufgetreten. Aktuell gibt es hier jedoch nach unserem Wissen keine Probleme“, sagt Moritz.

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